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Bakterielle Mandelentzündungen können bei Kindern immer wieder vorkommen. Eine Sonderform ist die Seitenstrangangina oder Angina lateralis acuta. Sie tritt meist längere Zeit nach einer Mandeloperation auf, wenn sich Bakterien entlang der lymphatischen Bahnen der inneren Halsfalten ausbreiten, weil sie die Mandeln nicht mehr befallen können. Diese Form der Rachenentzündung kommt aber nur sehr selten vor. Typische Erreger, die für eine Seitenstrangangina verantwortlich sein können, sind Streptokokken und Haemophilus influenzae.
Welche Beschwerden Ihr Kind haben kann
Zu den ersten Anzeichen für eine Angina gehören meist:
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- eventuell Fieber
Ihr Kind wird wahrscheinlich ganz plötzlich krank und trotzdem keine weiteren Erkältungssymptome zeigen. Die erkrankten Seitenstränge im Rachen sind angeschwollen, rot und mit weißen Stippchen bedeckt. Wundern Sie sich nicht, wenn der kleine Patient außerdem über Ohrenschmerzen klagt. Die Seitenstränge liegen sehr nahe am Verbindungsgang zwischen Rachen und Ohr (Ohrtrompete, Tuba auditiva) und können den Druck im Mittelohr schmerzhaft steigern.
Tipp: Sie vermuten bei Ihrem Kind eine Mandelentzündung oder Angina tonsillaris? Dann lesen Sie auch unseren Beitrag: „Angina: Ist eine Mandelentzündung ansteckend? Wenn ja, wie lange?„.
Wie lange eine Angina der Seitenstränge ansteckend ist
Streptokokken und andere Bakterien können ohne Behandlung über mehrere Wochen ansteckend sein. Sie fliegen per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch und gelangen überdies über die Atemwege in den Organismus. Ein Niesen oder Husten einer erkrankten Person reicht schon. Sobald Sie eine antibiotische Therapie mit Saft oder Tabletten bei Ihrem Kind begonnen haben, sinkt das Ansteckungsrisiko für das Umfeld. Nach 24 bis 48 Stunden können Sie davon ausgehen, dass Ihr Kind nicht mehr infektiös ist und den Kindergarten oder die Schule wieder besuchen kann.
Ein Besuch beim Kinderarzt
Neben der körperlichen Untersuchung mit der genauen Inspektion des Rachens, kann der Kinderarzt einen Abstrich des entzündeten Rachens mit einem Watteträger durchführen. Manche Kinder spüren dabei einen kurzen Würgereiz, aber weh tut die Prozedur nicht. Aus dem gewonnenen Material kann der Mediziner direkt in der Praxis einen Schnelltest auf Streptokokken veranlassen. Sie erhalten das Ergebnis schon nach wenigen Minuten. Um einen anderen Erreger zu identifizieren, schickt der Kinderarzt den Abstrich ins Labor, wo die Keime schließlich im Brutschrank angezüchtet werden.
Wie der Kinderarzt eine Seitenstrangangina behandelt
Neben einer antibiotischen Therapie mit Penicillin oder einem Cephalosporin über mindestens sieben bis zehn Tage behandelt der Kinderarzt indes auch die Symptome der Erkrankung.
- Ibuprofen und Paracetamol bekämpfen die Entzündung im Hals, Gliederschmerzen und senken das Fieber.
- Zuckerfreie Lutschtabletten können die Schleimhaut im Rachen befeuchten und so Halsschmerzen lindern.
- Ist das Kind alt genug, kann es mit Salzwasser gurgeln, um die gereizte Schleimhaut im Hals zu pflegen.
- Ab dem zweiten Lebensjahr können Sie Ihrem Kind Honig oder Fenchelhonig geben, um die Halsschmerzen immerhin erträglicher zu machen.
Mögliche Komplikationen der Erkrankung
Töten Antibiotika die Bakterien nicht rechtzeitig ab, kann es zu Komplikationen kommen. Breiten sich die Erreger im Körper aus, infizieren sie entweder die Nieren und lösen hier eine Entzündung (Nephritis) aus oder sie wandern zum Herzen, wo sich der Herzmuskel entzünden kann (Myokarditis). Aus diesen Gründen ist eine frühzeitige antibiotische Behandlung der bakteriellen Angina sehr wichtig.
Was los ist im Ohr
Klagt Ihr Kind über Ohrenschmerzen, die die Angina begleiten, schaut der Kinderarzt mit dem Ohrenspiegel in die Gehörgänge. So kann er genau feststellen, ob die Schmerzen von der Halsentzündung kommen oder ob gleichzeitig eine Mittelohrentzündung vorliegt. Das Trommelfell verrät den Zustand des Mittelohres und Sie erfahren, ob sich dort zum Beispiel ein klarer Erguss gebildet hat oder ob Eiter von außen durch die dünne Membran zu erkennen ist.
Quellen:
– Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
– Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer, München 2005
– Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009