In diesem Artikel
„Hmm, bald gibt es wieder Spargel auf dem Tisch. Ich freue mich schon den ganzen Winter über auf die Spargelzeit!“, freut sich Karen, die seit Jahresbeginn stolze Mama einer kleinen Daisy ist. „Du stillst doch noch?“ Fragend schaut ihre Mutter von ihrer Lektüre auf. „Wo ist denn das Problem dabei?“ erwidert Karen. Ob Stillen und Spargel zusammen passt, erläutert der folgende Artikel.
Stillen und Spargel – hartnäckige Gerüchte
Spargel macht Blähungen
Das kann möglich sein, ist aber trotzdem zuerst einmal einen Versuch wert. Häufig stellt sich dabei heraus, dass genau Spargel keine Blähungen macht.
Blähungen bei Baby sind nur in den allerwenigsten Fällen nahrungsbedingt. Sie hängen eher mit der Unreife des sich entwickelnden kindlichen Darms zusammen. Bestimmt haben Sie auch schon von anderen Müttern gehört, dass bei den meisten Babys spätestens nach 12-14 Wochen die Blähungen schlagartig verschwunden sind. Des Rätsels Lösung ist, dass die Darmflora¹ eine weitere Reifestufe erreicht hat. Die gute Muttermilch hat dazu ihren wichtigen Beitrag geleistet.
Weil sich aber dieses Gerücht hartnäckig hält, verzichten stillende Mütter oft auf alle möglichen leckeren und gesunden Nahrungsmittel, wie z.B. auch Zwiebeln und Knoblauch. Ihre Kost wird dann oft eintönig und wenig schmackhaft, und das Ende der Stillzeit – sprich des Verzichts – wird vehement herbei gesehnt.
Spargel verändert den Geschmack der Muttermilch
Ja, auch das kann passieren. Sicher haben Sie schon selbst bemerkt, dass sich nach dem Verzehr von Spargel der Geruch des Urins verändert. Hervorgerufen wird dieses Phänomen durch Asparagusinsäure, einer Carbonsäure, die schwefelhaltige Verbindungen enthält. Bevor diese Säure im Urin ausgeschieden wird, ist sie natürlich in unserem Blutkreislauf unterwegs. Der versorgt bekanntlich auch die Brustdrüsen, die die Muttermilch produzieren. Ob sich der Geschmack aber deswegen wirklich verändert, hängt sicherlich auch noch von anderen Faktoren ab. Außerdem sind Babys, deren Mütter schon in der Schwangerschaft Spargel genossen haben an den Geschmack gewöhnt. Er beeinflusst auch das Fruchtwasser. Hier gilt der einfache Hinweis:
Probieren geht über Studieren!
Spargel ist gesund, und auch während der Stillzeit kann frau ihn nach Herzenslust genießen. Wie überall gilt auch hier: Der Genuss liegt im Maß, nicht in der Masse. 500g pro Tag sollten auch einem Genießer genügen.
Wertvolle Inhaltsstoffe
Spargel gehört in die Gruppe der Liliengewächse, zu denen auch Zwiebel und Knoblauch gehören. Das Edelgemüse, das in früheren Zeiten nur auf den Tisch der feinen Herrschaften kam, zeichnet sich durch eine Vielzahl gesunder Inhaltsstoffe aus:
- Vitamine:
- fettlösliche A (Beta-Karotin), D, E, K
- wasserlösliche B1, B2, B6, B9 (Folsäure), B 12, C
- Mineralstoffe: Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Eisen, Phosphat,
- Spurenelemente: Zink, Selen
- niedriger Kaloriengehalt
- unbedenkliche Menge an Kohlenhydraten
- geringer Fettgehalt (Spuren)
- wenig Eiweiß
- 93 % Wasser
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt
In den aktuellen Hinweisen der DGE geht es immer darum, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Allgemein wird eine Mischkost empfohlen. Das gilt auch für Schwangerschaft und Stillzeit.
Merke: Einschränkende Ernährungsregeln sind nicht sinnvoll, da nur wenige Säuglinge durch die Nahrungsmittel der Mutter beeinträchtigt werden. Viele Regeln sind kulturell bedingt und haben keine faktische Grundlage. Sie bewirken eine mangelhafte Versorgung der Mutter mit Nährstoffen und den Verlust von Lebensqualität.
Mit der Gesundheitskampagne „5 am Tag“² soll der präventive Charakter einer gesunden Ernährung mit Obst und Gemüse für alle Bevölkerungsschichten unterstützt werden. In der Aufzählung der heimischen Frühjahrs-Gemüsesorten findet sich auch Spargel. Der Gemüse-, Bleich- oder gemeine Spargel ist in der Zeit von Mitte April bis zum 24. Juni erhältlich. In Deutschland wird übrigens europaweit der meiste Spargel angebaut.
Hausfrauentipp
Grüner Spargel ist noch Vitamin-C-haltiger als weißer Spargel und braucht auch nicht geschält zu werden!
Starköche berechnen für einen Erwachsenen (also auch stillende Mütter) 500g/Mahlzeit.
Ich hoffe, dass ich Ihre Bedenken zum Thema „Stillen und Spargel“ ausräumen konnte und Ihnen Mut zum Experimentieren gemacht habe. Mir bleibt nur noch, Ihnen „Guten Appetit“ zu wünschen!
¹ Auskleidung der Darmschleimhaut mit „guten“ Bakterien
² 5 Gemüseportionen täglich entspricht ca. 650g Obst- und Gemüseverzehr
Quellen:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/06_01.htm
https://www.dge.de/presse/pm/jetzt-mit-5-am-tag-in-die-saison-starten/
BDH Empfehlung zur Stillbegleitung durch Hebammen, Karlsruhe, 2006