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In der Debatte rund um monetäre Belohnungen bei guten Noten lohnt es sich, den Blick auf beide Seiten der Medaille zu werfen. Denn eine klare Sache ist das Zeugnisgeld keinesfalls, da durchaus sowohl für das „Pro“ als auch das „Contra“ gute Argumente hervorgebracht werden können. Daher lohnt es sich, auf diese einmal einen genaueren Blick zu werfen.
Pro – das spricht FÜR das Zeugnisgeld
- das Belohnen kann motivierend wirken
- Kinder lernen den Umgang mit Geld
- Stärkung des Verhältnisses zwischen Leistung und Belohnung
- weiteres Geld ist in den Sommerferien immer nützlich
- bei Einzelkindern kommt kein Gefühl der Ungerechtigkeit auf
- Kinder bekommen den Wert von Arbeit und Fleiß aufgezeigt
Contra – das spricht GEGEN das Zeugnisgeld
- bei Geschwistern könnte sich das Gefühl von Bestrafung, Ungerechtigkeit und Neid einstellen
- die Höhe lässt sich nur schwer bestimmen
- unterschiedlich viele Zensuren könnten die Endsumme zu stark beeinflussen
- die „gefühlte“ Belohnung unterscheidet sich zwischen Kindern
- Kinder müssen sich nicht mit Freunden und deren Zeugnisgeld messen
- das Konkurrenzdenken zwischen Geschwistern würde erheblich angeheizt werden
Eindeutig ist es also keinesfalls, ob es eine gute erzieherische Maßnahme ist, die Kinder für ein gutes Zeugnis mit Geld zu belohnen. Zumal ist immer zu berücksichtigen, dass Kinder gute Leistungen nach unterschiedlich hohem Engagement erbringen. Während es einem Kind sehr leicht fällt Einser und Zweier zu schreiben, muss ein anderes dafür mitunter konsequent und viel lernen, investiert also wesentlich mehr Aufwand und Zeit in seine späteren Leistungen. Eine entsprechend höhere Belohnung wäre hier, nach dem Leistungsgedanken, also durchaus nachvollziehbar. Schwieriger ist es, wenn Sie die Argumente auf die Gesamtsituation innerhalb der Familie ausweiten.
Das Gesamte betrachten – auch bei monetären Belohnungen wichtig!
Bei der Frage nach dem Zeugnisgeld geht es aber nicht nur darum, ob sich Kinder das wünschen und ob es als erzieherische Maßnahme als sinnvoll erachtet wird. Letztlich wächst natürlich auch bei den Eltern das Geld nicht auf den Bäumen, vor allem bei mehreren Kindern kann solch eine monetäre Belohnung für das Halb- und/oder das Endjahreszeugnis die Haushaltskasse signifikant belasten – vor allem zum Ferienanfang, wenn Familienausflüge anstehen, zehrt das an finanziell schwächer aufgestellten Haushalten.
Tipp: Ob Geld überhaupt angebracht ist, hängt auch von der Mentalität des Kindes ab. Ein gutes Zeugnis zu belohnen ist sicherlich richtig, aber es muss ja auch nicht immer Geld sein. Vor allem in der Grundschule freuen sich Kinder meist viel mehr, wenn sich die Eltern sichtbar freuen, sie freudig in den Arm nehmen und vielleicht einen gemeinsamen Ausflug mit der ganzen Familie als Belohnung planen.
Schulpsychologen warnen Eltern auch immer davor, bei möglichen Belohnungen unnötig auszuschweifen. Hier ist Augenmaß wichtig, denn selbst wenn sich ein Kind für ein gutes Zeugnis einen Computer oder ein neues Fahrrad wünscht, ist solch eine teure Belohnung sicherlich nicht angebracht. Letztlich sollten die Kleinen nicht das Gefühl bekommen, dass sie nur noch für Geld in der Schule „hocken“. Eltern müssen also weiterhin vermitteln, dass Schule für die eigene Zukunft wichtig ist und die Kinder keinesfalls nur für ein Extra-Taschengeld lernen. Bei zu wertvollen Belohnungen oder hohen Geldgeschenken kann sich bei Kindern nämlich schnell das gefühlte Gegenteil einstellen.
Mögliche Alternativen zu Geldgeschenken
Es ist nicht alles Gold was glänzt. Soll heißen, es muss nicht immer Geld sein, um eine gute Leistung auszuzeichnen. Denn diese Belohnung können Sie auch vielen anderen Weisen ausdrücken und dem Nachwuchs zugute kommen lassen. Dazu gehören beispielsweise:
- ein Familienausflug an einen Wunschort des Kindes (Wasserpark, Karneval etc.)
- Gutscheine für Kino-, Schwimmbadbesuche und Co.
- belohnen durch den temporären Wegfall einiger Pflichten (Haushaltsarbeit während den Ferien reduzieren)
- materielle Geschenke passend zu den Schulleistungen und Lieblingsfächern
Diese Art von Belohnungen sind meist zwar zeitlich versetzt, schließlich kann man nicht alles am Tag der Zeugnisausgabe oder kurz danach abwickeln, aber die Kinder schätzen sie dennoch. Das liegt auch daran, dass das Zeugnis dann nicht sofort wieder in Vergessenheit gerät. So wie es bei einer Geldzahlung der Fall wäre. Stattdessen werden Kinder die Ferien über immer wieder daran erinnert, warum ein schöner Ausflug oder ein Kinobesuch überhaupt möglich wurde – nämlich aufgrund guter Schulleistungen!
Zeugnisgeld bei Geschwistern – eine komplizierte Angelegenheit
Noch komplizierter wird es für Eltern bei mehreren Kindern. Denn unterschiedliche Klassenstufen und Veranlagungen der Kinder führen fast zwangsweise dazu, dass sich ein Kind benachteiligt fühlt. Vielleicht hat es eigentlich mehr gebüffelt, tut sich in der Schule aber einfach schwer und bekommt nun trotz engagierter Leistung weniger als der Bruder, dem gute Noten „in den Schoss fallen“. Wird das Zeugnisgeld noch durch die Anzahl der Noten beeinflusst, so bei verschiedenen Klassenstufen oft der Fall, ist „das Geschrei“ dann nicht weit entfernt.
Experten raten deshalb, Kinder bewusst gleich zu behandeln. Sie sollten weniger die finalen Zensuren und stattdessen mehr die Arbeitsleistung und das Engagement belohnen. Weiterhin ist ein Mix zwischen einem kleinen Extra-Taschengeld und gemeinsamen Ausflügen oder Gutscheinen eine gute Kombination. So belohnen Sie beide Kinder gleich und verhindern unnötige Streitigkeiten schon vorab. Letztlich obliegt es also auch den Eltern darüber zu entscheiden, die ihre Kinder schließlich am besten kennen und deren Reaktion auf solche Belohnungen aus erster Hand erfahren.
Quelle:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.bayern-psychologe-raetgutes-zeugnis-mit-augenmass-belohnen.3140d5c5-3cb9-4bcb-9abf-6baa49308ab5.html
https://www.abc-kinder.de/zeugnisgeld-ja-oder-nein-argumente-die-dafur-und-dagegen-sprechen-konnen/
https://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article117155060/Geld-fuer-gute-Noten-Grundsatzstreit-bei-Eltern.html