Zahnen: wenn das Baby die ersten Zähne bekommt – häufige Symptome

Zähne bekommt jedes Kind und dieser Entwicklungsschritt ist nicht so schlecht wie sein Ruf. Zahnen kann mit ein paar harmlosen Beschwerden einhergehen, krank macht es aber nicht. Und Eltern haben verschiedene Möglichkeiten, ihr Baby bei jedem neuen Zahn liebevoll zu unterstützen.

Babys erste Zähne

In diesem Artikel

Zur Überraschung der Eltern bringt je eines von 2000 Neugeborenen einen Zahn mit auf die Welt. Normalerweise blitzt das erste Zähnchen erst in einem Alter von sechs oder sieben Monaten durch das Zahnfleisch. Kinderärzte bezeichnen den Zahndurchbruch als verfrüht, wenn er vor dem vierten Lebensmonat stattfindet und als verspätet, wenn sich der erste Zahn erst nach dem 13. Lebensmonat zeigt. Die letzten Backenzähne brechen meist im dritten Lebensjahr durch, sodass Ihr Kind nach seinem dritten Geburtstag alle 20 Milchzähne haben sollte.

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Wenn das Baby beim Zahnen leidet

Das erste Lebensjahr kann für Kinder und Eltern recht anstrengend sein. So viele Dinge müssen gelernt werden und der Säugling entwickelt sich langsam zum Kleinkind. In der Mitte des ersten Lebensjahres nehmen die Antikörper im Blut des Babys ab, die es von seiner Mutter mit auf den Weg bekommen hat. Als logische Folge wird das Kind jetzt häufiger krank, denn das unreife Immunsystem muss trainieren. Zur gleichen Zeit melden sich aber auch die ersten Zähne an, so dass der Zahndurchbruch oft für Fieber, Durchfall, Schlafstörungen und Hautprobleme verantwortlich gemacht wird. Noch im 19. Jahrhundert glaubten Ärzte, Zahnen sei eine häufige Todesursache bei Säuglingen und Kindern unter vier Jahren. Moderne Studien haben andere Ergebnisse gezeigt. Eine Untersuchung aus Florida in den USA bringt folgende Symptome mit dem Zahnen in Verbindung:

  • vermehrtes Kauen und Beißen
  • Reiben am Zahnfleisch
  • Reiben am Ohr
  • starken Speichelfluss
  • Unruhe
  • nächtliches Aufwachen
  • starkes Saugen
  • Hautausschlag im Gesicht
  • Appetitmangel
  • leichtes Fieber unter 38,5 Grad Celsius

Drastischere Beschwerden sollte der Kinderarzt abklären, da meistens eine Infektion oder eine andere Erkrankung die Ursache ist und nicht das Zahnen.

Woran Sie merken, dass Ihr Baby Zähne bekommt

Bereits vor der Geburt befinden sich alle 20 Milchzähne tief im Kiefer des neuen kleinen Menschen. Bahnt sich der erste Zahn seinen Weg nach oben, bemerken das manche Eltern gar nicht, weil ihr Baby keinerlei Beschwerden hat. Andere Babys fangen schon Wochen vorher an stark zu speicheln, sind immer unruhig und weinen viel mehr als sonst.

Bei vielen Säuglingen rötet sich das Zahnfleisch, schwillt an und bildet manchmal sogar eine Zyste oder ein Durchbruchshämatom. Die Tasche im Zahnfleisch füllt sich mit Blut und scheint blau durch das gereizte Zahnfleisch. Schmerzen verursacht der Bluterguss aber nicht. Sobald der Zahn durch das Zahnfleisch bricht, entleert sich auch das Blut und das Problem hat sich erledigt. In sehr seltenen Fällen eröffnet der Zahnarzt die Zyste oder den Bluterguss.

