In diesem Artikel
In den ersten sechs Lebensmonaten sollte ein Baby nichts anderes bekommen als Muttermilch. Der Lebenssaft enthält mehr als 1000 gesunde Inhaltsstoffe für den Nachwuchs. Er begünstigt das Wachstum des Kindes. Sind Mutter und Kind nun einmal nicht zusammen, muss ein Ersatz her. Das heißt jedoch nicht, dass Baby nun auf die wohltuende Muttermilch verzichten muss. Sie können vor dem Zeitpunkt der kurzfristigen Trennung ganz einfach die Muttermilch abpumpen.
Gründe für das Abpumpen – Wann?
- Trennung von Mutter und Kind
- Förderung der frühen Milchbildung
- Aufrechterhaltung der Milchbildung
- Anlegen eines Milchvorrates
- Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit
Trennung von Mutter und Kind
Sie kann ganz unterschiedliche Gründe haben und ist in jedem Lebensalter bei einem Mutter-Kind-Paar während der Stillzeit denkbar. Am häufigsten:
- Neugeborene kommt auf die Kinderstation
- zum Beispiel wegen Anpassungsschwierigkeiten an das Leben außerhalb der Gebärmutter
Förderung der frühen Milchbildung
Frühgeborene benötigen ganz besonders Muttermilch, weil sie gleichzeitig die kindliche Abwehr stärkt und Wachstum sowie Entwicklung des Babys nachhaltig beeinflusst. Viele Mütter solcher kleinen Neugierigen, die zu zeitig auf die Welt drängen, schlagen sich unberechtigterweise mit Schuldgefühlen herum. Deshalb sind sie meistens hoch motiviert, wenn sie stillen können. Der Förderung der frühen Milchbildung kommt daher eine enorme Bedeutung zu.
Aufrechterhaltung der Milchbildung
Manchmal darf die Mutter vorübergehend kurzzeitig nicht stillen
- zum Beispiel bei einer Schilddrüsenfunktionsuntersuchung mit radioaktiven Isotopen
- Muttermilch wird abgepumpt und verworfen
Dadurch, dass die Nachfrage ihres Babys nach Milch zwar besteht, aber nicht von der eigenen Muttermilch gedeckt werden kann, setzt normalerweise eine Minderproduktion ein. Hat sie möglicherweise vorher schon einen Milchvorrat angelegt, ist das Problem leichter gelöst.
Anlegen eines Milchvorrates
Natürlich muss ein Milchvorrat für längere Verwendung eingefroren oder sachgerecht aufbewahrt werden.
Tipp: Dazu können Sie sich in folgendem Beitrag schlauch machen: „Muttermilch im Kühlschrank aufbewahren: so geht’s!“.
Sinnvoll ist dieses Vorgehen in jedem Fall, denn
- manchmal hat das Baby einen Wachstumsschub und damit verbundene „Fressattacken“
- Brustprobleme, wie zum Beispiel die „Nachwehen“ eines Milchstaus verringern vorübergehend die Milchmenge
- Mutter kann kurzfristig abwesend sein
Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit
Manche Mutter nimmt frühzeitig ihre Arbeit wieder auf und möchte trotzdem gern ihr Baby mit ihrer Muttermilch versorgen. Ihr stehen dafür gesetzlich zwei Stillpausen am Tag zu. Clevere Arbeitgeber werden auch dafür sorgen, dass Frauen einen „privaten“ Rückzugsraum für das Abpumpen erhalten, der nicht Toilette heißt!
Wie oft soll Frau abpumpen?
Die Antwort auf diese Frage hängt vom Alter des Säuglings ab.
Neugeborenes direkt nach der Geburt
Eine frühe Entleerung innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt des Babys führt zu einer größeren Milchmenge und einer schnell einsetzenden weiteren Milchbildung. Dabei hat die Handentleerung gegenüber einer doppelseitigen elektrischen Intervall- Milchpumpe folgende Vorteile, die wissenschaftlich belegt sind:
- bessere Milchgewinnung (2 ml gegenüber 0,6 ml)
- höherer Fettgehalt
- besserer Aufbau der Milchmenge
- längere Stillzeit
Merke: Um eine ausreichende Milchmenge zu erzielen, sollte die Brust innerhalb der ersten 24 Stunden mindestens 10 mal entleert werden, davon 1-2 mal nachts!
Neugeborenes innerhalb der ersten sieben Lebenstage
Eine ausreichende Bildung von Muttermilch setzt normalerweise innerhalb der von 48 bis 72 Stunden ein. Der oben erwähnte Pumprhythmus wird zunächst eingehalten, bis am 4. Tag eine Milchmenge von 500 ml produziert wird. Aus der Forschung ist bekannt, dass Frauen mit einer Milchproduktion von weniger als 500 ml/Tag ein 10 fach höheres Risiko haben, mit sechs Wochen zu wenig Muttermilch für ihr Baby zu bilden.
Der individuelle Pumpplan
Wenn sich die Bildung der Muttermilch etabliert hat, werden innerhalb von 24 Stunden ca. 750 ml produziert. Dann kann ein individueller Pumpplan erstellt werden. Entsprechend der Speicherkapazität der Brust, kann Frau die Pumpabstände ausdehnen.
- Beim einseitigen Pumpen hat sich das folgende Schema als gute Grundlage erwiesen:
- abwechselnd rechts-links
rechte Brust linke Brust 5 – 7 Min. 5 – 7 Min. 3 – 5 Min. 3 – 5 Min. 2 – 3 Min. 2 – 3 Min. oder wechseln wenn Milchfluss versiegt
- abwechselnd rechts-links
- Beim Doppelpumpen, das heißt an beiden Brüsten gleichzeitiges Abpumpen, spart Frau Zeit, weil sie nur insgesamt 10 Minuten benötigt.
Sieben Hilfreiche Tipps
- So schnell wie möglich therapeutisches Känguruhen¹ in Mund-Brust-Kontakt ermöglichen hilft zu einer schnelleren Produktion von Muttermilch und vermindert bei Frühchen den Klinikaufenthalt um bis zu 12 Tage – je nach Entwicklungszustand versteht sich. Abpumpen können Sie sofort anschließen.
- Nehmen Sie sich anfangs mindestens 30 Minuten Zeit für eine Pumpaktion!
- Machen Sie es sich so gemütlich wie möglich:
• bequeme Sitzgelegenheit
• Musik
• warmes Getränk
• Bild vom Baby (noch besser Anwesenheit) oder Gegenstand, der nach ihm riecht
• Schokolade oder Müsliriegel…
• Feuchte Wärme, um Milchspendereflex zu unterstützen - Achten Sie auf die richtige Größe der Brustansatzstücke der Milchpumpe, die zur Größe der Brustwarzen passen sollten, um zum Beispiel Wundwerden zu vermeiden.
- Verwenden Sie leere, saubere Flaschen (zu Hause aus dem Kühlschrank).
- Unterstützen Sie die Milchpumpe durch zusätzliche Brustkompression, die keine Schmerzen verursachen darf – wie übrigens Pumpen auch nicht! Dabei wird die Milchabgabe unterstützt, und die Muttermilch ist nachweislich fetthaltiger.
- Bewahren Sie die abgepumpte Milch verschlossen im Kühlschrank (nicht in der Tür!) auf.
¹Haut-zu-Haut-Kontakt von Mutter und Kind
Quellen:
https://www.babyfreundlich.org/fileadmin/user_upload/download/info_material/Informationen/Info_Handentleeren-Brust_2015-02-23.pdf
Aufzeichnungen aus der Weiterbildung zur Still- und Laktationsberaterin