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In Deutschland landen jährlich pro Kopf durchschnittlich 82 kg Lebensmittel im Müll. Diese erschreckende Zahl ergab eine Studie der Universität Stuttgart aus dem Jahre 2012. Warum wandert so viel gutes Essen in die Tonne? Ein Grund dafür ist der weitverbreitete Irrtum, ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum sei gleichbedeutend mit Gesundheitsgefährdung. Lebensmittel sind jedoch in vielen Fällen über das Verfallsdatum hinaus lecker und ohne Bedenken genießbar. Das Mindesthaltbarkeitsdatum wurde in der EU zum Schutz der Verbraucher eingeführt. Industriell verpackte Lebensmittel müssen deshalb vom Hersteller mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen werden. Aber, was bedeutet das?
Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum – was ist der Unterschied?
Im Grunde geht es dabei um die Haftungsfrage. Mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum garantiert der Hersteller, dass sein Produkt bei sachgemäßer Lagerung bis zu diesem Tag eine optimale Beschaffenheit hat. Um damit auf der sicheren Seite zu sein, achten die Hersteller darauf, dass zwischen MHD und dem Zeitpunkt, an dem qualitative Einbußen auftreten, ein zeitlicher Puffer eingebaut ist. Juristisch gibt es keine festgelegten Fristvorgaben. Jeder Hersteller setzt das Mindesthaltbarkeitsdatum für seine Produkte selber fest. Der Verkauf von Lebensmitteln mit abgelaufenem MHD ist nicht verboten, die Haftung liegt bei diesen Lebensmitteln jedoch beim Verkäufer. Viele Supermärkte kennzeichnen abgelaufene Waren und geben sie verbilligt ab. Die Lebensmittel sind noch qualitativ in Ordnung, müssen aber kurzfristig verbraucht werden.
Das Verbrauchsdatum – „verbrauchen bis …“ – sollten Sie hingegen sehr ernst nehmen. Mit diesem Hinweis werden Frischfleisch– und Fischprodukte gekennzeichnet. Nach Ablauf dieses Datums sollten Sie Fleisch oder Fischprodukte nicht mehr verzehren, sondern entsorgen. Anderenfalls laufen Sie Gefahr, sich eine Magenverstimmung oder Lebensmittelvergiftung zuzuziehen.
Die Haltbarkeit verschiedener Lebensmittelgruppen – Übersicht
Nachfolgend finden Sie in übersichtlicher Form verschiedene Lebensmittelgruppen, ihre gebräuchlichsten Vertreter und den Hinweis, wie lange sie – bei richtiger Lagerung – tatsächlich haltbar sind.
Milchprodukte
Viele Milchprodukte sind in Sachen Haltbarkeit die reinsten Marathonläufer. Sie sind meist lange Zeit über das MHD hinaus genießbar. Das hat seinen Grund: Milchprodukte werden vor dem Abfüllen erhitzt. Bei dieser Prozedur sterben alle Keime ab – selbst die Milchsäurebakterien überstehen den Erhitzungsprozess nicht. Ist die Verpackung intakt, können Sie Joghurt, Schmand und Puddingprodukte noch 3 Monate bis 1,5 Jahre nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums unbedenklich verzehren. Laboruntersuchungen bestätigen, dass auch nach langer Zeit keine gesundheitsgefährdenden Keime in den Milchprodukten enthalten sind.
Produkt | Lagerung | Haltbar nach Ablauf des MHDs bei intakter Verpackung |
Buttermilch | Kühlschrank | bis zu mehreren Wochen |
Kefir | Kühlschrank | bis zu mehreren Wochen |
Käse | Kühlschrank | bis 4 Tage nach MHD – dann Schimmelgefahr |
Milch | Kühlschrank | bis 3 Tage |
H-Milch | kühl | bis 7 Tage |
Speisequark | Kühlschrank | bis zu mehreren Wochen |
Tipp: Auch Käse kann schimmeln. Weist er rötliche, gräuliche oder grünliche Flecken auf, gehört er in die Tonne.
Eier
Eier werden ebenfalls mit einem MHD gestempelt. Nach Ablauf des Verfallsdatums können Sie Eier noch etwa 2 Wochen verwenden. Allerdings sollten Sie nicht mehr roh, sondern gekocht/gebraten/gebacken verarbeitet werden. Die Frischeprobe machen Sie, indem Sie das Ei in einen Topf mit Wasser legen: Sinkt das Ei herab, ist es frisch. Dreht es sich mit der Spitze nach oben, ist es in der Regel noch zum Verzehr geeignet. Schwimmt das Ei jedoch, können Sie davon ausgehen, dass es bereits verdorben ist. Schlagen Sie es (einzeln!) im Zweifelsfall auf und prüfen Sie den Geruch und die Farbe. Ein verdorbenes Ei erkennen Sie sofort.
Trockenprodukte
Grundsätzlich sind Trockenprodukte weit über das Verfallsdatum haltbar, wenn sie dunkel und trocken gelagert werden.
