Nachtschreck: Was tun, wenn das Baby nachts im Schlaf schreit?

Wacht Ihr Kind nachts mit schrillen Schreien auf, muss es sich nicht zwingend um einen Alptraum handeln. Wenn Ihr Kind sich dann auch nicht beruhigen lässt und allgemein eher abwesend wirkt und Sie und das Umfeld nicht erkennt handelt es sich vermutlich um einen Nachtschreck. Das ist eine Schlafstörung, die meist im Kleinkindalter auftritt.

Nachtschreck

In diesem Artikel

Wenn Eltern durch schrille Schreie ihres Kindes aus dem Schlaf gerissen werden, durchrieselt sie Sorge, Angst und der Drang, ganz schnell zu helfen. Denn kräftiges, lautes Schreien wird meist mit einer hilflosen oder ängstigenden Situation für das Kind verbunden. Doch wenn dieses Aufschreien immer und immer wieder passiert und sich das Kind trotz elterlicher Fürsorge nicht beruhigen lässt, fühlen sich Eltern Hilflos und schuldig. Oftmals handelt es sich bei dieser Besonderheit des nächtlichen Schlafes um einen sogenannten Nachtschreck. Was es mit diesem Phänomen tatsächlich auf sich hat und was Eltern tun können, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Gesunde Schlafphasen

Ab einem Alter von 6 Monaten ist der normale Ablauf eines Schlafes ein mehrmaliger Wechsel zwischen Tiefschlaf und Traumschlaf. Die Tiefschlafphasen sind besonders erholsam, aus denen wecken wir kaum auf. Die Traumschlafphasen sind ein leichterer Schlaf mit Träumen, in diesen Schlafphasen werden wir sehr leicht wach. Dies ist evolutionär bedingt, denn als die Menschen noch nicht in sicheren Häusern schliefen, war tiefes Schlafen gefährlich – wehrlos hätte man schnell zum Opfer werden können. Die leichten Traumschlafphasen ermöglichen einen Check der Umgebung und ein schnelles Erwachen bei Aktivierung des Warnsystems. Wir überprüfen zum Beispiel folgende Fragen:

  • Ist mir zu warm oder zu kalt?
  • Ist meine Decke noch da?
  • Sind Einbrecher am Werk?
  • Tobt ein Sturm und reißt mir gleich das Dach weg?
  • Brennt es irgendwo?

Werden alle Fragen mit NEIN beantwortet, drehen wir uns vielleicht etwas, kuscheln uns wieder ins Kissen und schlafen beruhigt weiter. Die nächste erholsame Tiefschlafphase kann kommen. Normalerweise klappt dieser Übergang zwischen den Schlafphasen reibungslos und schnell. Bei Kindern mit Schlafstörungen wie Schlafwandeln oder dem sogenannten Nachtschreck hingegen, ist dieser Übergang gestört. Das hängt mit der unzureichenden Reifung des Nervensystems zusammen. Sie werden weder richtig wach, noch schlafen sie tief, sie verharren in diesem Halb-Wach-Zustand, in dem sie sprechen, schlafwandeln oder schrill Schreien, aber eigentlich sind sie im Schlafzustand.

Was ist ein Nachtschreck?

Der Nachtschreck (lat. Pavor nocturnus) ist eine Schlafstörung, die etwa ab einem Alter von 6 Monaten auftritt. Das Kind erwacht plötzlich, meist schon in der ersten Nachthälfte, mit schrillem Schreien und lautem Weinen. Es ist verschwitzt und sein Herzchen pocht schnell. Es sitzt oder steht im Bett oder schlägt um sich. Der Eindruck entsteht, es hätte schreckliche Angst oder furchtbare Panik. Doch das Kind befindet sich im Schlaf und nimmt, trotz geöffneter Augen, seine Umgebung nicht wahr. Es lässt sich nicht trösten und beruhigen, im Gegenteil, es wehrt sich gegen die Zuwendung der Eltern in dieser Situation. Nach 5 – 15 min ist alles wieder vorbei und das Kind gleitet zurück in einen entspannten Schlaf. Ist das Baby jünger als 6 Monate, haben Schreiattacken andere Ursachen als der „typische Nachtschreck“. Wenden Sie sich dazu vertrauensvoll an Ihren Kinderarzt.

Fakten und Zahlen zum Nachtschreck:

Mama mit Baby

  • Variierende Häufigkeit der Attacken (Abstände von Monaten bis täglich)
  • Zwischen 6. Lebensmonat und Pubertät auftretend

Ist der Nachtschreck gefährlich?

Er ist ungefährlich und unbedenklich (außer, das Kind kann sich im Bett verletzen an Kanten oder Ecken). Das Gehirn des Kindes reift und in diesem Zusammenhang verschwindet auch diese Schlafstörung, spätestens in der Pubertät.

Welche Ursachen sind bekannt?

  • Übergang zwischen Tiefschlaf und Traumschlaf gestört
  • Unreifes Nervensystem – ist Reifung abgeschlossen, verschwindet auch der Nachtschreck von selbst
  • Familiäre Veranlagung
  • Einfluss haben Stressfaktoren wie zum Beispiel:
    • zu wenig Schlaf
    • hohe Belastung/ Überforderung
    • Fieber
    • Schlafen in einer fremden Umgebung
    • besondere Ereignisse (wie zum Beispiel die Einschulung)
    • ungünstige Familien- oder Erziehungssituationen

Was können Eltern tun?

Vor allem müssen Eltern unbedingt über die Harmlosigkeit des Nachtschrecks aufgeklärt werden, denn eine gelassene Reaktion ist für das Kind enorm wichtig.

  • Nicht wecken – beruhigend reden
  • Kind beobachten, bis es wieder ruhig weiter schläft
  • Nicht nachfragen – Kind erinnert sich nicht
  • Ausreichend Schlaf
  • Gesunde Schlafhygiene (Rituale, feste Schlafzeiten, abgedunkeltes Zimmer…)
  • Sichere Schlafumgebung (Verletzungsgefahr während des Nachtschrecks)
  • Bewegung an frischer Luft
  • Entspannung (autogenes Training, Yoga, beruhigendes Bad, Massage…)

Welche therapeutischen Ansätze gibt es?

  • Wenn überhaupt, bevorzugt pflanzliche Arzneimittel einsetzen
  • Nur In sehr seltenen Fällen ärztliche Behandlung notwendig (Kinderpsychiater, Kinderpsychotherapeut)

Ich hoffe sehr, dass der Nachtschreck nun seinen Schrecken für Sie verloren hat. Alles Gute!

Quellen:
https://www.onmeda.de/kind/nachtschreck_bei_kindern.html
www.medizinfo.de/kopfundseele/schlafen/schpavor.htm
A.Kast-Zahn, Dipl.-Psych.; H.Morgenstern, Dr.med.; „Jedes Kind kann schlafen lernen“, 20.Aufl.; Osterbrink Verlag GmbH, 2004; S.27ff, S.126ff

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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