Kann man gekeimte Kartoffeln essen? Sind sie essbar?

Kartoffeln zählen zu den beliebtesten Nahrungsmitteln der Deutschen. Sie sind lecker, preisgünstig und lassen sich gut bevorraten. Bei falscher und/oder zu langer Lagerung keimen sie jedoch schnell und bekommen grüne Stellen, die als giftig gelten. Sind die Kartoffeln trotzdem noch essbar?

Gekeimte Kartoffeln

Kartoffeln gehören wie Tomaten zur Familie der Nachtschattengewächse und enthalten von Natur aus Solanin. Das geschmacks- und geruchslose Alkaloid steckt in der Schale und der Knolle selbst und ist in geringen Mengen für Menschen unbedenklich. In keimenden Kartoffeln steigt der Gehalt des Giftstoffs jedoch an. Ist das ein Grund, gekeimte Kartoffeln zu entsorgen, oder genügt es vielleicht, die Keime zu entfernen? Nachfolgend erfahren Sie, wann die Knollen noch essbar sind und wann sie in die Tonne gehören. Außerdem verraten wir Ihnen, wie es zum Keimen kommt und wie Sie die Kartoffeln durch richtige Lagerung daran hindern können.

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Sind keimende Kartoffeln giftig oder noch essbar?

Stark gekeimte Kartoffeln Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf den Zustand der Kartoffel sowie die Anzahl und die Länge der Keime an. Desto größer ihre Anzahl und länger die Triebe sind, umso mehr Solanin sammelt sich in der Knolle. Damit steigt auch das Risiko von Vergiftungserscheinungen, die sich unter anderem durch Kopfschmerzen, Erbrechen und Übelkeit äußern. Grundsätzlich sind einzelne Keime aber noch kein Grund, die Kartoffel wegzuwerfen. Um sicher zu gehen, achten Sie darauf, dass

  • sich nur einzelne Keime (maximal drei) an der Kartoffel befinden,
  • die Triebe nicht breiter und länger als einen Zentimeter sind und
  • sich die gekeimte Knolle in der Hand noch fest und prall anfühlt.

Gekeimte Kartoffeln, die bereits mit Trieben übersät sind, sich weich und schrumpelig anfühlen, viele oder große grüne Stellen aufweisen und deren Triebe mehr als einen Zentimeter lang sind, sollten Sie entsorgen. Sie können bereits so giftig sein, dass Sie bei größerer Verzehrmenge zu gesundheitlichen Beschwerden führen.

Wichtig: Nach dem Verarbeiten und Kochen sollten Sie das Kochwasser über den Ausguss entsorgen und nicht für andere Speisen verwenden. Das gilt übrigens für keimende Kartoffeln wie für normale Pellkartoffeln. Grund ist das Solanin, das beim Kochen aus der Schale in das Wasser übergeht und zudem hitzebeständig ist.

Tipp: Gekeimte Kartoffeln, die unbehandelt sind, müssen Sie nicht in die Tonne werfen. Pflanzen Sie die Knollen stattdessen in den Garten und ernten Sie nach einigen Monaten Ihre eigenen Kartoffeln. Keimende Knollen können auch im Eimer auf dem Balkon oder im Hochbeet gezogen werden.

Gekeimte Kartoffeln: So entfernen Sie die Triebe

Kartoffeln schneiden in der Küche

Einzelne Keime (bis maximal ein Zentimeter Länge) können Sie einfach mit den Fingern abknipsen. Nehmen Sie anschließend ein scharfes Küchenmesser zur Hand und schneiden Sie die verbliebenen Augen großzügig aus der Knolle heraus. Das gilt auch für grüne Stellen, die ebenfalls viel Solanin enthalten und giftig sind. Sind die grünen Stellen allerdings größer als ein 2-Euro-Stück, ist die Knolle nicht mehr essbar und sollte vorsichtshalber entsorgt werden. Auf diese Weise gehen Sie ganz sicher, dass sich nur wenig Solanin in der Kartoffel befindet.