Was Sie tun können, um Ihrem zahnenden Kind zu helfen

Hebammen, Kinderärzte und Großeltern propagieren die verschiedensten Methoden, um Beschwerden beim Zahnen zu lindern. Die Erfahrung zeigt hier, was helfen kann. Da jedes Baby anders reagiert und ganz eigene Symptome zeigt, sollten Sie verschiedene Behandlungen ausprobieren, bis Sie eine wirksame Methode gefunden haben. Kühlen hilft häufig bei Schwellungen, so auch am Zahnfleisch. Ein gekühlter (bitte nicht gefrorener) Beißring kann ebenso helfen, wie ein Waschlappen, der immer wieder ins kalte Wasser getaucht wird. Lassen Sie Ihr Baby lieber nicht an einer kalten Karotte oder ähnlichem herumkauen. Die Gefahr ist groß, dass sich Ihr Kind an einem abgebissenen Stück verschluckt und im Extremfall erstickt. Im Babyhandel finden Sie kleine Netze, in die Sie kaltes Gemüse und Obst zum Auslutschen füllen können. Ganze Stücke kann Ihr Kind so nicht in den Mund bekommen. Auch ein ungekühlter Beißring aus Gummi hilft Ihrem Kind, denn das Kauen und Beißen auf dem festen Kunststoff ist wie eine Massage für das Zahnfleisch.

Baby mit Beißring

Tipp: 
Frage Sie die Großeltern! Sie werden Ihnen bestimmt eine Veilchenwurzel empfehlen. Das traditionelle Heilmittel erhalten Sie auch heute noch in der Apotheke. Ihr Baby kann darauf herumkauen.

Medikamente und Massage

Quält sich ein Baby sehr beim Durchbruch eines Zahnes, können die Eltern das Zahnfleisch vorsichtig mit sauberen Fingern massieren. Viele Babys mögen die Massage, können aber auch ohne Zähne schon fest zubeißen. In der Apotheke sind schmerzlindernde Gele mit Kamille oder Lokalanästhetika im Angebot. Sie ergänzen die Massage. Zusätzlich erhalten Sie homöopathische Komplexmittel, die auf die Beschwerden beim Zahnen abgestimmt sind. Starke Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen sind in den meisten Fällen nicht angezeigt. Setzen Sie lieber auf Ablenkung und kümmern Sie sich einfach liebevoll und wenig dramatisch um Ihr Kind.

Der Mythos von der Bernsteinkette

In medizinischen Dingen ist Aberglaube auch in Deutschland noch weit verbreitet. Auf Spielplätzen und in Kitas laufen jede Menge Kleinkinder mit Bernsteinketten um den Hals herum. Der natürliche Halsschmuck soll beim Zahnen helfen und Beschwerden gar nicht erst aufkommen lassen. Kinderärzte sehen hier eher eine Gefahr für den kleinen Kettenträger und keine wirksame Therapiemethode. Trägt das Kleinkind die Kette beim Spielen oder Schlafen um den Hals, kann es schnell an Gegenständen hängen bleiben und sich in einem unbeobachteten Moment strangulieren oder verletzen. Nicht immer reißt die Kette, wenn sie es eigentlich soll. Reißt die Bernsteinkette aber, besteht die Gefahr, dass das Baby oder Kleinkind sich die einzelnen Steinchen in den Mund steckt, sie verschluckt oder versehentlich einatmet und daran erstickt. Erfindungsreiche Kinder können zusätzlich auf die Idee kommen, sich den Bernstein in die Ohren oder in die Nase zu stecken. Ein Besuch beim Kinderarzt oder in der Praxis eines Spezialisten für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen befördert die kleinen Steine dann wieder ans Tageslicht.

Stillen, wenn das Kind zahnt. Geht das?

Muttermilch ist ein wichtiger Baustein für die Entwicklung und die Gesundheit eines Babys. Die Stillbeziehung sollte erst beendet werden, wenn Mutter oder Kind bereit dazu sind. Der erste Zahn bedeutet noch lange nicht, dass jetzt die Zeit zum Abstillen gekommen ist. Während das Baby an der Brust saugt, kann es nicht in die Brustwarze beißen. Hinterher kann es aber schon auf die Idee kommen, seine kleinen Zähnchen an der Mama auszuprobieren. Das tut natürlich weh und die meisten Mütter erschrecken sich beim ersten Mal heftig. Hier hilft nur ein ernsthaftes „Nein!“ und das sofortige Beenden der Stillmahlzeit. Die meisten Babys kapieren schnell, dass beißen nicht erwünscht ist.

Quellen:
Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015

Author Details
Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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