Produkt | Lagerung | Haltbar nach MHD |
Mehl | gut verschlossen (Parasitengefahr) | lange Zeit – helles Mehl mehrere Jahre, Vollkornmehl etwas weniger |
Reis | gut verschlossen, trocken | weißer Reis 10-12 Jahre, Vollkornreis 2-4 Jahre |
Getreide | luftdicht verschlossen, kühl, dunkel | mindestens 10 Jahre je nach Getreideart Ausnahme: Grünkern, aufgrund des Fettgehalts |
Kaffee | vakuumverpackt | 1 Jahr, dann Geschmackseinbußen |
Nudeln | trocken, gut verschlossen | Hartweizengrieß fast unbegrenzt, Ausnahme: Eiernudeln |
Trockengewürze | trocken, dunkel, kühl, gut verschlossen | Geschmackseinbußen, aber verwendbar |
Tipp: Bewahren Sie getrocknete Gewürze niemals neben dem Herd auf. Wasserdampf fördert gesundheitsgefährdende Keime.
Brot und Brötchen
Brot und Brötchen vom Bäcker haben kein Verfallsdatum. Bei abgepacktem Brot aus dem Supermarkt steht das Verfallsdatum auf dem Verschlussclip. Das Brot ist – wenn kein Schimmel auftritt – auch nach Ablauf des MHD genießbar. Je nach Art des Getreides unterscheiden sich die Haltbarkeitszeiten: Grundsätzlich sind Sauerteigbrote (dunkle Brote) länger genießbar als helle Brote. Entdecken Sie Schimmel am Brot, sollten Sie das ganze Brot (Packung) entsorgen. Schimmelsporen ziehen sich unsichtbar durch das Brot und können Ihre Leber und die Nieren schädigen.
Konserven
Konservendosen müssen lt. EU-Recht ebenfalls mit einem Verfallsdatum gekennzeichnet werden, obwohl der Inhalt weit über das festgelegte Datum haltbar ist und dabei nichts an Qualität einbüßt. Diese Aussage gilt für alle Arten von Vollkonserven:
- Fleisch und Fischkonserven
- Fertiggerichte
- Obst und Gemüse
Wölbt sich allerdings der Deckel der Konservendose, sollten Sie die Konserve ungeöffnet entsorgen. Ein gefährliches Bakterium kann sich in der verschlossenen Konserve bilden und Botulismus hervorrufen. Die Folge: Übelkeit und Kopfschmerzen. In schweren Fällen kommt es zu Lähmungen.
Tiefkühlkost
Die EU-Regelung gilt auch für Tiefkühlkost. Wurde die Kühlkette der TK-Lebensmittel während der Lagerung nicht unterbrochen, sind TK-Lebensmittel meist noch mehrere Monate nach dem aufgedruckten MHD genießbar. Achten Sie auf die Konsistenz, den Geruch und die Farbe des Lebensmittels. Verdorbene TK-Lebensmittel erkennen Sie leicht.
Getränke
Ja, auch hier gilt die MHD-Regelung, denn auch Getränke können bei unsachgemäßer oder zu langer Lagerung verderben. Säfte, Bier, Wein und Limos, sogar Mineralwasser müssen in der EU mit einem Verfallsdatum gekennzeichnet werden. Ein umstrittenes Verfahren, weil Getränke durchweg viel länger haltbar sind als die Herstellerangabe. Voraussetzung dafür ist eine dunkle und kühle Lagerung.
- Mineralwasser: ungeöffnet unbegrenzt haltbar
- Limo und Cola: ungeöffnet nach Ablauf des MHD lange haltbar, Kohlensäure weniger
- Säfte in Glasflaschen: bis etwa 1 Jahr nach MHD unverändert gute Qualität
- Bier: mehrere Monate nach Ablauf genießbar
Höherprozentige alkoholische Getränke sind von der EU-Regelung ausgenommen. Sie haben kein MHD, denn durch den Alkoholgehalt können sich keine Keime ansiedeln. Salz, Zucker und Essig sind unbegrenzt haltbar und müssen nicht gekennzeichnet werden.
Tipp: Für Sekt etwa gibt es kein MHD, dennoch gilt die Faustregel, dass er – je nach Qualität und richtige Lagerung vorausgesetzt – für 1-3 Jahre genießbar ist. Höherwertiger Champagner sogar für bis zu 10 Jahre.
Quellen:
https://eatsmarter.de/ernaehrung/mindesthaltbarkeitsdatum
https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/18583-rtkl-mindesthaltbarkeitsdatum-mit-diesen-tipps-erkennen-sie-ob
http://www.krisenvorsorge.com/getreide-lagern/
http://www.mindesthaltbarkeitsdatum.de/abgelaufene-lebensmittel/abgelaufene-konserven/
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/So-bleibt-Brot-lange-frisch-,brot322.html
https://www.roastmarket.de/magazin/kann-kaffee-schlecht-werden/
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/abgelaufene-lebensmittel-so-lange-ist-essen-noch-haltbar-a-1059995.html
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/mindesthaltbarkeitsdatum-so-lange-sind-lebensmittel-wirklich-haltbar-a-1129560.html
https://www.stern.de/tv/mindesthaltbarkeit–lebensmittel-und-produkte-im-ueberblick-3045458.html