Wehen anregen: Hebammen-Tipps für wehenfördernde Maßnahmen

Stellen Sie sich vor, der Geburtstermin Ihres Nachwuchses kommt und vergeht, ohne Anzeichen einer Wehe. Natürlich ist dies noch lange kein Grund unruhig zu werden. Mehr als eine Woche können Sie dem Baby ruhig noch Zeit lassen. Und wenn sich auch dann nichts regt? Was Sie selbst oder Ihr Partner tun können, um die Geburt zu fördern und welche Maßnahmen zur Anregung der Wehentätigkeit sinnvoll und ungefährlich sind, erfahren Sie im folgenden Text?

Wehen anregen

In diesem Artikel

Wichtig für eine effektive Wehentätigkeit ist die innere Bereitschaft, sich auf die Wehen und die Geburt einzulassen. Am besten unterstützt wird die Geburt durch:

Video-Tipp

  • eine aufrechte Position (Druck auf Muttermund verstärkt Wehen),
  • Bewegung (Schwerkraft),
  • eine leere Harnblase (mehr Platz für das Tiefertreten des Kindes),
  • eine liebevolle Begleitung (Geborgenheit, Sicherheit)
  • Wohlfühlambiente (Musik, Massage, Duftlampe, Essen und Trinken…).
  • Warme Anwendungen in Form eines Bades oder Kirschkernkissens (wehenfördernd, schmerzlindernd)

Tipp: „Verabschieden“ Sie sich von der Schwangerschaft und machen Sie sich mit Ihrem Partner einen schönen Abend: scharf gewürztes Essen (regt die Darmtätigkeit an und bringt einen Energieschub) sowie eine sanfte Kuschelzeit (es erfolgt die Ausschüttung von Oxytocin – ein natürliches Wehenhormon) stimmen auf die Geburt ein.

Welche wehenfördernde Maßnahmen gibt es?

Viele sanfte Möglichkeiten unterstützen den Geburtsprozess und das Wohlbefinden der Gebärenden:

  • Yogitee/Wehentee
  • Bauchmassage/Fussreflexzonenmassage
  • Mamillenstimulation
  • Geschlechtsverkehr
  • Homöopathie
  • Akupunktur
  • Aromatherapie

Yogi-Tee und Wehentee

Die Grundmischung für einen Yogi-Tee besteht aus schwarzem Pfeffer, Zimt, Kardamon, Nelken, Ingwer – jeder Bestandteil für sich ist wehenanregend und in Kombination mit anderen Zutaten wie Anis, Koriander, Süßholzwurzel umso mehr. Diesen Gewürzen wird eine „wärmende, energiespendende“ Wirkung nachgesagt.

Hauptbestandteil des Wehentees sind Himbeerblätter. Seine Inhaltsstoffe sind wehenstimulierend, geburtserleichternd, entschlackend, krampflösend und durchblutungsfördernd. Die Kombination mit Schafgarbe, Eisenkraut und Frauenmantelkraut soll die wehenanregende Wirkung verstärken sowie Ängste und Schmerzen lindern.

Forschungsergebnisse belegen jedoch unterschiedlichste Effekte von Himbeerblättertee auf die Wehentätigkeit: von stimulierend bis hemmend! Es kann also nicht generell von einer Wehenförderden Maßnahme ausgegangen werden.

Bauchmassage

Im Fundusbereich (Bereich oberhalb des Bauchnabels) beginnen alle Geburtswehen. Eine sanfte Bauchmassage, besonders oberhalb des Nabels regt die Gebärmutter zu Kontraktionen an. Gegebenenfalls können Sie auch ein wehenförderndes Öl dazu benutzen.

Bauchmassage

Fußreflexzonenmassage

Am Fuß befinden sich Bereiche, die jeweils einem Organsystem zugeordnet werden können, die Reflexzonen. Bei Massage dieser Zonen werden infolgedessen energetische Ungleichgewichte wieder in Balance gebracht. Für eine wehenfördernde Massage werden vor allem die Bereiche stimuliert, die auf Gebärmutter, Eierstöcke und die Hypophyse wirken.

Mamillenstimulation

Bei der Stimulation der Brustwarzen wird das Liebes- und Wehenhormon Oxytocin ausgeschüttet. Deshalb kann auch auf diesem Weg Wehentätigkeit unterstützt werden.

