Schwangerschaftsdepression Symptome + Wege aus der Depression

Nicht jede Schwangere kann ihre Schwangerschaft genießen. Im Gegenteil: Ängste, häufiges Weinen und Interessenlosigkeit am Baby lassen die Mitmenschen ratlos zurück. Die Schwangere schämt sich und zieht sich völlig zurück. Die Angehörigen können dieses Verhalten nicht einordnen. Oftmals handelt es sich hierbei um eine Schwangerschaftsdepression. Was es mit dieser Erkrankung auf sich hat, erfahren Sie in diesem Artikel.

Schwangerschaftsdepression

Eine Depression ist eine krankhafte psychische Störung. Der Betroffene leidet unter einer dauerhaft gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Dabei ist die Empfindung aller Gefühle reduziert (emotionale „Gefühllosigkeit“). Diese negative Stimmungslage kann beispielsweise von vielerlei körperlichen Beschwerden begleitet werden. Auch sind Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen fast immer beeinträchtigt, es überwiegt ferner ein Gefühl der eigenen Wertlosigkeit.

Video-Tipp

Beispiel Melanie (30J)

Gerade kam sie von einer Vorsorge-Untersuchung. Es ist alles in Ordnung mit dem Baby. Doch sie kann sich einfach nicht freuen. Wieso fühlt sie sich so mutlos? Und so antriebslos? Die Frauen aus ihrem Geburtsvorbereitungskurs stecken immerhin alle in Baby-Vorbereitungen: gehen winzige Sachen kaufen oder suchen nach dem idealen Babybettchen. Doch ihr ist das gerade alles egal, alles zu viel, alles zu anstrengend. Was stimmt nicht mit ihr? Am besten, sie geht ins Bett, „Es wird schon vorbeigehen.“, hofft sie …

Nein! Sie leidet an einer Schwangerschaftsdepression und benötigt dringend Hilfe.

Häufigkeit

Schwangerschaftsdepressionen betreffen etwa 10-20% aller Schwangerschaften (Nationale Versorgungs-Leitlinie unipolare Depression).

Risikofaktoren

Besonders, wenn eine Frau in ihrer Vorgeschichte psychische Erkrankungen (depressive Episoden, Angststörung) durchlebt hat oder Verluste wie Fehlgeburten oder Totgeburten erleiden musste, ist das Risiko für das Auftreten einer Schwangerschaftsdepression gegeben. Außerdem ist die Schwangere diesbezüglich ,,anfälliger“, wenn folgende Punkte zusammenkommen:

  • Fehlende soziale Unterstützung
  • Partnerschaftsprobleme
  • belastende Lebensereignisse

Symptome

Hauptsymptome sind eine „bleierne“ Müdigkeit, eine massive, anhaltende Traurigkeit und eine auffallende Freudlosigkeit an Dingen, die sonst Freude gemacht haben.

Schwangerschaftsdepression

Dazu können weitere Symptome in verschieden starker Ausprägung kommen:

  • Appetitlosigkeit, Magendruck
  • Schlafstörungen
  • Sozialer Rückzug
  • Minderwertigkeits- und Schuldgefühle
  • Ängste und Sorgen
  • Häufiges Weinen/ Stimmungsschwankungen
  • Gewichtsverlust
  • Häufig Kopfschmerzen
  • funktionelle Störungen (Herz, Kreislauf, Magen, Darm)
  • Sehstörungen
  • Muskelverspannungen, diffuse Schmerzen
  • Libidoverlust
  • Konzentrationsstörungen
  • (Suizidalität)

Wieso in der Schwangerschaft?

Eine Schwangerschaft bedeutet oft nicht ausschließlich Freude, sondern gleichzeitig auch gewisse Sorgen:

„Ich fühle mich überfordert.“

Wie werde ich das mit dem Baby alles schaffen? Werde ich in meiner Arbeit nach der Babypause wieder einsteigen können? Werde ich noch Zeit für meine Hobbys haben? Was wird aus unserer Beziehung, wenn wir ein Baby haben? Werde ich eine gute Mutter sein? Wird das Geld reichen, um dem Kind etwas zu bieten? Werde ich die Geburt schaffen? Wird das Baby gesund sein? … usw.

„Mein Körper gehört nicht mehr mir!“

Auch nicht unwesentlich sind für viele Schwangere die Hormonumstellung mit daraus resultierenden Stimmungsschwankungen sowie die körperlichen Veränderungen und die damit einhergehenden Schwangerschaftsbeschwerden.

„Ich bin so allein!“

Nicht zuletzt spielen Partnerschaftsprobleme/Trennung, aktuell belastende Lebensereignisse und eine mangelnde soziale Unterstützung eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer Schwangerschaftsdepression.

Welche Folgen kann eine Schwangerschaftsdepression haben?

Mutter und Kind sind eine Einheit. So unwohl, wie sich die Schwangere fühlt, fühlt sich auch das Baby. Deshalb kann es bei dem oder der Kleinen zu einer verzögerten Entwicklung kommen. Es besteht die Gefahr einer Frühgeburt. Viele betroffene Frauen entwickeln außerdem eine übermäßige Angst vor der Geburt oder vor Komplikationen. Unbehandelt kann eine Schwangerschaftsdepression nach der Geburt recht schnell in eine Wochenbettdepression übergehen und kurzum zu zahlreichen weiteren Problemen führen. Durch die überwiegenden schlechten Gefühle bezüglich Schwangerschaft und Baby kommt es zu einer gestörten Mutter-Kind-Bindung demzufolge mit Auswirkungen auf das weitere Leben von Mutter und Kind.

