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Während der Schwangerschaft sammelt der Darm des ungeborenen Kindes abgeschilferte Schleimhautzellen, Gallensekret und ähnliche Abfallprodukte der Verdauung. Diesen ersten Stuhl, auch Mekonium oder Kindspech genannt, entleert das Neugeborene aber erst, wenn es auf der Welt ist. Jetzt nimmt der Darm seine eigentliche Arbeit auf. Die Konsistenz des Stuhls und die Anzahl der vollen Windeln pro Tag verändert sich in den ersten Lebensmonaten mit der Nahrung, die das Kind zu sich nimmt.
Babys, die ausschließlich Muttermilch erhalten, haben zum Beispiel einen senfgelben, dünnen Stuhl. Von mehreren Stuhlgängen pro Tag bis zu einem Stuhlgang in zwei Wochen betrachten Kinderärzte alles als normal. Flaschennahrung erzeugt schon früher einen festen Stuhl. Mit der Einführung des ersten Breis stellt sich bei vielen Säuglingen eine kurze Episode der Verstopfung (Obstipation) ein. Der empfindliche Darm muss erst lernen, mit bisher unbekannten Nahrungsmitteln zurechtzukommen. Geht es zwei bis drei Jahre später darum, die Windeln loszuwerden, können Kinder erneut mit akuter Verstopfung reagieren. Chronische Erkrankungen sind eher selten die Ursache für eine Verstopfung.
Wie Sie eine Verstopfung bei Ihrem Kind erkennen
Typische Anzeichen einer Verstopfung können sein:
- übermäßiges Pressen beim Absetzen von Stuhl
- harter, trockener Stuhl
- Bauchschmerzen
- Schmerzen am Darmausgang
- Hauteinrisse um den After
- hellrotes Blut auf dem Stuhl
Ein Anzeichen für eine chronische Verstopfung, das viele Eltern zunächst in die Irre führt, ist die sogenannte Überlaufenkopresis. Füllen harte Stuhlballen den Enddarm, funktioniert die Ausscheidung von Stuhl nicht richtig. Hinter der Blockade sammelt sich dünner Stuhl, der sich seinen Weg an den Kotballen vorbei nach draußen sucht. Viele Kinder können den durchfallartigen Stuhl nicht halten. So finden die Eltern immer wieder schmutzige Unterwäsche und denken zunächst an Durchfall. Hier ist eine ausführliche Diagnostik und Behandlung beim Kinderarzt dringend notwendig.
Säuglinge mit rotem Kopf
Säuglinge erwecken manchmal den Eindruck, dass sie nur mit großer Anstrengung Stuhl absetzen können. Der kleine Kopf wird ganz rot und sie drücken wie die Weltmeister in die Windel. Treten dabei aber keine Schmerzen auf und der Stuhl ist weich, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.
Hausmittel, die Großmutter schon kannte
Leidet Ihr Kind tatsächlich an einer leichten Verstopfung, die dem Kinderarzt zufolge keine krankhafte Ursache hat, können Sie den kleinen Patienten zunächst mit einem Hausmittel behandeln.
- Morgens nach dem Aufstehen bietet sich ein Glas warmes Wasser, Apfelsaft oder Orangensaft auf leeren Magen an, um den um diese Uhrzeit ohnehin vorhandenen Defäkationsreiz (Reiz auf den Darm, Stuhl abzusetzen) zu unterstützen.
- Die Zeit auf dem Wickeltisch ist eine gute Gelegenheit für eine Bauchmassage. Machen Sie es Ihrem Kind gemütlich und wärmen Sie etwas Kümmelöl an. Massieren Sie den kleinen Bauch immer im Uhrzeigersinn vom rechten Unterbauch des Kindes um den Bauchnabel herum bis zum linken Unterbauch. Sie folgen so dem Verlauf des Dickdarms und streichen die Luft und den Stuhl in Richtung Ausgang.
- Quält sich ein Baby oder Kleinkind beim Absetzen von Stuhlgang oder schafft es erst gar nicht, den Stuhl in die Windel zu drücken, können Sie mit einer Massage des Anus helfen. Träufeln Sie etwas Babyöl auf Ihre sauberen Fingerspitzen und massieren Sie den Darmausgang ganz vorsichtig. Bei dieser Behandlung setzen viele Kinder reflexartig Stuhlgang ab.
Hausmittel zum Einnehmen
Ein bekanntes Hausmittel gegen eine leichte Verstopfung ist der Milchzucker, von Ärzten auch Lactulose genannt. Der Zucker hat eine osmotische Wirkung. Er zieht Wasser in den Darm, lockert so den Stuhl auf und hat damit eine abführende Wirkung. Nebenbei wächst das stuhlauflockernde Darmbakterium Lactobacillus bifidus unter dem Einfluss von Milchzucker besser. Bitte achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend trinkt. Ein Kleinkind im zweiten Lebensjahr hat täglich einen Flüssigkeitsbedarf von circa 120 Millilitern pro Kilogramm Körpergewicht.
Achtung bei Wirkstoffen aus der Naturheilkunde
Erwachsene greifen gerne auf Hausmittel aus der Naturheilkunde zurück, wenn sie eine Verstopfung plagt. Bitte verabreichen Sie Ihrem Kleinkind die folgenden Wirkstoffe nicht. Sie haben viele potenzielle Nebenwirkungen, die Kindern gefährlich werden können.
- Flohsamenschalen
- Extrakt der Aloe Vera
- Rhabarberwurzel
- Sennesfrüchte
- Faulbaumrinde
Ballaststoffe können einer Verstopfung vorbeugen
Eine gesunde Ernährung mit vielen ballaststoffhaltigen Vollkornprodukten hilft schon Kleinkindern, ihren Stuhl aufzulockern und einer Verstopfung vorzubeugen. Kartoffeln und andere Gemüsesorten gehören ebenso regelmäßig auf den Speiseplan Ihres Kindes, wie Käse, Joghurt und Quark.
Tipp: Probieren Sie es doch einmal mit Trockenpflaumen statt Gummibärchen. Viele Kinder finden schnell Gefallen an den süßen Früchten und haben mit Verstopfung keine Probleme mehr.
Quellen:
Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer, München 2005