Ist Mundsoor beim Baby für Erwachsene ansteckend?

Der Hefepilz Candida albicans ist der Verursacher des Mundsoors. In der Regel sind Babys betroffen, weil sie noch nicht über eine ausreichende Anzahl von gesunden Keimen in ihrem Körper verfügen. Ältere Kinder und Erwachsene stecken sich nur an, wenn ihr Immunsystem geschwächt ist.

Close-up eines Babymundes

Im menschlichen Körper tummeln sich unzählige hilfreiche, aber auch potenziell schädliche Keime. Der Hefepilz Candida albicans ist einer von ihnen. Vermehrt sich der Pilz unkontrolliert im Mund eines Säuglings, fallen den Eltern plötzlich graue bis weiße Beläge auf der Zunge und der Mundschleimhaut ihres Kindes auf – Mundsoor. Manche Babys trinken dann schlechter und sind weinerlich. Gefährlich ist die Erkrankung in der Regel nicht. Sie kann sich aber durch den gesamten Darm bis hin zum Windelsoor ausbreiten. Der Kinderarzt kann der Infektion mit dem passenden Medikament ein schnelles Ende bereiten.

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Hefepilze bei Erwachsenen

Gesunde ältere Kinder und Erwachsene verfügen über eine gut entwickelte Bakterienflora auf der Haut und den Schleimhäuten. Dazwischen können sich auch Hefepilze befinden, die aber in der Regel keine Chance bekommen, sich zwischen den gesunden Keimen auszubreiten. Hat sich doch ein Mundsoor entwickelt, kann das zum Beispiel an folgenden Ursachen liegen:

  • ausgedehnte Therapie mit Antibiotika
  • Behandlung mit einem Kortisonpräparat
  • ein unerkannter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • eine unerkannte HIV-Infektion
  • sonstige Immunschwächen

Tipp: Sind Sie oder Ihr Kind Asthmatiker und inhalieren regelmäßig ein Kortisonpräparat? Nehmen Sie keine möglicherweise mit einem Pilz kontaminierten Gegenstände in den Mund. Teilen Sie zum Beispiel nie den Löffel mit Ihrem Säugling. Nach der Inhalation von Kortison sollten Sie sich den Mund immer gründlich mit Wasser ausspülen, um einem Mundsoor vorzubeugen. Das Medikament kann die Abwehrkräfte der Mundschleimhaut herabsetzen.

So gelangt der Pilz in den Mund Ihres Babys

Candida albicans gehört zum täglichen Leben. Gesunde Kinder und Erwachsene tragen den Pilz auf ihren Schleimhäuten mit sich herum. Teilen sie dann zum Beispiel einen Löffel mit einem Säugling, lecken sie den heruntergefallenen Schnuller ab oder ähnliches, kann sich das Baby mit dem Keim infizieren. Da es dem ungewohnten Eindringling noch nicht viel entgegenzusetzen hat, kann sich ein Mundsoor entwickeln. Auch unter der Geburt besteht für ein Neugeborenes das Risiko, sich bei seiner Mutter mit Candida albicans anzustecken. Der Pilz besiedelt bei vielen Frauen die Vaginalschleimhaut.

Vorbeugen

Mundsoor Vorbeugemaßnahmen - neuer Schnuller & saubere Brustwarzen Auch wenn für Sie in der Regel keine Gefahr besteht, an einem Mundsoor zu erkranken, sollten Sie Ihren Säugling vor einer Pilzinfektion schützen. Natürlich ist keine hundertprozentige Vorbeugung möglich, aber es gibt ein paar Punkte, die Sie beachten können:

  • sterilisieren Sie Flaschensauger, Schnuller und Beißringe regelmäßig
  • waschen Sie auch Ihrem Säugling mehrmals täglich die Hände
  • achten Sie beim Stillen auf gesunde Brustwarzen

Ist Ihr stillender Säugling bereits an einem Mundsoor erkrankt, behandeln Sie bitte auch Ihre Brustwarzen mit dem vom Kinderarzt verschriebenen Medikament. So verhindern Sie einen Pingpong-Effekt, bei dem sich Ihr Kind immer wieder an Ihrer Brust infiziert.

Wann das Risiko einer Pilzinfektion beim Baby sinkt

In den ersten Lebensmonaten entwickelt sich das kindliche Immunsystem rasant. Woche für Woche lernt der kleine Körper neue Keime kennen und entwickelt Strategien, sich gegen sie zu wehren. Nach circa sechs Monaten sinkt das Risiko für einen Mundsoor bereits und nach dem Ende des ersten Lebensjahres tritt Candida albicans bei gesunden Kindern nur noch selten auf.

Quellenangaben:
Schönau et al.; Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie; Urban & Fischer, München 2005.
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009.
Ulrike Blume-Peytavi, Helga Albrecht-Nebe, Kathrin Hillmann; Atlas der Pädiatrischen Dermatologie; John Wiley and Sons, 2018.

Author Details
Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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