Tipp: Auch wenn gekeimte Kartoffeln nach dem Entfernen der Triebe kaum giftig und essbar sind, sollten Sie Säuglingen und Kleinkindern nur von vornherein tadellose Knollen servieren.

Ab wann ist Solanin für die Gesundheit gefährlich?

Kartoffeln ohne Schale enthalten normalerweise nur sehr geringe Mengen des giftigen Solanins. Vergiftungserscheinungen oder sogar Todesfälle sind somit sehr selten, kommen aber vor. Besonders, wenn größere Mengen Kartoffeln mit Schale und grünen Stellen verzehrt werden, die zuvor lange Triebe hatte. Ab wann die Knollen giftig wirken und erste Symptome auftreten, hängt von der jeweiligen Person und ihrem Körpergewicht ab.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist bei einer Aufnahme von ein bis zwei Milligramm Solanin pro Kilogramm Körpergewicht mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen. Andere Quellen gehen sogar von drei bis sechs Milligramm Solanin pro Kilogramm aus. Um auf die von der DGE genannte Menge zu kommen, müsste eine Person mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm rund 800 Gramm Kartoffeln mit Schale zu sich nehmen. Das entspricht etwa 9 großen Kartoffeln mit einem Solaningehalt von 75 mg/kg. Zum Vergleich: Kühl und dunkel gelagerte Kartoffeln, die keine grünen Stellen aufweisen und nicht gekeimt haben, haben einen Solaningehalt von 5 bis 7 Milligramm (mg) pro 100 Gramm.

Keimen verhindern: So bleiben Kartoffeln länger frisch

Kartoffeln richtig lagern Wenn Sie eine größere Menge Kartoffeln gekauft oder im eigenen Garten geerntet haben, ist die richtige Lagerung für die Haltbarkeit wichtig. Bei nicht optimalen Bedingungen beginnen die Knollen schnell zu keimen, bilden grüne Stellen, werden schrumpelig und schließlich ungenießbar. Gehen Sie deshalb bei der Lagerung Ihrer Kartoffeln wie folgt vor:

  1. Wählen Sie als Lager einen kühlen, trockenen und dunklen Ort (optimal ist ein unbeheizter Keller oder die Garage).
  2. Ideal zur Lagerung ist eine offene Kartoffelkiste oder ein Kartoffelkorb, der von allen Seiten gut belüftet ist.
  3. Entsorgen Sie einzelne schrumpelige, grüne oder keimende Kartoffeln vor und während des Einlagerns.
  4. Lagern Sie keine Äpfel in der Nähe von Kartoffeln, da diese Ethylen absondern, das zum Keimen der Knollen führt.

Quellen:
https://www.bzfe.de/forum/index.php/forum/showExpMessage/id/46943/page1/7/searchstring/+/forumId/3
https://dgk.de/gesundheit/umwelt-gesundheit/informationen/nahrung/gruene-tomaten-und-gekeimte-kartoffeln-das-natuerliche-gift-solanin.html
https://www.ndr.de/ratgeber/garten/nutzpflanzen/Anleitung-Kartoffeln-im-Beet-und-Topf-pflanzen,kartoffeln542.html

Über unseren Autor
Mirko Kreißig ist Online-Redakteur bei Wiado. Als studierter Anglist hat er nicht nur ein Faible für Sprachen, sondern auch für Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Auch in schlechten Zeiten versucht er sich sein Credo „Always look on the bright side of life“ zu bewahren und die Leser mit einem Lächeln sicher durch die kleinen und großen Tücken des Alltags zu lotsen.
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Mirko Kreißig ist Online-Redakteur bei Wiado. Als studierter Anglist hat er nicht nur ein Faible für Sprachen, sondern auch für Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Auch in schlechten Zeiten versucht er sich sein Credo „Always look on the bright side of life“ zu bewahren und die Leser mit einem Lächeln sicher durch die kleinen und großen Tücken des Alltags zu lotsen.
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