In diesem Artikel
„Nächste Woche gehe ich wieder zu meiner Frauenärztin. Ich freu mich schon drauf. Da macht sie ein neues Babyfoto beim Ultraschall. Inzwischen habe ich schon Acht. Die kommen alle ins Fotoalbum, “ erzählt Mia ihrer Freundin, die auch schwanger ist. „Na, hast du denn nicht gehört, dass sowas sogar dem Baby schaden kann?“ erwidert diese.
Wir nehmen Sie mit in die aktuelle Diskussion hinein.
Was ist Ultraschall?
Aus der Physik wissen Sie wahrscheinlich noch, dass Schall ein physikalisches Phänomen ist, das sich als Wellen ausbreitet und mit bestimmten Messinstrumenten hörbar und sichtbar gemacht werden kann. Die Maßeinheit dafür heißt Hertz (Hz) und sagt aus, wie viele Schwingungen pro Minute auftreten.
Für Ultraschall trifft das im Wesentlichen auch zu, aber mit der Ausnahme, dass diese Schallwellen für unser menschliches Ohr nicht mehr wahrgenommen werden können. Sie liegen in einem Frequenzbereich ab ca. 16 kHz.
Nachdem Ultraschall in vielen Technikbereichen, in der Schifffahrt und zur Materialprüfung, eingesetzt wurde, begannen sich auch Wissenschaftler für den Einsatz in der Medizin zu interessieren. Hochfrequente Schallwellen werden ausgenutzt, um Bilder aus dem Inneren des menschlichen Organismus zu produzieren. Treffen die Wellen dabei auf z.B. ein Organ, werfen sie ein Echo zurück, das dann sichtbar gemacht wird. Deshalb wird die Untersuchung auch als bildgebendes Verfahren bezeichnet.
Die gefährlichste Belastung bei einer Röntgenuntersuchung sind die Strahlen selbst. Sie treten bei Ultraschalluntersuchungen aber nicht auf. Daher lautete die bisherige Bewertung „Unbedenklich“ (was für Mia völlig klar war).
Das Bundesministerium (BMU) meldet sich zu Wort
Anfang des Jahres 2019 ging eine Fachinformation des Bundesministeriums für Umwelt, Strahlenschutz und Reaktorsicherheit an Frauenärzte, die erhebliche Wellen schlägt: Ab 2021 sind in einer normal verlaufenden Schwangerschaft nur noch zwei Ultraschall-Untersuchungen erlaubt. Als Begründung wird der Schutz schwangerer Frauen und Babys im Mutterleib angeführt. Ohne medizinische Begründung darf Ultraschall in der Schwangerschaft infolgedessen nicht mehr angewandt werden. Das hat weitreichende Folgen. Davon betroffen sind alle Untersuchungsmaßnahmen, die auf Ultraschallbasis beruhen:
- Ultraschall auf Wunsch in der Schwangerschaft, allgemein als „Babyfernsehen“ bekannt
- Geburtsüberwachung mittels CTG
- Herztonkontrolle des Babys mittels Dopton¹ durch die Hebamme
Für die Hebammen bedeutet dies, dass sie eine spezielle Fachfortbildung im Bereich Ultraschall nachweisen müssen, wollen sie weiterhin diese Arbeitsmittel (CTG und Dopton) einsetzen.
Was ist „plötzlich“ so gefährlich für das Baby?
1. Erwärmung des Fruchtwassers → Mögliche Konsequenz: vorzeitige Wehen
Schon vor Jahren wies Prof. Dr. Christiane Schwarz, Lehrstuhlinhaberin für Hebammenwissenschaft in Lübeck und erfahrene Hebamme, auf die Gefahren des unkontrollierten Babyfernsehens hin. Durch den Ultraschall erwärmt sich das Gewebe, im konkreten Fall das Fruchtwasser, das das Baby umgibt. Ein sehr fein abgestimmter Mechanismus sorgt normalerweise für gleichbleibende Temperatur in der Fruchtblase. Gerät dieser aus der Balance, wie beispielsweise bei Fieber der Mutter, kann es zu vorzeitigen Wehen kommen. Sie verwies darauf, dass der Einsatz von nicht begründeten Ultraschalluntersuchungen einem unbewachten Feldversuch gleichkäme, dessen Konsequenzen noch nicht übersehbar seien. Die thermische Wirkung, von der hier gesprochen wird, ist in der Technik längst bekannt.