Diagnose

Eine Möglichkeit, eine depressiven Störung zu erfassen, bietet der „Zwei-Fragen-Test“ (laut S3-Leitlinie/Nationale Versorgungs-Leitlinie Unipolare Depression)

  1. Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?
  2. Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?

Wenn beide Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, ist eine Arztkonsultation zur genauen Diagnostik notwendig.

Ein weitere Möglichkeit bietet der „Edinburgh Postpartum Depression Scale“, ein Selbstbeurteilungs-Fragebogen, der ebenfalls in der Schwangerschaft angewendet werden kann. Ursprünglich wurde er entwickelt, um Wochenbettdepressionen besser erkennen zu erkennen. Mit Hilfe von 10 Fragen wird das persönlich – seelische Empfinden erfasst. Den Fragebogen finden Sie hier:

Die Auswertung des Fragebogens sollte unbedingt von Fachpersonal vorgenommen werden!

Achtung: Bei massiven Ängsten, Panikattacken und Selbstmordgedanken ist ohne jedes Zögern ein Arztbesuch erforderlich!

Wege aus der Depression: Selbsthilfe

Um einer Schwangerschaftsdepression zu begegnen, gibt es viele Wege. Doch der allerwichtigste ist der, den eine betroffene Person selbst beschreiten kann. Sorgen Sie für Ihr Wohlbefinden. Setzen Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen Grenzen, denn Sie sind nicht für alles und jeden verantwortlich. Schaffen Sie für sich positive Erlebnisse und verbringen Sie Zeit mit den Menschen, Die Ihnen gut tun. Nehmen Sie sich andererseits ausreichend Erholungszeiten – auch dem Baby bekommen die Entspannungsphasen. Und „verfitzen“ Sie sich nicht in Situationen, die Sie nicht ändern können, dies führt schließlich zu immer mehr Frustrationen. Ändern hingegen können Sie Ihr Verhalten:

  • Schaffen Sie für sich einen festen Tagesrhythmus als „Rahmen“
  • Sorgen Sie für einen guten Schlaf (Schlafhygiene), Erholung ist schließlich immens wichtig
  • Bewegung, besonders an frischer Luft, fördert das Wohlbefinden und hält Sie in Aktivität
  • Regelmäßige Mahlzeiten mit gesunden Nahrungsmitteln geben Ihnen und Ihrem Baby indes Kraft und Energie
  • Tageslicht sorgt für die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin
  • Geburtsvorbereitung mindert Ängste und macht Sie mit Ihrem „neuen“ Körper vertraut
  • Yoga oder andere Entspannungstechniken geben der „kreiselnden“ Seele eine Auszeit
  • Beziehen Sie Ihre Angehörigen in die Problematik ein, Sie benötigen auf jeden Fall deren Unterstützung
  • Eventuell ist eine Selbsthilfegruppe hilfreich, so fühlen Sie sich nicht allein und können zumal in Erfahrungsaustausch treten

Wege aus der Depression: Therapeutische Hilfe

Aus oben genannten Gründen ist eine therapeutische Begleitung während einer Schwangerschaftsdepression notwendig. Meist wird eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmethoden gewählt:

Schwangere beim Therapeut

  • Psychosoziale Maßnahmen – Unterstützung für die Bewältigung des Alltags und spezieller Probleme (zum Beispiel: Haushalthilfe, Behördengänge …)
  • Psychotherapie
  • Medikamentöse Therapie – auch für Schwangere/Stillende gibt es inzwischen geeignete Antidepressiva
  • alternativer Heilmethoden – zusätzlich homöopathische Behandlung oder Akupunktur bei speziell ausgebildeten Hebammen oder Ärzten

Bei einer rechtzeitigen und effektiven Behandlung überstehen Mutter und Kind die Schwangerschaftsdepression schadlos und das Risiko für das Auftreten einer Wochenbettdepression wird infolgedessen sehr reduziert. Beide können also unbefangen und glücklich in die Zukunft starten.

Ich ermutige alle Frauen dazu, sich ihrem Arzt oder ihrer Hebamme zu öffnen und über seelische Probleme zu sprechen. Sie werden nicht verurteilt werden, sondern nur auf diesem Weg fachkundige und vor allem schnelle Hilfe erhalten. Mehr Informationen zum Thema finden Sie ebenfalls bei der Deutschen Depressionshilfe (Bundesweites Netzwerk zur Optimierung von Versorgung und Erforschung depressiver Erkrankungen).

Sie werden es schaffen: Sie werden Ihr Leben mit Babylein genießen können!

Quellen:
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start
https://www.volkskrankheit.net/a_z/a-z-bing/depressionen/?msclkid=2fee1f013e8a1ee08565444eb8a790c3
https://psylex.de/stoerung/depression/schwangerschaft.html
https://www.leitlinien.de/nvl/html/depression/kapitel-2
https://www.leitlinien.de/nvl/html/depression/kapitel-3
http://flexikon.doccheck.com/de/Depression
www.depressiv-leben.de/lichttherapie-gegen-depressionen-tageslichtlampe/

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
×
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
Latest Posts
Hinweise für Gesundheits- und Rechtsfragen
Wiado.de dient der allgemeinen Bildung und Information, nicht der Beratung bei gesundheitlichen und rechtlichen Anliegen. Konsultieren Sie hierzu bitte jeweils Ihren Arzt/Zahnarzt oder einen Rechtsanwalt/Steuerberater.