In diesem Artikel
Ein Baby befindet sich im Bauch seiner Mutter in einer Umgebungstemperatur von konstant 37°C. Wenn das Baby geboren wird, friert es sogar bei 30°C im Kreißsaal. Sie fangen an zu zittern und die Hände und Füße werden blau. Warum ist das so und was sind denn tatsächlich geeignete Zimmertemperaturen fürs Baby? Dieser Artikel wird ihnen auf Ihre Fragen Antworten geben.
Die Körpertemperatur des Menschen
Der Mensch ist ein gleichwarmes Lebewesen, das heißt, dass er immer eine gleichbleibende Körpertemperatur benötigt, damit alle Körperfunktionen ungestört ablaufen können. Dies wird vom Körper selbst reguliert. Der Hypothalamus (Teil des Gehirns) ist das dafür vorgesehen Regelzentrum. Er hält die Körperkerntemperatur konstant auf etwa 37°C. Wenn der Körper abkühlt, wird
- eine Blutgefäßverengung der Peripherie zur Verhinderung weiteren Wärmeverlustes,
- Muskelzittern zur Wärmeerzeugung und
- Gänsehaut zur Ausbildung eines Wärmeschutzschildes
ausgelöst.
Wenn der Körper erhöhte Temperatur hat, wird
- eine Blutgefäßweitstellung in der Peripherie zur Abgabe von Wärme und
- Schwitzen zur Kühlung durch Verdunstung
ausgelöst.
Die Körpertemperatur von Babys
Bei einem Baby, besonders bei Neugeborenen, sind jedoch die Organe noch unreif und die entsprechenden Körperfunktionen noch nicht vollständig herausgebildet. Deshalb funktionieren auch die oben beschriebenen Maßnahmen noch nicht optimal:
- Babys können noch nicht schwitzen
- Babys bekommen noch keine Gänsehaut
- Muskelmasse von Babys ist noch zu gering, um bei Zittern ausreichend Wärme zu erzeugen
- Nahrungsmenge steigert sich erst mit zunehmendem Magenfüllvolumen
- damit fehlen auch Kalorien zur Wärmeerzeugung
Gefahren bei Untertemperatur
Babys, besonders Neugeborene, können so sehr auskühlen, dass die noch anfälligen Körperfunktionen wie Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel gestört werden. Ein unterkühltes Baby trinkt nicht mehr ausreichend. Es ist lethargisch und scheint ,,zufrieden“ im Bettchen zu liegen. Doch in dieser Zeit kann es zu starken Blutzuckerschwankungen, zur Unterzuckerung, zu Krämpfen und zu Hirnschäden kommen – eine gefährliche Situation für das hilflose Kleine.
Gefahren bei Überwärmung
Überwärmung spielt eine wesentliche Rolle beim Auftreten des Plötzlichen Kindstodes. Deshalb sollte sie vor allem beim Schlafen auf jeden Fall vermieden werden. Unerkannte Überwärmung/ Fieber kann zur Austrocknung des Kindes führen (Flüssigkeitsmangel mit Kreislaufwirkung) oder sogar zu Fieberkrämpfen.
Kontrolle der Körpertemperatur mittels Baby-Thermometer
Die normale Körpertemperatur eines Babys beträgt 36,5°C – 37,5 °C. Ist die Temperatur geringer, hat es Untertemperatur. Ist die Temperatur höher, hat es erhöhte Temperatur, ab 38,5°C Fieber.
Die Kontrolle der Körpertemperatur mittels „Nackenprobe“
Wenn man Babys Nackenbereich mit einer normal warmen Hand berührt, kann man seine aktuelle Körpertemperatur relativ gut einschätzen. Ist der Nacken kühler als die berührende Hand, ist dem Baby vermutlich kalt. Ist der Nacken gleichwarm wie die Hand, ist alles in Ordnung. Fühlt sich Babys Nacken jedoch wärmer an als die Hand oder sogar heiß, hat es erhöhte Temperatur. Es wird immer empfohlen, die Körpertemperatur bei nächster Gelegenheit mit dem Thermometer zu überprüfen.
