Taschengeldempfehlung – Wie viel Taschengeld empfiehlt das Jugendamt

In Deutschland gibt es für Erziehungsberechtigte keine gesetzliche Verpflichtung zur Auszahlung von Taschengeld an ihre Kinder. Dennoch sind sich die Fachleute einig, dass es bei der Taschengeldzahlung nicht auf das „ob“ ankommt, sondern in erster Linie auf das „wie viel“ und „ab wann“. Diesen und weiteren Fragen geht der folgende Artikel nach.

In diesem Artikel

Oft wird in diesem Zusammenhang auf den sogenannten „Taschengeldparagraphen“ (§ 110 BGB) verwiesen. Dieser regelt jedoch weder die Höhe noch den Anspruch auf Taschengeld, sondern erlaubt Minderjährigen lediglich, auch ohne Zustimmung Erziehungsberechtigter Dinge zu kaufen, die sich preislich im Rahmen eines altersgemäßen Taschengeldes bewegen. Durch die Auszahlung des Taschengeldes entsteht so also eine beschränkte Übereinkunft zwischen Eltern und Kind.

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Warum Taschengeld?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Zahlung von Taschengeld ist zunächst erst einmal ein wichtiger Schritt im Entwicklungsprozess eines jeden Heranwachsenden. Da wir in einer geldbasierten Kapitalgesellschaft leben, ist es essentiell den Umgang mit Geld(werten) so früh wie möglich zu erlernen. Mit dem Taschengeld ist dies möglich.

  • Wie viel wird ausgegeben?
  • Wie viel wird gespart?
  • Für was wird es ausgegeben?

Alle diese Fragen und die damit einhergehenden (teilweise auch negativen) Erfahrungen – Stichwort: Lerneffekt – sensibilisieren Ihr Kind und führen es behutsam und Schritt für Schritt an das Thema Geld heran. Dabei vermittelt es Ihren Kindern Autonomie, ohne Ihnen gleichzeitig jeglichen Einfluss auf deren Ausgaben zu nehmen. Außerdem haben Verhaltensforscher herausgefunden, dass Kinder, die sich schon zeitig mit Geld auseinandergesetzt haben, als Erwachsene besser damit umgehen können und größere Karrierechancen haben.

Taschengeld richtig zahlen

Grundsätzlich wird empfohlen mit der Zahlung von Taschengeld spätestens mit der Einschulung zu beginnen, da die meisten Kinder ab diesem Zeitpunkt in der Lage sind einfache Rechenaufgaben zu verstehen. Erziehungswissenschaftler raten anfänglich zur wöchentlichen Auszahlung, weil Kinder erst ab etwa 9-10 Jahren in der Lage sind, einen ganzen Monat zu überblicken und sich das Geld entsprechend einzuteilen.

Daneben wird bezüglich des Umgangs mit Taschengeld außerdem Folgendes empfohlen:

  • Regelmäßige, pünktliche Zahlung, um dem Kind Planungssicherheit zu geben
  • Elternveto prinzipiell tabu, Kinder entscheiden selbst über Verwendung
  • Klare Regelungen zur Verwendung (z.B. nichts Gefährliches)
  • Taschengeld ist kein Erziehungsinstrument, d.h. kein Mittel zur Belohnung bzw. Bestrafung
  • Geld als Gesprächsthema enttabuisieren
  • Keine zusätzlichen Zahlungen
  • Übernahme der Grundausstattung (Nahrungsmittel, Kleidung, Schulbedarf) Elternsache; Ausnahmen: mutwilliges Zerstören, „Vergesslichkeit“, Wunsch nach Markenware
  • Einigung getrennt lebender Eltern auf eine Summe
  • Führen eines Taschengeldbuches (gerade für Grundschüler empfehlenswert)
  • Vereinbarung von Sparzielen bei größeren Anschaffungen

Höhe des Taschengeldes

Taschengeldempfehlung Junge Sparschwein

Die weitverbreitetsten Empfehlungen zur Höhe des Taschengeldbetrages stützen sich auf Zahlen der deutschen Jugendämter bzw. des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Nachfolgend finden Sie die Taschengeldempfehlungen für 2017 in tabellarischer Form.

