Schwimmhilfen für Baby und Kleinkind – wann ist welche geeignet?

Wasser als Lebenselixier. Doch die Badesaison birgt auch Gefahren: Oft wird von Badeunfällen berichtet. Und nicht selten betrifft es Kinder. Was ist zu beachten, wenn Kinder plantschen gehen? Welche Risiken gibt es beim Gebrauch von Schwimmhilfen? Und sind diese überhaupt notwendig? Diesen und weiteren Fragen geht der folgende Artikel nach.

Schwimmhilfen für Kinder

Für viele Kinder und Erwachsene gehört Schwimmen, Baden, Spielen im Freibad, See oder Meer zum Leben dazu. Sehnsüchtig werden die Sommermonate erwartet. Wer mit Babys und Kleinkindern baden geht, sollte vorbereitet sein. Das A und O sind dabei, neben wachen Augen, Schwimmhilfen für die Kleinen.

Video-Tipp

Warum ist für Kinder das Element Wasser so wichtig?

Im Wasser können sich Babys frei bewegen. Ohne die Schwerkraft lassen sich die Gliedmaßen und das Köpfchen besser koordinieren. Das Kind kann sich ausprobieren und seinen Körper besser kennenlernen. Außerdem haben die Kinder Freude am Spiel und an der Interaktion mit der Mutter/ dem Vater und den anderen Kindern. Sein Selbstbewusstsein wird gefördert und die Angst vor Wasser gar nicht erst aufgebaut. Auch für den späteren Prozess des Schwimmen-Lernens ist eine Wassergewöhnung im Baby-/ Kleinkindalter wichtig.

Tipp: Um Schwimm-, Freibäder und sonstige Badegewässer vor Verunreinigungen zu schützen, sollte Babys und Kleinkinder immer eine Schwimmwindel tragen.

Warum ist für Kinder das Element Wasser so gefährlich?

Babys und Kleinkinder haben einen großen Entdeckungsdrang, der sich auch auf das Element Wasser bezieht. Meist haben Kinder keine Angst, erst recht keine Vorsicht oder Weitsicht für die bestehenden Gefahren. Selbst in flachen Gewässern kann es bei Babys und Kleinkindern schnell zu einem Ertrinkungsunfall oder Ertrinkungstod kommen. Auch die Vielzahl der Menschen kann ein Baderisiko darstellen. Deshalb:

  • Stellen Sie Baderegeln auf!
  • Baden Sie an dafür zugelassenen Badestellen!
  • Lassen Sie Ihr Kind nie allein bzw. ohne Aufsicht baden!
  • Achten Sie auf ausreichenden Sonnenschutz!
  • Verwenden Sie Schwimmhilfen, am besten noch in Signalfarbe!

Welche Schwimmhilfen sind für Kinder geeignet?

Schwimmkragen für Kinder

Nachfolgend finden Sie 15 Schwimmhilfen für Babys und Kleinkinder aufgelistet. Dabei werden sowohl das empfohlene Alter, die Anwendungsziele, Merkmale und Risiken der jeweiligen Hilfsmittel mit aufgeführt.

1. Sitzhilfe für Badewanne

  • Ab: Babyalter
  • Ziel: abgestützte Liege- oder Sitzposition in der Badewanne
  • Merkmale: eingeschränktes Handling, kein Vertrauensaufbau zu haltenden Händen der Eltern im Element Wasser
  • Risiko: Sitz verführt dazu, dass sich Eltern in „falscher“ Sicherheit wiegen und die Aufsicht der badenden Kinder mal kurz unterbrechen

2. Schwimmkragen – wie Kragen um Hals gelegt und verschlossen

  • Ab: 0 – 18 Monate
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: freie Beweglichkeit, Kopf immer über Wasser
  • Risiko: optimale Größe/ Anpassung wichtig, sonst Gefahr des „Durchrutschens“

3. Schwimmtrainer – Kind mit Gurten in einer Art Schwimmring verankert

  • Ab: 3 Monate
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: Fortbewegung durch Strampeln, kein „Durchrutschen“ möglich, GS-Siegel
  • Risiko: eingeschränkte Bewegungsfreiheit, laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Gefahr des Umkippens – kein alleiniges Aufrichten mehr möglich

4. Schwimmsitze – Kind sitzend in einer Art Schwimmring verankert

Schwimmsitz

  • Ab: Babyalter
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: wenig Bewegungsfreiheit
  • Risiko: eingeschränkte Bewegungsfreiheit, laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Gefahr des Umkippens – kein alleiniges Aufrichten mehr möglich, Kinder frieren sehr schnell

5. Schwimmring – für Hüfte

  • Ab: 3 Monate
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: geschlossener Reifen, Größe durch Aufblasen regulierbar, eingeschränkte Bewegungsfreiheit
  • Risiko: Gefahr des Durchrutschens, wenn er nicht optimal angepasst wird, laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) auch hier die Gefahr des Umkippens – kein alleiniges Aufrichten mehr möglich