2. Lautstärke → Mögliche Konsequenz: Schwerhörigkeit
2007 erschien im Amerikanischen Frauenarzt-Journal ein Artikel, der beschrieb, dass eine Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft für das ungeborene Baby eine erhebliche Lärmbelastung darstelle. Sie gliche einer U-Bahn, die in einen Tunnel einführe. Weitere Hinweise dazu blieben allerdings aus.
Was nachdenklich macht (und bisher in keiner Studie nachgewiesen wurde!), ist die Beobachtung vieler erfahrener Logopäden, dass zunehmend mehr Kleinkinder an einer Hochton-Schwerhörigkeit leiden. Dafür könnte die mechanische Wirkung der Ultraschallwellen, die sich als Vibration äußert, verantwortlich sein.
Im Laufe ihres Schullebens kostet sie das statistisch gesehen ein Schuljahr – so die Aussage eines HNO-Arztes für Kinder aus Chemnitz. Kinder hören oft bestimmte Aussagen nicht und verstehen die sich daraus ergebenden Zusammenhänge nicht mehr. So geraten sie schnell in Lernschwierigkeiten.
Vorläufer – die Engländer sind uns voraus
Die Beschränkung der vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchung auf zwei während der Schwangerschaft ohne medizinische Begründung ist in Vereinigten Königreich schon seit 2015 empfohlen. Dafür waren mit Sicherheit nicht nur finanzielle Erwägungen (wie momentan bei uns argumentiert wird) im Fokus.
Obwohl kein Beweis für mögliche Risiken vorliegt, verweist das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists doch auf die besondere Verletzlichkeit des Embryos in den ersten zehn Schwangerschaftswochen. Anders als bei routinemäßigen Untersuchungen wird der Embryo längere Zeit den Ultraschallwellen ausgesetzt. Deshalb lautet die Empfehlung, in diesem Zeitraum keine 3D/4D Aufnahmen machen zu lassen. Für Routineuntersuchungen besteht kein Risiko.
Kein Grund zur Panik
Zu den unschlagbaren Vorteilen einer Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft gehören schnelle sowie relativ präzise Ergebnisse über
- das erwartete Geburtsdatum
- die Größe des Babys
- das normale Wachstum
- die Anzahl der Babys (Mehrlinge)
- mögliche Fehlbildungen
- die Fruchtwassermenge
- den Sitz des Mutterkuchens (Fachbegriff: Plazenta)
- Durchblutung der Nabelschnurgefäße (sog. Doppler-US).
Relativ besagt in diesem Zusammenhang, dass es gewisse Streubereiche oder Abweichungen gibt, die allgemein toleriert werden. Sie hängen u.a. vom Standard des Gerätes und den Erfahrungen des Untersuchers ab. Bei Unklarheiten erfolgt immer eine Kontrolle durch einen Spezialisten. Daran ändert sich auch in der Zukunft nichts! Wie auch in der Pharmakologie gilt: Die Dosis macht das Gift, also mit anderen Worten „All zu viel ist ungesund!“
¹ Ein handliches kleines Gerät zur sicht- und hörbaren Kontrolle kindlicher Herztöne im Mutterleib
Quellen:
Vortrag von Prof. Dr. Christiane Schwarz zum Thema „Terminüberschreitung“
https://de.wikipedia.org/wiki/Ultraschalltherapie
https://www.which.co.uk/birth-choice/maternity-care/nhs-and-private-ultrasound-scans-during-pregnancy
http://www.greenbirth.de/images/_PE_Verordnung_Ultraschall_17.1.2019.pdf
Gespräche mit Logopäden