In diesem Artikel
Ein Ratenkredit ist ein Darlehen, das der Kreditnehmer in mehreren Teilzahlungen (Raten) zurückzahlt. Die Höhe der Teilzahlungen bleibt dabei über die gesamte Laufzeit hinweg gleich hoch. Die Rahmenbedingungen eines Ratenkredits werden im Kreditvertrag festgelegt, der von Kreditgeber und Kreditnehmer unterschrieben werden muss. Er muss einen Tilgungsplan enthalten, aus dem folgende Informationen hervorgehen müssen:
- Höhe der Raten
- Zahlungsrhythmus
- Fälligkeit der Raten
Die meisten Anbieter von Ratenkrediten verlangen eine monatliche Ratenzahlung. Theoretisch ist aber auch eine vierteljährliche oder halbjährliche Rückzahlung möglich.
Übrigens: Die Rückzahlung einer geliehenen Geldsumme in Form von mehreren Teilzahlungen hat eine lange Tradition, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht. Sie soll ihren Ursprung in London haben und schon bald auch in New York, Paris und schließlich im übrigen Europa praktiziert worden sein – vornehmlich von Kaufhäusern.
Wer vergibt Ratenkredite?
Auch heute vergeben nicht nur Banken und Onlinebanken Ratenkredite. Auch Ratenzahlungen, wie sie beispielsweise der Versand- oder Onlinehandel, aber auch Filialgeschäfte wie zum Beispiel Möbelhäuser anbieten, sind streng genommen Ratenkredite. Kreditgeber dürfen den Kredit unter bestimmten Voraussetzungen vorzeitig kündigen. Dieses Recht haben sie, wenn der Kreditnehmer
- mindestens zwei aufeinander folgende Raten nicht oder nicht vollständig bezahlt hat,
- auch auf eine entsprechende Zahlungsaufforderung (Mahnung) nicht reagiert hat und
- die ausstehenden Zahlungen mindestens 5 Prozent (bei einer Laufzeit von über 3 Jahren) oder 10 Prozent (bei einer Laufzeit von weniger als 3 Jahren) der Gesamtkreditsumme entspricht.
Wer kann einen Ratenkredit aufnehmen?
Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff Ratenkredit als Bezeichnung für einen Verbraucherkredit etabliert, da die meisten Ratenkredite von Privatkunden aufgenommen werden. Grundsätzlich können Ratenkredite auch an Selbstständige oder Unternehmen vergeben werden. Die Gründe für die Aufnahme eines Ratenkredits bei Privatpersonen sind vielfältig und reichen von neuen Anschaffungen wie dem Kauf eines Autos oder einer Immobilie bis hin zu dem Erwerb von Konsumgütern wie Smartphones oder Fernseher.
Tipp: Nach einer neuen EU-Richtlinie dürfen Kreditnehmer ihr Darlehen jederzeit und ohne Kündigungsfrist ablösen. In diesem Fall dürfen die Banken jedoch eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung verlangen, da ihnen durch die frühzeitige Rückzahlung Zinseinnahmen entgehen. Die Höhe dieser Entschädigung ist gesetzlich festgelegt und von der noch übrigen Laufzeit abhängig.
Demnach darf die Vorfälligkeitsentschädigung nicht höher sein als:
- 0,5 Prozent bei Krediten mit einer Restlaufzeit von weniger als 12 Monaten
- 1,0 Prozent bei Krediten mit einer Restlaufzeit von mehr als 12 Monaten
Wie hängen Darlehenssumme, Kreditlaufzeit, Ratenhöhe, Zinssatz zusammen?
Wie teuer ein Kredit ist, hängt maßgeblich von diesen vier Faktoren ab.
Die Darlehenssumme ist der Geldbetrag, den Sie als Kredit aufnehmen. Bei Ratenkrediten beträgt die Darlehenssumme in der Regel zwischen 1.000 und 75.000 Euro.
Die Kreditlaufzeit ist die Dauer, in der Sie den Kredit zurückzahlen müssen. Sie liegt bei Ratenkrediten meist bei maximal 84 Monaten, in seltenen Fällen bei bis zu 120 Monaten.
Der Zinssatz bezeichnet den prozentualen Anteil an der Darlehenssumme, die der Kreditgeber an Zinsen verlangt. Hierbei gibt es große Unterschiede zwischen den Banken und auch den Angeboten an ihre Kunden. Denn der Zinssatz ist unter anderem abhängig von der Bonität des Kreditnehmers. Diese wird unter anderem über Scoring-Verfahren ermittelt, bei denen auch die Schufa hinzugezogen wird. Bei Ratenkrediten bleibt er allerdings in der Regel über die gesamte vertraglich vereinbarte Kreditlaufzeit unverändert.