6. Schwimmflügel zum Aufblasen (für Arme) – der Klassiker

  • Ab: Babyalter
  • Ziel: Wassergewöhnung, Schwimmen lernen
  • Merkmale: mindestens 2 Kammern + Sicherheitsventil, Signalfarbe orange, GS-Siegel
  • Risiko: hohe Sicherheit, TÜV-geprüft

7. Schwimmscheiben aus Schaumstoff (für Arme)

  • Ab: 1 Jahr
  • Ziel: zur Wassergewöhnung, zum Schwimmen lernen
  • Merkmale: aus „hartem“ Schaumstoff – verlieren keine Luft, aus 3 Scheiben bestehend – einzeln reduzierbar (je nach Schwimmfähigkeit)
  • Risiko: hohe Sicherheit

8. Schwimmkissen (Schloris)

  • Ab: 2 Jahre
  • Ziel: zur Wassergewöhnung, zum Schwimmen lernen
  • Merkmale: Gürtel um Brustbereich mit aufblasbaren Kissen am Rücken, viel Bewegungsfreiheit, keine Ventile – werden über Naht aufgeblasen, Luft durch Druck reduzierbar, aus naturbelassener Baumwolle, GS-Siegel

9. Schwimmgürtel

  • Ab: 2 Jahre
  • Ziel: zum Schwimmen lernen
  • Merkmale: Styroporelemente auf Rücken – um Bauch schnallen, viel Bewegungsfreiheit, Schwimmbewegungen gut erlern bar, Elemente einzeln zu entfernen je nach Schwimmfähigkeit
  • Risiko: Elemente verrutschen oft bis unter die Achseln – Kinder bekommen keine Luft mehr

10. Schwimmwesten – vorn zu schließen

Schwimmweste

  • Ab: 2 Jahre
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: Schwimmhilfen, keine Rettungswesten, zum Aufblasen oder mit Auftriebsmitteln
  • Risiko: guter Sitz wichtig, sonst Gefahr, dass die Weste über Nase und Mund rutscht

Tipp: Schwimmweste vor dem Kauf wirklich anprobieren!

11. Badeanzüge mit Auftriebsmitteln (in Einstecktaschen)

  • Ab: 2 Jahre
  • Ziel: zur Wassergewöhnung
  • Merkmale: Gute Bewegung, Auftriebstücke einzeln entfernbar, plus UV-Schutz, enganliegend, mühsames An- und Ausziehen, teuer
  • Risiko: müssen optimal passen, Auftriebsmittel kontrollieren (kann nach waschen vergessen werden)

12. Aqua Suse – eine Art Weste

  • Ab: Vorschulalter
  • Ziel: Zum Schwimmen lernen
  • Merkmale: Schwimmhilfe aus Neopren um Brust, Bauch und Rücken, Auftrieb im Brust- und Bauchbereich, schützt vor Kälte, Arme und Beine völlig frei, gute Gewöhnung an große Gewässer (Hallenbad, Freibad)

13. Schwimmbrett

Schwimmbrett und aufblasbares Tier

  • Ab: Kind muss sich allein über Wasser halten können
  • Ziel: Schwimm-Lernhilfe (Erlernen der Schwimmbewegungen)
  • Risiko: kein Schutz vorm „Untergehen“, Gefahr des Loslassens oder „Runterrutschens“

14. Pool-Nudeln

  • Ab: Kind muss sich allein über Wasser halten können
  • Ziel: Wasserspielzeug, Schwimm-Lernhilfe
  • Risiko: kein Schutz vorm „Untergehen“

15. Aufblasbare Tiere, Wasserinseln, Luftmatratzen

  • Ab: Schwimmfähigkeit
  • Ziel: Wasserspielzeug – keine Schwimmhilfe
  • Risiko: nicht für Nichtschwimmer geeignet, kein Schutz vorm „Untergehen“

Was ist beim Kauf von Schwimmhilfen zu beachten?

  • Anforderungen der EU-Norm erfüllen: EN 13138-1
  • GS-Prüfsiegel
  • mindestens zwei getrennte Luftkammern pro Schwimmhilfe vorhanden (falls eine versagt, hält die zweite) oder aus Schaumstoff gefertigt sein
  • Rückschlagventil, damit Luft nicht einfach entweicht, wenn Ventil etwas gelockert
  • fachgerechte Beratung, weil passende Größe und passendes Alter des Kindes extrem wichtig für die Schutzfunktion der Schwimmhilfen
  • starker Plastikgeruch kann Hinweis auf Schadstoffe sein – Kauf dann nicht angeraten

Nun wünsche ich viel (unfallfreien) Spaß beim Baden, Plantschen und Schwimmen mit Ihren Kiddys.

Quellen:
https://www.eltern.de/kleinkind/schwimmhilfen-fuer-kinder.html
https://www.sport-thieme.de/Schwimmhilfen?page=1
https://www.familie.de/kind/schwimmhilfen-test-sicherheit-696273.html
https://www.testberichte.de/a/schwimmhilfe/magazin/test-stiftung-warentest-7-2011/274170.html
www.elternforum-kindersicherheit.de/viewtopic.php?t=3107
https://www.dlrg.de/informieren/sicherheitstipps/auftriebsmittel.html

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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