In diesem Artikel
Frei nach dem Motto: „Erkenne dich selbst!“, sind die Frauen zu einer Kurzbetrachtung der weiblichen Geschlechtsorgane (Genitalien) eingeladen. Als Hebamme bin ich des Öfteren schockiert über die Ahnungslosigkeit von Frauen, wenn es um den Bau ihres eigenen Körpers geht! Männer wissen da oft besser Bescheid. Persönlich finde ich diese Tatsache sehr schade. Unser Körper und seine Funktionen sind solche wunderbaren, individuellen Gebilde, dass ich einfach nur darüber staunen kann. Das gelingt mir auch nach 40 Berufsjahren als Anatomielehrerin noch immer!
Die Genitalien werden eingeteilt, wie in der Untenstehenden Übersicht zu lesen ist:
Die Gebärmutter – der Uterus
Sie liegt im kleinen Becken der Frau. Das kann Frau sich vorstellen wie einen knöchernen Ring, der die besonders schützenswerten Organe, wie zum Beispiel
- Harnblase
- Gebärmutter
- Eileiter
- Eierstöcke
- Mastdarm
beinhaltet.
Die Gebärmutter besteht aus drei Abschnitten
- Gebärmuttergrund
- Gebärmutterkörper
- Gebärmutterhals, der mit seinem lateinischen Fachbegriff als Zervix bezeichnet wird und durch den ein Kanal führt, der mit Zervixschleim gefüllt ist.
Die Pforte zum Paradies
Während die Gebärmutter das befruchtete Ei aufnimmt und es in diesem schönen weichen, warmen Nest zum Baby heranreifen lässt, bildet der Gebärmutterhals so etwas wie die Pforte zum Paradies.
Die Spermien schwimmen Weltrekord, um die Pforte bei günstigen Verhältnissen passieren und so durch das Innere der Gebärmutter gelangen zu können. Normalerweise wartet die Eizelle schon im Eileiter und sendet Signale aus, damit die Spermien auch schnell den richtigen Weg finden. Sie ist ja nur etwa 12 Stunden befruchtungsfähig. Neuere Forschungen tendieren sogar zu einem deutlich kürzeren Zeitraum. Nach der Befruchtung wandert die Eizelle dann in die Gebärmutter und nistet sich dort ein.
Zervixschleim – Was steckt dahinter?
Eine Pforte hat es an sich, dass sie verschlossen oder geöffnet werden kann. Genau dafür ist der Zervixschleim zuständig. Er bildet einen Schleimpfropf, der die Gebärmutter verschließt und von der Scheide trennt. Durch den Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone ist er aber in seiner Beschaffenheit veränderlich. Sicher erinnern Sie sich, dass es zwei wichtige Hormone im weiblichen Regelzyklus gibt: Östrogene und Progesteron. Genauso wie sich die Hormonkonzentration verändert, verändert auch der Zervixschleim seine Beschaffenheit. Mit einiger Übung und zielführender Begleitung kann Frau das sehr gut an sich selbst beobachten. Das gibt ihr Aufschluss, ob sie fruchtbar ist.
1. Zyklushälfte | Gefühl in der Scheide | Zervixschleim |
Regelblutung | feucht durch Blut | nicht zu beobachten |
Schleimhautaufbau | trocken → feucht
feucht bis nass, schlüpfrig |
weiß-cremefarbig, klebrig-klumpig zunehmend flüssiger, glasiger, transparenter |
Ovulation¹ | feucht bis nass, schlüpfrig | flüssig, spinnbar (dehnbar) |
2. Zyklushälfte | feucht bis trocken | dicker, milchiger, weißlich, undurchsichtig, klumpig |
Merke:
- Verändert sich der Zervixschleim, verändert sich auch der jeweilige Fruchtbarkeitsstatus der Frau!
- Mit Hilfe des Zervixschleims können Sie im Nachhinein den ungefähren Zeitpunkt der Ovulation in diesem Zyklus ermitteln.
- Zervixschleim, der durchsichtig (vergleichbar mit Eiklar) und dehnbar ist, zeigt Ihnen, dass Sie fruchtbar sind.
- Fruchtbarkeitsschleim, also Zervixschleim an Ihren fruchtbaren Tagen, kommt ungefähr zwei Tage vor und zwei nach der Ovulation vor.
Die Dehnbarkeit können Sie leicht überprüfen, wenn Sie die äußeren Genitalien mit Toilettenpapier abwischen und dann das Papier auseinander falten. Sie beobachten einen langen Schleimfaden, der nicht sofort reißt. Wenn Sie nicht gerade der Ekel packt, können Sie den Schleim auch zwischen Daumen und Zeigefinger auseinander ziehen. Je dehnbarer („spinnbarer“) der Schleim ist, umso fruchtbarer sind Sie. Bei Babywunsch sollten Sie zur Tat schreiten! Der Zervixschleim öffnet quasi die Pforte, indem er in den sonst undurchlässigen Schleimpfropf so etwas wie Schnellstraßen einbaut, damit die Spermien schneller Richtung Eizelle voran kommen. Unter dem Mikroskop kann der Untersucher des Zervixschleims sogar ein sogenanntes Farnkrautphänomen beobachten.
Pforte geschlossen
So wie bei einem Theaterstück manchmal nach dem Höhepunkt der Szene der Vorhang fällt, wird nach dem Tag, an dem der meiste Fruchtbarkeitsschleim beobachtet wird, die „Pforte“ schließlich wieder geschlossen. Fortan kommen keine Spermien mehr durch. Der Schleimpfropf ist so dicht wie in den ersten Tagen nach der Regelblutung, wenn Frau sich „trocken“ in der Scheide fühlt und unfruchtbar ist.
Interessanterweise öffnet sich die Pforte erneut kurz vor der Geburt des Babys. Der Schleimpfropf verflüssigt sich dann und tropft durch die Scheide ab. Welchen Sinn das Ganze hat? Der Schleimpfropf schützt die inneren Genitalien der Frau (Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcke) vor Infektionen und in der Schwangerschaft natürlich auch das Baby.
Was Frau (und auch der Mann!) beachten sollte/n
- Vom Lesen dieses Artikels beherrscht niemand die Zervixschleim-beobachtung!
- Bei Frauen, die bisher mit der Pille verhüten, verändert sich der Zervixschleim, weil massiv in den Hormonhaushalt eingegriffen wird. Deswegen muss die Beobachtung unter professioneller Begleitung erlernt werden!
- Eine Kombination mehrere Methoden der natürlichen Familienplanung, zu der die Beobachtung des Zervixschleims gehört, ist sinnvoll. Die Messung der Basaltemperatur könnte eine sinnvolle Ergänzung sein. Sie werden staunen, was Sie dabei an sich selbst beobachten können!
- Sie sollten wissen, dass an den Tagen mit Fruchtbarkeitsschleim das Verlangen nach Sex am höchsten ist. Wenn Sie nicht schwanger werden möchten, wäre entweder Enthaltsamkeit das Mittel der Wahl oder eine andere sichere Methode.
Gern würde ich jetzt wissen, ob Sie vielleicht der Forscherdrang packt… oder ob Sie in den gewohnten Mustern weiterleben und dabei eine Menge Selbsterfahrung verpassen. Wie Sie sich auch immer entscheiden, ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles erdenklich Gute!
¹ Eisprung
Quellen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/Gray1167_de.svg
Ausbildungsmaterial „Natürliche Familienplanung“