Schmelzflocken fürs Baby | Ab wann ist es ungefährlich?

Die Zeit, wenn eine Mutter glaubt, das alleinige Stillen reicht nicht mehr aus, kommt schneller als man glaubt. Außerdem schläft das Baby auch nachts nicht mehr durch. Guter Rat kommt von allen Seiten, aber nicht immer ist er so gut, wie er sein sollte. Was ist dran am Zufüttern und am nächtlichen Durchschlafen? Was hat das mit Schmelzflocken zu tun? Wir gehen diesen Fragen nach.

Schmelzflocken fürs Baby

Einige Monate nach der Geburt wird Babys Hunger langsam größer. Mütter haben oft Angst, dass ihr Kind allein durch Muttermilch nicht mehr satt wird. Viele greifen dann zu Schmelzflocken. Doch wie gesund oder gefährlich sind die Haferflocken fürs Baby?

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Der kleine Unterschied

„Schmelzflocken“ sind ein eingetragener Markenname. Andere Hersteller bezeichnen Haferflocken mit ähnlichen Eigenschaften z.B. als löslich oder „Instant“. Während Inhaltsstoffe und Kaloriendichte ähnlich sind, liegt der wesentliche Unterschied in der Herstellung.

Inhaltsstoffe von Haferflocken sind

  • Glutenarmes Vollkorn mit Randschichten und Keimling des Haferkorns (bitte Bild!)
  • viele Ballaststoffe
  • Mineralstoffe (Magnesium, Eisen, Zink, Phosphor)
  • Vitamin B1 und B6
  • viel Protein
  • Antioxidantien

Schmelzflocken

Im Ergebnis der Verarbeitung finden wir entweder

  • kleine Haferkerne , aus denen die Schmelzflocken entstehen

oder

  • mittlere und große Haferkerne, die gewalzt werden und als handelsübliche Haferflocken (kernig oder zart) erhältlich sind.

Weitere Unterschiede

Typ  Schmelzflocken  Haferflocken
Kalorien/100g  362 kcal  370 kcal
Herstellung 1. Reinigung
2. Wasserdampfbehandlung
3. Darren (langsame, schonende Trocknung)
4. Abkühlen
1. Reinigung
2. Walzen
3. Abkühlen
Zubereitung Einfach, mit Wasser anrühren nach Bedarf (evtl. kochen)
Konsistenz sämig (dickflüssig) richtet sich nach Zubereitungsart
Zusätze Vitamin B1 (gesetzlich vorgeschrieben!)
Hinweise  Bei Säuglingen bis zum 10 Lebensmonat Instantflocken aufkochen, um bessere Verdaulichkeit zu gewährleisten

Früher war alles anders

In Zeiten unserer Vorfahren wurden Säuglinge und Kleinkinder bis zum 4. Lebensjahr gestillt. Davon sind wir heute meist weit entfernt. Aus den sozialen Verhältnissen ergaben sich oft auch die Zwänge dazu. Reichte die Muttermilch nicht mehr aus, gab es Haferschleim oder später Haferbrei für das kleine Volk. Gesundheitlich war das wegen der Inhaltsstoffe auf jeden Fall von Vorteil. Übergewichtige Kleinkinder, von denen es heute in Deutschland bereits etwa 2% gibt (Mädchen 3%; Jungen 1%), gehörten damals eher zu den Ausnahmen.¹

Merke: Die Basis für Übergewicht von Kindern wird im 1. Lebensjahr gelegt, weil sich dort der Stoffwechsel noch sehr verändert!

Und heute?

1. Experten warnen vor Verwendung von Schmelz- und Haferflocken vor dem 6. Lebensmonat

Begründung: Die kindliche Darmflora² ist nicht vor dem 2. Lebensjahr ausgereift. Muttermilch ist optimal an der Reifung beteiligt und stellt keine Belastung für den Darm dar. Durch ihre wechselnde Anpassungsfähigkeit in der Zusammensetzung an die kindlichen Bedürfnisse ist sie das beste Nahrungsmittel bis zum Ende des 6. Lebensmonats.³

Baby füttern

Ein Baby, das zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat nicht „durchschläft“, liegt völlig normal in seiner Entwicklung. Die Zähnchen beginnen zu schieben und verursachen Schmerzen im Kiefer. Dies ist die Ursache für nächtliche Unruhe und hat nichts mit Hunger oder zu wenig Muttermilch zu tun!

Die Zusammensetzung von Schmelz- und Haferflocken enthält

  • zu viele Proteine
  • zu wenig Vitamine und Spurenelemente
  • Keime
  • zu wenig Eisen
  • zu wenig Kohlenhydrate
  • Rohes Getreide als Ausgangsbasis ist schwer verdaulich

Merke: Das, was sich im Jugend- und Erwachsenenalter als Bestandteil des Nährmittels als vorteilhaft erweist, ist im Säuglingsalter als Nachteil anzusehen!

Wird bei der Zubereitung von Schmelz- und Haferflocken Kuhmilch verwendet, ergibt sich das nächste Problem. Kuhmilch sollte grundsätzlich nicht vor dem 1. Geburtstag des Kindes eingeführt werden. Als artfremdes (tierisches) Eiweiß kann es eine frühzeitige Allergisierung auslösen, die sich in Blähungen und Durchfällen äußert. Außerdem stiehlt Kuhmilch das Eisen aus dem kindlichen Körper, das aber für viele Organfunktionen benötigt wird (z.B. für den Sauerstofftransport).

Verwendet eine Mutter Formulanahrung⁴, sollte sie auf keinen Fall eine der Stufe 1, 2 oder 3 verwenden. Eine Pre-Nahrung ist von der Kalorienmenge völlig ausreichend (auch wenn manche Kollegen zu diesem Thema eine andere Meinung vertreten).

Baby ist Brei

2. Experten warnen, Ihr Baby im Beikostalter mit Milch-Getreide-Fertigbreien zu ernähren.

Begründung: Diese Breie sind zusätzlich gesüßt (was Babys zwar Yammi finden) und begünstigen damit die Entwicklung von Übergewicht.

Ab wann ist es ungefährlich?

Die Beantwortung dieser Frage hängt von der Zubereitung ab:

Nehmen Sie Wasser zum Anrühren, lautet die Empfehlung ab dem 7. Lebensmonat. Bei Verwendung von Formulanahrung ist ebenfalls der 7. Lebensmonat möglich.
Verwenden Sie dagegen Kuhmilch, sollten Sie erst nach dem 1. Geburtstag beginnen.

Übrigens: Gekochte Haferflocken (keine Instantflocken!) sind für Ihr Baby besser bekömmlich, haben einen höheren Nährwert und machen schneller satt.

Tipp: Wenn Sie als Mutter etwas für Ihre Figur tun wollen, sind Haferbrei oder Haferflocken im morgendlichen Müsli sehr empfehlenswert. Sie sättigen, schützen Ihr Herz-Kreislauf-System und senken Ihr Cholesterinlevel.

¹ RKI KIGGS 2 Welle
² Besiedlung mit verschiedenen Bakterienstämmen, die einen hohen Stellenwert für die spätere Gesundheit haben; auch Mikrobiom genannt
³ WHO Empfehlung
Künstliche Babynahrung/-milch

Quellen:
https://eatsmarter.de/ernaehrung/gesund-ernaehren/haferflocken-gesund 
https://www.youtube.com/watch?v=JT9j1qK8SG8 
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_01_2018_Adipositas_KiGGS-Welle2.pdf?__blob=publicationFile 
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/bevoelkerungsgruppen/saeuglinge/milch-fuer-die-saeuglingsernaehrung/

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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