In diesem Artikel
Der Umgang mit einem Gefrierschrank ist in unseren Breitengraden, in denen es meist keine größeren Probleme mit der Stromversorgung gibt, für viele Menschen kein Problem. Welche Lebensmittel auf diese Weise für längere Zeit aufbewahrt werden können, ist in der Bedienungsanleitung und diversen Ratgebern nachzulesen. Eignet sich Muttermilch zum Einfrieren? Wie macht Frau das? Diese sowie andere Fragen zum Thema sind Gegenstand unseres Artikels.
Wenn alle Brünnlein fließen…
Mit diesen Worten begrüßte mich eine „frisch gebackene“ Mutter, als ich sie nach der Entlassung aus der Klinik zu Hause besuchte. Ihre Muttermilch floss in Strömen. Das neugeborene Mädchen hatte zwar einen guten Appetit, aber mit dieser Milchmenge war ihr kleiner Magen einfach überfordert. Die Mutter hatte schon von anderen Frauen gehört, dass Muttermilch das beste Kosmetikum für ihr Baby sei. Trotz der Zugabe ins Badewasser der Kleinen blieben immer noch Reste übrig. So fragte sie, ob man Muttermilch einfrieren könne und wie man dabei am besten vorgehen solle.
Merke: Milch, die Sie voraussichtlich nicht innerhalb von 4 Tagen verbrauchen, sollten Sie sofort innerhalb der nächsten zwei Stunden nach der Gewinnung einfrieren – möglichst schockgefrieren – !
Muttermilch einfrieren: Schockgefrieren
Wikipedia gibt folgende Information zur Erklärung ab:
„Das Schockfrosten oder Schockgefrieren dient zur schonenden Konservierung von Lebensmitteln bei der Herstellung von Tiefkühlkost. Innerhalb sehr kurzer Zeit (meist nur Minuten) wird die Temperatur der einzufrierenden Lebensmittel auf die gewünschte Lagertemperatur (−18 °C oder niedriger) abgesenkt.“
Durch die exzellente und individuelle Zusammensetzung der Muttermilch ist eine schonende Konservierung besonders wichtig. Langsames Einfrieren hat den Nachteil, dass große Eiskristalle entstehen. Sie zerstören wichtige Zellbestandteile. Das ist besonders bei Lebensmitteln mit einem hohen Wassergehalt der Fall. Muttermilch besteht neben über 1000 anderen Inhaltsstoffen aus etwa 87% Wasser.
Vorgehen – Dr. Oetker empfiehlt unter Tipps zum Einfrieren
„Für Schockgefrieren schalten Sie das Gefriergerät einige Zeit vor dem Einfüllen der einzufrierenden Lebensmittel auf Superfrosten. Bitte lesen Sie hierzu die Gebrauchsanleitung Ihres Gefriergerätes.“
Anleitung Schritt für Schritt
- Muttermilch wird mit der Hand aus der Brust entleert oder abgepumpt (mechanisch oder elektrisch) und anschließend in ein sauberes, gekühltes Gefäß¹ bis etwa 2cm unter dem Rand gefüllt. Milch dehnt sich beim Einfrieren indes aus.
- Das Gefäß wird sofort verschlossen (fest und auslaufsicher) und in den Kühlschrank nach hinten gestellt.
- Ist es auf die Kühlschranktemperatur abgekühlt, wird es schockgefrostet.
- Verwenden Sie mehr als ein Gefäß, empfiehlt es sich, die Gefäße nebeneinander in die Tiefkühltruhe oder den Gefrierschrank zu stellen/legen, um eine schnellere Kältedurchdringung zu garantieren. Im gefrorenen Zustand sind sie danach auch stapelbar und damit platzsparend unterzubringen.
- Datum und Inhaltsangabe gehören auf das Gefäß/e.
- Während gefrorene Muttermilch in der Tiefkühltruhe oder im Gefrierschrank sechs Monate gefahrlos aufbewahrt werden kann (bis 12 Monate akzeptabel), verkürzt sich die Dauer in einer Kombination von Kühl- und Gefrierschrank auf drei Monate.
Merke: Qualität des Geschmacks und Geruchs von Muttermilch kann sich durch Gefrieren verändern. Fette in der Muttermilch riechen manchmal leicht ranzig, was aber keine Qualitätsminderung bedeutet!
Weitere Gründe, warum Einfrieren wichtig sein kann:
- Einfrieren des Muttermilchüberschusses der ersten Wochen für einen späteren Zeitraum (zum Beispiel Arbeitsbeginn der Mutter)
- Lactoengineering, das heißt Manipulation des Nährstoffgehaltes der Mutter² – oder Frauenmilch³ (zum Beispiel Kombination gefrorener Frühchenmilch und reifer Frauenmilch)
- In Aussicht stehende Operationen
- Angekündigte Chemotherapien
- Verwendung zur Beikostbereitung anstelle von Formula
Auf jeden Fall ist es sinnvoller und gesünder, eigene (eingefrorene) Muttermilch für ihr Baby zu verwenden als Formula4!
¹ Glas- oder Plastikflasche/ n, je nachdem, ob eine Doppelpumpe verwendet wird oder Muttermilch-Gefrierbeutel
² Milch der eigenen Mutter für ihr Baby
³ Muttermilch einer anderen Frau
4 Künstlich hergestellte Babymilch
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schockfrosten
https://www.oetker.de/tipps-wissenswertes/tipps-tricks/t/lagerung-im-gefriergeraet.html
Praxisbuch: Besondere Stillsituationen, DHV-Expertinnenwissen, Hippokrates, 2012
Aufzeichnungen aus der Weiterbildung zur Still- und Laktationsberaterin