Wie fühlen sich Wehen an? So erkennen Sie Wehen

Während ihrer Schwangerschaft werden Frauen auf alle erdenklichen Prozesse vorbereitet. Eine genaue Beschreibung, wie sich eine Wehe anfühlt können die meisten Ärzte und Hebammen aber nur selten geben. Schließlich fühlt sich die Wehentätigkeit für jede Frau anders an. Wir versuchen in diesem Beitrag so genau wie möglich die einzelnen Wehenarten zu erläutern und beschreiben.

wie fühlen sich Wehen an

In diesem Artikel

Unzählige Geschichten kursieren in Erzählungen über Geburten im Allgemeinen und Wehen beziehungsweise Wehenschmerzen im Besonderen. Das Wehen zum natürlichen Geburtsvorgang dazugehören und durchaus nicht immer als „schrecklich“ empfunden werden müssen, wissen dabei wohl die Wenigsten. Deshalb erfahren Sie in diesem Artikel einige Tatsachen bezüglich Wehentätigkeit, die ich in meiner jahrelangen Berufserfahrung während der Begleitung zahlreicher Gebärenden und Familien sammeln durfte. Danke!

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Was sind Wehen?

Wehen sind Kontraktionen, also Zusammenziehungen, der Gebärmuttermuskulatur. Die Kontraktionen können, anders wie bei unserer Skelettmuskulatur, nicht willkürlich gesteuert werden. Die Gebärmutter hat in der Schwangerschaft etwa 1 Kilogramm an Muskelmasse zugenommen. Entsprechend kräftige Kontraktionen kann sie nun produzieren. Wie bei jedem Sportler übt die Gebärmutter vor dem Erbringen der Höchstleistung „Geburt“. Es gibt verschiedene Wehenarten:

  • Übungswehen (meist nicht zu spüren) zur Kräftigung der Muskulatur, Durchblutungsfördernd und Massage des Kindes
  • Vor- und Senkwehen (um die 36. Schwangerschaftswoche, unregelmäßig, gut zu spüren – meist nicht schmerzhaft empfunden) zur Start-Positionierung des Babys im Geburtskanal (Senkung) und zur Vorbereitung des Muttermundes auf die Geburt, „Training“
  • Geburtswehen zur Eröffnung des Muttermundes, zur „Austreibung“ des Kindes und zur Geburt der Plazenta
  • Nachwehen zur Blutstillung und Rückbildung der Gebärmutter
  • Stillwehen

Wie fühlen sich Wehen an?

So verschieden, wie Frauen in ihrem Wesen sind, werden von ihnen auch Wehen beschrieben. Jede Frau empfindet sie ein wenig anders. Was aber bei jeder Frau gleich ist, ist das Festwerden der Gebärmutter in der Wehe. Die Muskulatur zieht sich zusammen. Dabei wird

  1. Ein Zug auf den Muttermund ausgelöst, wodurch er sich öffnet,
  2. das Kind nach unten in und durch das Becken geschoben,
  3. nach der Kindsgeburt der Mutterkuchen von seiner Haftfläche gelöst und geboren,
  4. im Wochenbett die Rückbildung der Gebärmutter vorangebracht.

Dieses Festwerden kann man mit den Händen erfühlen. Die Gebärmutter wird straff und richtet sich im Bauch etwas auf. Die Muskulatur wird so hart, dass In diesem Moment keinerlei Kindsteile getastet werden können. Erst in der Wehenpause entspannt sich die Gebärmuttermuskulatur wieder und man kann das Kleine wieder mit den Fingerspitzen fühlen – die Füßchen, der Kopf, der Rücken, der Po…

Was Frauen beschreiben …

Übungswehen: nicht zu fühlen, lokale Bereiche des Bauches, die leicht fest werden

Vor- und Senkwehen: unregelmäßig, Festwerden des Bauches, leichtes Ziehen in Bauch oder Rücken ähnlich Periodebeschwerden

Eröffnungswehen: schmerzhaftes Ziehen in Unterbauch und Leiste sowie Hüfte, Oberschenkel, Rücken, Nierengegend – je nach Empfinden der Frau

Wehen

Presswehen: weniger schmerzhaft, aber Druck nach unten und außen ähnlich dem Gefühl bei Stuhlgang, nur stärker; Schambogenbereich, Kreuzbeinbereich und Beckenboden können sich sehr empfindlich und gedehnt anfühlen

Nachgeburtswehen: wenig spürbar im Unterbauch oder Rücken, schließlich bestaunt man gerade sein Neugeborenes

Nachwehen: bei Erstgebärenden kaum schmerzhaft empfunden, bei Mehrgebärenden eventuell Schmerzen in Unterbauch und/oder Rücken

Stillwehen: Saugen an der Brustwarze löst Oxytocinausschüttung aus und damit den Milchfluss und Rückbildungswehen, damit sich die Gebärmutter schnell wieder in ihre ursprüngliche Größe zurückbildet. Wenn nicht gestillt wird, sind diese Wehen schwächer, seltener und weniger wirksam.

Tipp: Sie liegen bereits über Ihren errechneten Geburtstermin und wollen auf natürliche Art und Weise etwas nachhelfen? Unsere Hebamme gibt Tipps, welche Schritte Sie bedenkenlos einleiten können. Lesen Sie dazu: „Wehen anregen: Hebammen-Tipps für wehenfördernde Maßnahmen“.

Wie ist das wirklich mit dem Wehenschmerz?

Wie oben beschrieben, empfinden Frauen die Wehen verschieden und ebenso natürlich den Grad der Schmerzhaftigkeit. Wehen sind eigentlich die Beschützer von Mutter und Kind, denn die Frau suchst automatisch die Position, die anatomisch vom Körperbau und dem derzeitigen Geburtsstadium am besten geeignet ist. Genau diese Position wird dann weniger schmerzhaft empfunden, weil sie einfach physikalisch gut funktioniert und dem Kind wenig Ecken und Kanten zum Anstoßen bietet. Außerdem werden durch die rhythmische Atmung und die dauerhaft körperliche Anstrengung körpereigenen schmerzlindernden Hormonen gebildet, die Mutter und Kind förmlich umspülen. Dieser Prozess verläuft umso ungestörter, je wohler und behüteter sich die Frau unter der Geburt fühlt.

Schmerzlindernde Maßnahmen

Natürlich fühlen sich manche Frauen mit schmerzlindernden Maßnahmen wohler, das bestimmt jede Frau selbst und bedeutet keineswegs ein Versagen, sondern eine willkommene Hilfe der modernen Geburtsmedizin. Außer einer konzentrierten Atmung und einer günstigen Wehenposition stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Homöopathie
  • Akupunktur
  • Aromatherapie
  • Massage
  • Muskelentkrampfende Medikamente
  • Schmerzbetäubende Medikamente
  • Peridualanästhesie (PDA, eine geburtshilfliche Narkosemethode zur Betäubung des unteren Körpers)

Bewusst gehe ich hier nicht näher auf die einzelnen Methoden ein, denn die Absprache und Wahl an unterstützenden Mitteln gehören zu einer individuellen Geburtsbegleitung durch Hebamme und Arzt und unterstützen eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Gebärender und medizinischem Personal.

Ich wünsche jeder werdenden Mutter eine wundervolle, beeindruckende Geburtserfahrung.

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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