Empfohlene Zimmertemperaturen
Für die Temperatur der Zimmer werden von Kinderärzten folgende Werte empfohlen:
- zum Schlafen 16°C – 18°C
- zum Baden > 22°C
- im Wohnzimmer/Spielzimmer ca. 22°C
Das Baby kann sich langsam an die üblichen und heiztechnisch verträglichen Werten anpassen. Dafür benötigt es meist nur wenige Monate, denn mit zunehmender Nahrungsmenge steht auch mehr Energie zur Erzeugung der Körperwärme zur Verfügung. Außerdem bewegen sich Babys mit zunehmendem Alter mehr und intensiver, sodass auch über die Muskulatur Wärme erzeugt wird. Überheizte Räume machen also selbst bei Neugeborenen keinen Sinn.
Was tun, wenn das Baby friert?
Bei Babys wird die meiste Wärme über den Kopf abgegeben, denn er hat im Verhältnis zum sonstigen Körper eine sehr große, noch dazu unbedeckte Oberfläche (bis auf den mehr oder weniger zarten Haarflaum). Auch kühlen Babys im nackten Zustand insgesamt sehr schnell aus. Wenn das Kleine friert, verengen sich seine Blutgefäße und es kommt schnell zu blasser oder sogar bläulicher Verfärbung von Händen Füßen und zu einem marmorierten Hautbild am Körperstamm. Folgendes kann getan werden:
- in den ersten 1 bis 2 Lebenswochen ein leichtes Zimmermützchen aufsetzen (Achtung! Später nicht mehr wegen Gefahr des Plötzlichen Kindstodes)
- eine zusätzliche Schicht Kleidung anziehen
- zusätzliche Wärmequelle einsetzen (Körperwärme der Eltern, warmes Kirschkernkissen)
- beim Wickeln kann eine Wärmelampe sehr vorteilhaft sein
Was tun, wenn dem Baby zu warm ist?
Wenn einem Baby zu warm ist, wird es rot und unruhig. Es hat viel Durst außerhalb der „normalen“ (Still)Mahlzeiten. Die meiste Wärme kann das Kleine über sein nicht bedecktes Köpfchen abgeben. Außerdem
- sollte es dünnere Kleidung tragen.
- sollte öfter gestillt werden bzw. Tee oder Wasser zu trinken bekommen.
- können im Sommer feuchte Umschläge an Gliedmaßen und Gesicht Kühlung verschaffen.
Gibt es eine gefährliche Außentemperatur für Babys?
Bei einer Außentemperatur < -10°C sollte man mit kleinen Babys besser nicht mehr nach draußen gehen. An der Haut entstehen ganz schnell Erfrierungen (Gesicht, Wangen, Hände), für die Lungen ist die sehr kalte Atemluft ungünstig und für den Kreislauf ist die Regulation bei dieser Kälte zudem eine große Belastung.
Was also die Zimmertemperaturen betrifft, halten Sie sich ungefähr an die empfohlenen Werte. Alles andere können Sie mit einer wohlgewählten Bekleidung für das Baby steuern. Und lieber einmal mehr Temperatur messen, als einmal zu wenig. Viel Freude mit Ihrem kleinen Schatz!
Quellen:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/das-erste-jahr/einschlaftipps/richtig-gebettet/
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/media/53ec996533af614b7300ef72/source/20080120131304_fieber.PDF
https://flexikon.doccheck.com/de/Thermoregulation
https://www.raumtemperatur.info/optimale-raumtemperatur/
https://www.vaterfreuden.de/tipps/entscheidungshilfen/raumklima-für-babys-und-kleinkinder-–-temperatur-frischluft-luftwechsel
www.raumtemperatur-info.de/optimale-raumtemperatur/