„Bruststimulation scheint einen Nutzen zu bringen […] unzureichende Nachweise zur Sicherheit von Bruststimulation bei Frauen mit hohem Risiko. Bis die Sicherheit der Methode vollständig untersucht wird, sollte sie nicht bei Frauen mit hohem Risiko angewandt werden.“ (Zitat: Cochrane Review Gruppe: Pregnancy and Childbirth Group, 20. Januar 2010, Autoren: Kavanagh J, Kelly AJ, Thomas J)

Bei Frauen mit geburtsbereiter Cervix ist die Stimulation nützlich. Bei Frauen mit nicht geburtsbereiter Zervix ist die Stimulation nicht erfolgreich. Durch die Brustwarzenstimulation erfolgt außerdem eine Reduzierung der Blutungsgefahr nach der Geburt.

Geschlechtsverkehr

In der Samenflüssigkeit ist in geringer Konzentration Prostaglandin, ein natürliches Wehenhormon, enthalten. Bei geburtsbereitem weichen Muttermund soll es den Geburtsbeginn fördern. Diesbezüglich noch wirksamer wird der Geschlechtsverkehr, wenn die Frau einen Orgasmus hat, denn dabei wird noch zusätzlich das Liebes- und Wehenhormon Oxytocin ausgeschüttet.

Laut Studienlage ist für den Geschlechtsverkehr kein Effekt auf die Wehentätigkeit nachweisbar. Um eine wirksame Konzentration von Prostaglandinen zu erreichen, müsste das Paar dementsprechend circa 96 mal Geschlechtsverkehr in 24 Stunden haben.

Homöopathie

Durch die Gabe homöopathischer Mittel sollen schließlich die Selbstheilungskräfte und die Regulationsfähigkeit des Körpers stimuliert werden. Bezüglich Wehenförderung sind vor allem folgende Mittel bekannt:

  • Caulophyllum
  • Cimicifuga
  • Pulsatilla
  • Gelsemium, und andere

„Es gibt nicht genügend Evidenz, um die Homöopathie als Methode der Geburtseinleitung zu beurteilen. […] Mehr Forschung auf dem Gebiet ist notwendig.“ (Zitat: Cochrane Review Gruppe: Pregnancy and Childbirth Group, 17. März 2010, Autor: Smith CA)

Für die Anwendung von Caulophyllum thalictroides u. Cimicifuga racemosa ist kein wehenfördernder Effekt nachweisbar.

Akupunktur

Durch die Stimulation verschiedener Akupunkturpunkte mittels Akupunkturnadeln wird die Lebensenergie innerhalb der Energieleitbahnen demzufolge zu dem Ort transportiert, wo die Energie benötigt wird. So können gestörte Zustände des Körpers wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Auch für die Geburtsvorbereitung, Geburtseinleitung, Geburtsbegleitung sowie die Stillperiode wird Akupunktur eingesetzt. Allerdings scheint ein Wirksamkeitsnachweis bisher schwierig:

„Die Wirksamkeit von Akupunktur zur Geburtseinleitung ist nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. […] Weitere Forschung ist notwendig.“ (Zitat: Cochrane Review Gruppe: Pregnancy and Childbirth Group, 15. August 2013, Autoren: Smith CA, Crowther CA, Grant SJ)

Zusammenfassend ist Akupunktur nachweisbar keine wehenfördernde Maßnahme, allerdings auch keinerlei negative Nebeneffekte.

wehenfördernde Maßnahmen

Aromatherapie

Aromaöle wirken über das Duftzentrum im Gehirn. Je nachdem, woraus das Öl gewonnen wurde, gibt es unterschiedliche Wirkungen und Anwendungsgebiete. Zur Wehenanregung kommen vor allem folgende Öle zum Einsatz

  • Zimtöl
  • Nelkenöl
  • Eisenkrautöl
  • Ingweröl

Sie können als Wehen-Bad, Duftlampe oder Massageöl verabreicht werden.

In diesem Artikel wurde bewusst auf die Vermittlung von Rezepturen und Dosierungen verzichtet, denn jede Methode der Wehenanregung erfordert die Rücksprache mit Arzt oder Hebamme. Doch egal, wie Ihre Geburt beginnt oder verläuft, ob ganz natürlich oder mit wehenfördernden Maßnahmen, das Ergebnis wird ein wundervolles Baby in Ihren Armen sein.

Quellen:
https://www.wehenausloesen.de/homoeopathie/
https://www.cochrane.org/de/CD003399/homoeopathie-zur-geburtseinleitung
https://www.cochrane.org/de/CD003392/bruststimulation-zur-oeffnung-des-muttermundes-und-zur-geburtseinleitung
https://www.cochrane.org/de/CD002962/akupunktur-zur-geburtseinleitung
https://docplayer.org/66130121-Methoden-der-geburtseinleitung-evidenz-und-mythos-dr-philipp-reif.html

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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