Alter des Kindes Taschengeldbetrag Zahlungsintervall
Unter 6 Jahre 0,50 – 1 € Wöchentlich
6 Jahre 1 – 1,50 €
7 Jahre 1,5 – 2 €
8 Jahre 2 – 2,5 €
9 Jahre 2,5 – 3 €
10 Jahre 15,50 – 18 € Monatlich
11 Jahre 18 – 20,50 €
12 Jahre 20,50 – 23 €
13 Jahre 23 – 25,50 €
14 Jahre 25,50 – 30,50 €
15 Jahre 30,50 – 38 €
16 Jahre* 38 – 45,50 €
17 Jahre* 45,50 – 61 €
Ab 18 Jahre* 61 – 76 €
*Jugendliche, die wirtschaftlich vollständig von den Eltern abhängig sind

Achtung: Bei diesen Werten handelt es sich nur um Richtwerte zur Orientierung. Sind Sie sich unsicher, welcher Betrag angemessen ist, wenden Sie sich an Ihr örtliches Jugendamt!

Die endgültige Höhe des Taschengeldes ist natürlich individuell verschieden und richtet sich nach mehreren Faktoren. Sie ist in den meisten Fällen nicht nur abhängig

  • vom Alter des Kindes,

sondern auch

  • von der finanziellen Situation der Eltern und
  • dem Kostenniveau der Wohnregion.

Wenig überraschend kam dann auch eine Studie des DJI zum Ergebnis, dass Kinder aus höheren Schichten und aus Westdeutschland regelmäßiger und höheres Taschengeld erhalten.

Grundsätzlich gilt in dieser Hinsicht auch:

  1. Je mehr Ausgaben vom Taschengeld bestritten werden müssen, desto höher sollte es ausfallen.
  2. Je älter das Kind wird, desto mehr Ausgaben sollte es von seinem Taschengeld bestreiten.

Deshalb empfiehlt sich gerade für ältere Kinder, auch aufgrund ihrer erhöhten Selbständigkeit, die Zahlung eines Betrages zusätzlich zum Taschengeld. Damit soll ihr finanzieller Spielraum erweitert, aber gleichzeitig auch ihr Verantwortungsbewusstsein weiter geschärft werden.

Budgetgeld

Taschengeldempfehlung Budgetgeld ab 14

Dieses Budgetgeld wird oft für Kinder ab 14 Jahren empfohlen. Es sollte separat zum normalen Taschengeld ausgezahlt werden, um die Unterschieden zwischen frei verfügbarem Geld und notwendigen Aufwendungen zu verdeutlichen. Experten raten Eltern außerdem, die finanziellen Ausgaben ihres Nachwuchses zunächst für etwa ein Vierteljahr zu beobachten, um zu einer realistischen Einschätzung deren Bedürfnisse zu kommen. Daneben bietet sich spätestens zu diesem Zeitpunkt auch die Einrichtung eines Girokontos für das Kind an. Auf dieses wird das Budgetgeld dann regelmäßig eingezahlt. Als Beispiele für Verwendungszwecke dienen oft

  • Kleidung/Schuhe 30-50 €
  • Handy/Internet 10-20 €
  • Essen außer Haus 20-30 €
  • Schulmaterial 5-10 €
  • Bus/Bahn 15-20 €
  • Kosmetik/Pflege 5-10 €

=  85-140 €

Auf dieser Basis können folglich für Kinder ab 14 Jahren zwischen 110 und 215 Euro im Monat an Taschen- und Budgetgeld anfallen.

Da es sich allerdings bei diesen Werten auch nur um Empfehlungen handelt, bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass Eltern stets genau abwägen müssen, wie viel Taschengeld möglich ist und wie viel tatsächlich nötig ist. Zudem reicht die Zahlung von Taschengeld alleine nicht aus, um Kindern den richtigen Umgang mit Geld zu vermitteln: Eltern sollten sich hier auch ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

Quellen:
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2014/DJI_Expertise_Taschengeld.pdf
https://www.dji.de/themen/jugend/taschengeld.html
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/wie-viel-taschengeld-ist-angemessen-14652407.html
https://www.geldundhaushalt.de/_download_gallery/fahrplan-taschengeld/Elternflyer-Taschengeld.pdf

Über unseren Autor
Mirko Kreißig ist Online-Redakteur bei Wiado. Als studierter Anglist hat er nicht nur ein Faible für Sprachen, sondern auch für Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Auch in schlechten Zeiten versucht er sich sein Credo „Always look on the bright side of life“ zu bewahren und die Leser mit einem Lächeln sicher durch die kleinen und großen Tücken des Alltags zu lotsen.
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Mirko Kreißig ist Online-Redakteur bei Wiado. Als studierter Anglist hat er nicht nur ein Faible für Sprachen, sondern auch für Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Auch in schlechten Zeiten versucht er sich sein Credo „Always look on the bright side of life“ zu bewahren und die Leser mit einem Lächeln sicher durch die kleinen und großen Tücken des Alltags zu lotsen.
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