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Was versteht man eigentlich unter Vorlauftemperatur genau? Gemeint ist damit die Temperatur, mit der das Medium zur Wärmeübertragung (beispielsweise heißes Wasser) in die zentrale Heizungsanlage und damit später in die Heizkörper im jeweiligen Zimmer strömt. Weil auf diesem Weg Wärmeverluste nicht auszuschließen sind, ist die Temperatur meist höher bemessen als die, die schließlich tatsächlich im Heizkörper ankommt. Aus diesem Grund zeigt sich bereits deutlich, warum das richtige Einstellen so wichtig ist. Haben Sie das Gefühl, dass die Heizkörper einfach nicht warm genug werden oder heizen sie einen Raum in zu kurzer Zeit zu stark auf, ist eine falsch eingestellte Vorlauftemperatur im Regelfall der Grund dafür.
Kaum überraschend ist die optimale Vorlauftemperatur von verschiedenen Faktoren abhängig, so beispielsweise von
- der Art des Heizsystems,
- der Dämmung des Objektes und der Heizleitungen sowie
- der Außentemperatur.
Das Gegenstück ist übrigens die Rücklauftemperatur, die natürlich wesentlich niedriger bemessen ist. Das liegt schlicht daran, dass die Wärme in den Heizkörpern an den Raum abgegeben wird und dann abgekühlt wieder in den Heizkreislauf übergeht. Die Differenz wird als „Temperaturspreizung“ bezeichnet und beträgt im Regelfall etwa 30 Prozent.
Vorlauftemperatur – Standardrichtwerte der jeweiligen Heizsysteme
Wie bereits erwähnt, lassen sich pauschale Aussagen hier nur schlecht treffen. Ein schlecht gedämmtes Objekt benötigt nun einmal eine andere Temperatur im Vorlauf als eine besonders moderne Immobilie. Gerade in einem Neubau lässt sich die Vorlauftemperatur ohne weiterführende Kenntnisse nur schwer selbst optimal einstellen, denn die Dämmstandards können erheblich voneinander abweichen, beispielsweise mit Hinblick auf die Verglasung der Fenster oder generell die Außenwanddämmung.
Tipp: Das betrifft auch die sogenannten Passivhäuser, bei denen eine Einstellung generell dem Fachmann überlassen werden sollte.
Dennoch gibt es natürlich Standardwerte, die zumindest in den meisten Fällen bereits eine gute Lösung bieten. Die nachfolgenden gängigen Systemtemperaturen dienen als ein erster allgemeiner Richtwert. Sie gliedern sich wie folgt:
Wo? | Vorlauftemperatur in °C | Rücklauftemperatur in °C |
Altbauten | 75 – 90 | 65 – 70 |
Niedertemperaturkessel | 70 | 50 – 55 |
Brennwertkessel | 55 – 60 | 45 |
Fußbodenheizung | 45 | 35 |
Unterschiede bei den Heizsystemen unbedingt beachten!
Diese Unterschiede kommen vor allem dadurch zustande, dass verschiedene Heizsysteme natürlich auch unterschiedlich arbeiten. So ist die Vorlauftemperatur bei einer Fußbodenheizung beispielsweise immer niedriger angelegt, da hier über die Füße ein direkter Kontakt besteht und sie deshalb natürlich nicht so heiß sein darf, dass sich die Bewohner wortwörtlich die Füße verbrennen.
Ebenso sind die Vorlauftemperaturen in Altbauten generell höher angelegt, da diese nicht so stark gedämmt sind wie Neubauten. Auf dem Transportweg durch das System kommt es folglich zu Wärmeverlusten, die durch die höhere Temperatur beim Vorlauf kompensiert werden müssen.
Tipp: Bei der Wahl der Vorlauftemperatur sind die Heizflächen ebenfalls zu berücksichtigen. Denn bei besonders weitläufigen und großen Heizkörpern kann die Temperatur des Vorlaufs natürlich geringer ausfallen, da das wiederum durch die größere Fläche der Heizkörper kompensiert wird. Bei kleineren Heizkörpern gilt entsprechend das Gegenteil, es werden also höhere Vorlauftemperaturen notwendig.
Gas- und Ölkessel
Bei Gas- und Ölkesseln ist außerdem vor allem zu beachten, dass die Rücklauftemperatur nicht zu niedrig gewählt werden darf. Sie ist noch wichtiger als die Temperatur im Vorlauf, denn wenn die Rücklauftemperatur zu gering ist, kommt es zu einer Kondensation im Kessel, was langfristig wiederum irreparable Schäden in diesem verursacht. Letztendlich würde diese Praxis einen Austausch des Kessels unumgänglich machen. Eine eher mittlere Vorlauftemperatur im niedrigeren Bereich führt hingegen bei modernen Brennwertkesseln zu einer Steigerung der Effizienz, da der Brennwerteffekt so gesteigert wird. Daneben gibt es noch weitere Heizsysteme, in denen Vor- und Rücklauftemperatur eine ebenso wichtige Rolle spielt:
- Fernwärme: Hier gibt im Regelfall der Netzbetreiber Vor- und Rücklauftemperaturen vor, weshalb Sie als Eigentümer wenig bis gar keinen Spielraum haben.
- Wärmepumpe: Bei diesen modernen Systemen ist die Temperatur immer eher niedrig angelegt, um gute Arbeitszahlen zu garantieren. Hohe Vorlauftemperaturen reduzieren die Effizienz und führen zu steigenden Stromkosten.
- Solarthermie: Diese Systeme sind zwingend auf niedrige Vor- und Rücklauftemperaturen angewiesen. Niedrige Betriebstemperaturen steigern hier nämlich die Kapazität, was sich natürlich auch positiv auf die Effizienz des Systems auswirkt.
Tipp: In Mehrfamilienhäusern sind im Regelfall Heizkostenerfassungsgeräte installiert. Sie stellen meist ebenso Anforderungen, beispielsweise 55 bis 60°C als mittlere Heizkörpertemperatur. Weiterhin obliegt diese Einstellung nie dem Mieter, sondern dem Vermieter beziehungsweise dem Objekteigentümer. Bei Problemen sollten Sie sich also zuerst mit diesem in Verbindung setzen, statt sich heimlich an die Heizungsanlage zu „schleichen“, um eventuelle Konfigurationen zu verändern.
Moderne Heizsysteme nehmen dem Menschen die Arbeit ab
Eine Einstellung des Vorlaufs ist bei modernen Heizungsanlagen meist gar nicht notwendig. Sie arbeiten mit intelligenter Elektronik, die beispielsweise sogar Wettervorhersagen einbezieht, um die Vorlauftemperatur entsprechend anzupassen. Solch ein System nimmt folglich nicht nur Arbeit ab, sondern gewährleistet auch eine dauerhaft optimale Effizienz beim Heizen.
Quelle:
https://www.energie-experten.org/heizung/heizungstechnik/heizungskreislauf/vorlauftemperatur.html
https://www.energie-lexikon.info/vorlauftemperatur.html
https://heizung.de/heizung/tipps/die-richtige-vorlauftemperatur-der-heizung/
https://www.kesselheld.de/vorlauftemperatur/
https://de.wikipedia.org/wiki/Vorlauftemperatur