Die Ratenhöhe bezeichnet die Höhe der Monatsrate. Sie ergibt sich automatisch aus Darlehenssumme, Kreditlaufzeit und Zinshöhe. Aber auch diese drei Faktoren hängen unmittelbar miteinander zusammen, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Beispiel 1:
Ein Kunde nimmt ein Darlehen über 10.000 Euro auf und entscheidet sich für eine Kreditlaufzeit von 60 Monaten. Bei einem Zinssatz von 5 Prozent ergibt sich daraus eine Monatsrate von 189 Euro und Gesamt-Zinskosten in Höhe von 1.323 Euro.
Beispiel 2:
Wählt der Kunde bei gleicher Darlehenssumme und gleichem Zinssatz eine längere Kreditlaufzeit von 84 Monaten, sinkt zwar die Monatsrate auf 141 Euro. Dafür verlangt die Bank über die gesamte Laufzeit hinweg jedoch Zinskosten von insgesamt 1.872 Euro.
Beispiel 3:
Der Kunde möchte seinen Kredit über 10.000 Euro schnell zurückzahlen und hat monatlich 230 Euro für die Ratenzahlung zur Verfügung. Unter Berücksichtigung des Zinssatzes von 5 Prozent ergibt sich daraus eine kurze Kreditlaufzeit von 48 Monaten und Zinsen in einer Gesamthöhe von 1.053 Euro.
Tipp: Um verschiedene Kreditangebote zu vergleichen, ist der Zinssatz der entscheidende Faktor. Hier gilt es jedoch, zwischen Sollzins (auch: Nominalzins) und effektivem Jahreszins zu unterscheiden. Denn während der Sollzinssatz den prozentualen Anteil bezeichnet, den die Bank für ihren Kredit verlangt, berücksichtigt der effektive Jahreszins noch weitere Kosten wie zum Beispiel Bearbeitungsgebühren. Deshalb kann der effektive Jahreszins demnach die tatsächlich anfallenden Kosten für einen Kredit besser abbilden. Achten Sie deshalb immer auf den Effektivzins (eff. Zins p. a.), wenn Sie verschiedene Kreditangebote miteinander vergleichen!
Wann ist ein Ratenkredit zu empfehlen?
Ein Ratenkredit lohnt sich in Situationen, in denen Sie einen unvorhergesehenen finanziellen Engpass mittel- bis langfristig ausgleichen beziehungsweise überbrücken müssen. Ein typisches Beispiel ist der Kauf eines neuen Autos, das Sie für den Weg zur Arbeitsstelle benötigen.
Neben nötigen großen Anschaffungen können Ratenkredite auch zur Umschuldung eines älteren und teureren Kredits verwendet werden. Dies gilt nicht nur, aber in besonderem Maße für den Dispositionskredit, für den Sie deutlich höhere Zinsen zahlen.
Welche Alternativen gibt es?
Wenn Sie sehr kurzfristig einen Geldbetrag benötigen, der nicht wesentlich höher ist als Ihr Monatsgehalt, ist der Dispo-Kredit eine gute Alternative zum Ratenkredit. Angesichts der sehr hohen Zinsen, die Sie für seine Inanspruchnahme zahlen müssen, lohnt er sich jedoch nur dann, wenn Sie mit dem nächsten Gehaltseingang das bestehende Minus auf dem Konto wieder ausgleichen.
Maximale Flexibilität für den Notfall haben Sie mit einem Rahmenkredit. Hierbei vereinbaren Sie mit Ihrer Bank einen maximal möglichen Kreditrahmen, den Sie indes jederzeit teilweise oder komplett in Anspruch nehmen können. Im Vergleich zum ähnlich flexiblen Dispokredit ist der Rahmenkredit in seiner Zinsbelastung jedoch deutlich geringer.
Welche Vorteile hat ein Ratenkredit?
Nicht ohne Grund gehört der Ratenkredit zu den häufigsten Darlehensformen überhaupt. Denn er bietet Verbrauchern viele Vorteile, wie zum Beispiel:
- meist ohne Sicherheiten als „Blankodarlehen“ erhältlich
- Kalkulationssicherheit durch gleichbleibende Ratenhöhe und unveränderlichen Zinssatz
- deutlich niedrigere Zinssätze als zum Beispiel der Dispo-Kredit
- vorzeitige Ablösung des Kredits möglich
- gute Vergleichbarkeit durch gesetzlich verpflichtende Angabe des effektiven Jahreszinses
Welche Nachteile hat ein Ratenkredit?
Trotz aller Vorteile hat ein Ratenkredit auch einige Nachteile, die Sie vor dem Vertragsabschluss bedenken sollten:
- zusätzliche monatliche finanzielle Belastung
- Meldung von Ratenkrediten an die SCHUFA
- Überschuldung durch Überschätzung der finanziellen Mittel zur Tilgung des Kredits möglich
Achtung: Oft wird mit dem Verbraucherkredit auch der Abschluss einer Restschuldversicherung angeboten, für die zusätzliche Kosten anfallen.
Quellen:
https://www.bkm.de/baufinanzierung/ratenkredit/
https://de.wikipedia.org/wiki/Ratenkredit
https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Finanzwissen/BA/Ratenkredit/Ratenkredit_node.html