Schwanger nach Fehlgeburt: Risiken – das müssen Sie wissen

Wenn ein Baby durch eine Fehlgeburt verloren wurde, ersehnen sich viele Paare recht bald eine erneute Schwangerschaft. Doch dabei gilt es, auf die besondere Situation nach solch einem Verlust Rücksicht zu nehmen. Was vor und während einer weiteren Schwangerschaft zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Schwanger nach Fehlgeburt

Das Wichtigste nach einer Fehlgeburt ist die körperliche Schonung und Zeit für die Trauerverarbeitung. Auch ist es gut, Hilfe durch Familie, Psychologen oder Selbsthilfegruppe anzunehmen.

Video-Tipp

Lebensgestaltung nach einer Fehlgeburt

Das ist zu beachten:

  • Kein Geschlechtsverkehr in ersten 4 – 6 Wochen nach Abort
  • Sport erst nach vollständiger Erholung
  • Erneute Schwangerschaft sofort möglich, aber 2 – 3 Monate Pause wären für die Regeneration von Körper und Seele besser
  • evtl. vorübergehende Empfängnisverhütung, bis der Zeitpunkt für eine erneute Schwangerschaft als günstig empfunden wird
  • Selbsthilfegruppe – „geteiltes“ Leid, Unterstützung
  • Keine Schuldgefühle zulassen – Niemanden trifft eine Schuld am Geschehen. Meist handelt sich um einen „Schutzmechanismus“ der Natur, denn die weitaus häufigsten Ursachen sind chromosomale Defekte bei der Fruchtanlage. Meist sind die genauen Ursachen jedoch nicht mehr herauszufinden. Bei Spätaborten könnte eine Obduktion zur Aufklärung der Ursache beitragen.
  • Bei depressiver Symptomatik Besuch beim Psychologen dringend empfohlen!
    Symptome:

    • Niedergeschlagenheit
    • Innere Leere
    • Interessenverlust
    • Antriebslosigkeit
    • Permanente Müdigkeit
    • Sozialer Rückzug
    • Konzentrationsstörungen
    • Schlafstörungen
    • Libidoverlust
    • Schuld-, Versagens-, Angstgefühle

depressive Frau

Welche Rechte hat eine Frau nach einer Fehlgeburt?

Auch wenn die Schwangerschaft verkürzt ist und die Frau kein lebendes Kind zur Welt gebracht hat, hat sie besondere Rechte zum Schutz ihrer Gesundheit und ihrer Arbeitsfähigkeit.

  • Kein Anspruch auf Mutterschutz, aber Krankschreibung möglich
  • Krankschreibung, solange notwendig
  • Kündigungsschutz bis 4 Monate nach der Fehlgeburt

Wie hoch ist das Wiederholungsrisiko?

Das Wiederholungsrisiko beträgt etwa 15 – 23% nach der ersten Fehlgeburt und 22 – 30% nach 2 vorangegangenen Fehlgeburten. Dabei spielt auch ein „fortgeschrittenes“ Alter beider Elternteile eine große Rolle. Ab drei aufeinanderfolgenden Fehlgeburten spricht man von habituellen Aborten. In diesen Fällen wird den Paaren eine ausführliche Diagnostik und Therapie angeboten.

Tipp: Weitere Informationen zu diesem Thema können Sie auch unserem Beitrag: „Fehlgeburtsrisiko: in welcher SSW ist das Risiko einer Fehlgeburt hoch?“ entnehmen.

Kann ich mich vor einer erneuten Fehlgeburt schützen?

Die Genetische Komponente lässt sich nicht beeinflussen. Jedoch kann eine ungestörte Entwicklung des Embryos unterstützt werden:

  • Das traurige Ereignis sollte psychisch gut verarbeitet sein, wenn notwendig, mit Hilfe eines Psychologen/Psychologin.
  • Zukünftige Schwangerschaften mit dem Gynäkologen planen (Chancen erhöhen für „guten“ Ausgang).
  • Die Einhaltung einer gesunden Lebensweise (Ernährung, Schlaf, Bewegung, kein Rauchen, kein Alkohol, keine Drogen) schafft eine gute Basis.
  • Die Durchführung einer regelmäßigen Schwangerenvorsorge mindert Risiken und Probleme.
  • Unterstützung bei Familie und Freunden einfordern, dies beugt Überlastung vor und baut Stress ab.
  • Hilfe durch Behörden nutzen (finanziell, organisatorisch).
  • Vermeidung von Sportarten mit harten Stößen, schnellen Beschleunigungen oder mit Sturz- bzw. Verletzungsgefahr (Tauchen, Surfen, Fallschirmspringen, Reiten, Alpinski, Kampfsport, Mannschaftssportarten…)
  • Eigene Ressourcen finden – malen, Tagebuch schreiben, fotografieren, Tanzen, kochen, lesen. Innere Ruhe und Gelassenheit sind für den Schwangerschaftsverlauf wichtig.

Erneut schwanger nach Fehlgeburt – Risiken

„Körper und Seele sollten vor einer erneuten Schwangerschaft ausreichend genesen sein!“ Das mindert die Risiken von Störungen, die die neue Schwangerschaft gefährden oder belasten könnten. Solche Belastungen wären:

  • massive Ängste,
  • kein freudiges Erwarten des neuen Babys – Gefühle übertragen sich auf das Kindchen (auch negative),
  • eingeschränkte Lebensweise (Freizeitgestaltung, Sexualität…)
  • körperliche Beschwerden wie häufige/wechselnde Schmerzen
  • vorzeitige Wehen/Frühgeburtsbestrebungen und Weiteres …

Depression

Weitere Informationen erhalten Sie über folgende Links (Beispiele):

Unabhängige medizinische Beratung erhalten Sie über örtliche Beratungsstellen:

  • „Pro Familia“
  • „Caritas“
  • „Donum Vitae“

Für die Erfüllung Ihres Kinderwunsches wünsche ich Ihnen viel Glück, Freude und Gelassenheit. Vielleicht hilft Ihnen auch ein „Talisman“, um auch nach einer Fehlgeburt an einen „guten Ausgang“ zu glauben. Ich selbst kaufte mir damals ein farbenfrohes Tragetuch und es hat mich durch die Schwangerschaften und meine Kinder durch die ersten Monate getragen. Es war ein sicheres Gefühl.

Quellen:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-050l_S2k_Spontanabort_Diagnostik_Therapie_2018-07.pdf
https://www.baby-und-familie.de/Schwangerschaft/Fehlgeburt-Viele-Abgaenge-bleiben-unbemerkt-301495.html
https://www.welt.de/gesundheit/article152167357/Jede-dritte-Schwangerschaft-endet-mit-dem-Abort.htm
www.saling-institut.de/german/03infomo/01fruehfehl.html
https://www.eltern.de/schwangerschaft/5-15-woche/fehlgeburt.html
http://www.fehlgeburt.at/fehlgeburt.html
https://www.netdoktor.de/krankheiten/depression/
https://www.gesundheit.de/familie/schwangerschaft/fehlgeburt/eine-erneute-schwangerschaft

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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