Wunschkaiserschnitt: Entscheidungshilfe zur Geburt

Eine vaginale Geburt kann eine wunderbare Erfahrung für eine Frau und ihr Baby sein. Trotzdem gibt es Schwangere, die diesen Weg für sich selbst ausschließen. Sie wählen als Geburtsmodus den sogenannten Wunschkaiserschnitt. Was sich hinter dieser Entbindungsvariante verbirgt, welche Gründe dafür vorliegen und wie eventuelle Nachteile ausgeglichen werden können, erfahren Sie hier.

Wunschkaiserschnitt

In diesem Artikel

Ein Wunschkaiserschnitt ist ein Kaiserschnitt, der auf Wunsch der Frau ohne Vorliegen medizinischer Gründe durchgeführt wird. Medizinische Gründe bestehen dann, wenn eine normale Geburt unmöglich ist oder sie gefährlicher für Mutter und/oder Kind wäre als die Operation selbst. Wenn allerdings eine Schwangerschaft normal verläuft und kein Geburtsrisiko besteht, kann die Frau doch ihr Kind auf normalem Weg zur Welt bringen, oder?

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Gründe für einen Wunschkaiserschnitt

Frauen entscheiden sich nicht leichtfertig für eine große Operation, denn auch diese ist oft angstbesetzt. Sie haben meist sehr schwerwiegende Gründe, die ihnen ein bewusstes Erleben und Gestalten der natürlichen Geburt unmöglich machen:

Wunschkaiserschnitt

  • Übermäßige Angst vor Geburts-Schmerzen
  • Übermäßige Angst vor Komplikationen
  • Geburtstrauma bei vorangegangenen Geburten (mit erheblichen seelischen Verletzungen)
  • Geschädigter oder voroperierter Beckenboden
  • Angst vor Beckenbodenschäden und sexuellen Problemen infolge einer natürlichen Geburt
  • (Planbarkeit des Geburtstermins)

Woher kommt die Angst?

Geburtstrauma oder Beckenboden-Probleme scheinen als Grund für Wunschkaiserschnitt nachvollziehbar. Doch übermäßige Ängste? Natürlich gibt es sehr effektive Methoden, um Geburtsschmerzen zu lindern oder anders geartete Ängste abzubauen (Geburtsvorbereitung, Psychotherapie usw.). Oft liegen Ängste aber sehr tief im Inneren der Frau begründet und können nicht so einfach bis zur Geburt bearbeitet oder aufgelöst werden. Sie schränken die Frau sehr ein

Schwangerschaftsdepression

  • Selbstbewusstsein (Ich kann kein Kind gebären!)
  • Empfindungsfähigkeit (Ich will lieber nichts fühlen!)
  • Wahrnehmung (Es fühlt sich alles furchtbar schlimm an!)
  • Motivation (Ich schaffe das nicht, ich kann mich nicht darauf einlassen!)
  • Befinden (psychosomatische Symptome schwächen den Körper)
  • Vorfreude auf die Mutterschaft usw. (Das Kind quält mich, das wird wohl so weitergehen…!).

Ursachen für derartige Missempfindungen bezüglich des eigenen Körpers sind

  • Zustand nach sexuellem Missbrauch, Gewalterfahrung, Vernachlässigung in Kindheit/Jugend
  • psychischer und/oder physischer Gewalt in der Partnerschaft
  • Zustand nach Adipositas (krankhafte Fettsucht) oder Anorexie (krankhafte Magersucht)
  • Ablehnung des eigenen weiblichen Körpers (z.B. durch sexuelle Identitätsstörung, Fettleibigkeit, Schwangerschaftsveränderungen …)

Nachteile einer Kaiserschnitt-Geburt

Ein Kaiserschnitt ist eine große Bauchoperation mit erheblichen Narkose- und Operationsrisiken für die Mutter und das Kind. Bei geplanten Kaiserschnitten, zu denen auch der Wunschkaiserschnitt zählt, lässt sich jedoch durch eine gute Vorbereitung/Planung das Risiko etwas minimieren. Daneben bestehen noch weitere ungünstige Einflüsse:

Kaiserschnitt Narbe

  • Fehlende Hormonelle Stimulation des Kindes durch Wehentätigkeit, verursacht oft eine Anpassungsstörung nach der Geburt, was eine kinderärztliche Behandlung erfordert
  • Fehlende Immunstimulation, weil Kind nicht mit der wichtigen bakteriellen Flora des Geburtskanals in Verbindung kam
  • Gestörtes Bonding nach der Geburt (Beziehungsaufbau zum Kind), weil Mutter noch im Operationssaal oder im Aufwachraum ist oder das Kind in der Kinderklinik
  • Immobilität nach der Operation, wodurch das Kind nicht sofort vollumfänglich von der Mutter versorgt werden kann
  • Schmerzen nach der Operation
  • Langsame Wundheilung mit Einschränkungen im Bewegen/Heben/Tragen
  • Spätfolgen (Risiko für weitere Schwangerschaften, Narbenprobleme, kosmetische Aspekte …)

Hebammenrat bei Wunschkaiserschnitt

Auch wenn ein Wunschkaiserschnitt mit Nachteilen für Mutter und Kind verbunden ist, kann aus einem Wunschkaiserschnitt ein gutes, befreiendes Geburtserlebnis werden. Was Sie dafür tun können, lesen Sie hier:

Vorgespräch

  • Klinikbesichtigung (Kreißsaal, Wochenbettstation)
  • ausführliche (Aufklärungs)Gespräche mit Frauenärzten, Narkoseärzten, Kinderärzten und Hebammen im Vorfeld
  • möglichst keine Vollnarkose geben lassen (Mutter „verpasst“ den Moment der Geburt)
  • Vater „ersetzt“ die Mutter direkt nach der Geburt – nimmt das Kind auf seine nackte Brust und heißt es schließlich willkommen (Hautkontakt, Stimme, Atmung beruhigen das Kleine)
  • Frühzeitige Anlegeversuche – Vormilch unterstützt den Aufbau des Immunschutzes für das Kind
  • Effektive Schmerztherapie/Ausreichende Schmerzmedikation
  • Nutzung von Rooming-In-Angeboten in der Klinik (Kind im Zimmer der Mutter)
  • Stillen fördert die Entwicklung des Kindes einschließlich der Entwicklung seiner Darmflora
  • Hebammenbetreuung für zu Hause (Nachsorge-Hebamme)
  • Nachholen des Bonding-Prozesses im häuslichen Umfeld (Baby baden und dann auf nackte Brust der Mutter legen, Zeit geben, auf Wärmehaushalt achten, bei Bedarf Stillen – dies imitiert den Moment, wo das Baby aus dem Bauch/Fruchtwasser schlüpft und in den Armen der Mutter ankommt)
  • Organisation von Hilfe/Haushaltshilfe für das Wochenbett

Sie tragen für sich selbst und Ihr Baby die Verantwortung. Wählen Sie selbstbewusst und ohne Schuldgefühle den Geburtsmodus, mit dem Sie schließlich am besten in Ihre Elternzeit starten können.

Alles Gute!

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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