Milchstau – was tun? Vorbeugung, Symptome und Behandlung

Staumeldung. Von einem Verkehrsstau hat jeder schon mal gehört, aber ein Milchstau – was ist das? Von Frauen, die stillen, wird er gefürchtet. Was Frau (und auch Mann!) darüber wissen sollte, erklären wir Ihnen im folgenden Beitrag.

Milchstau

In diesem Artikel

Will Frau wissen, was einen Milchstau verursacht um ihm vorzubeugen, ist eine kleine Erklärung zum Aufbau der Brust nötig. Direkt unter der Haut befindet sich Fettgewebe, das die Größe der Brust bestimmt, aber nicht ihre Fähigkeit, Milch für das Baby zu produzieren. Sie hängt vom Drüsengewebe ab, das aus Milchdrüsen besteht. Das Verhältnis von Drüsengewebe zu Fettgewebe beträgt normalerweise 2:1.

Video-Tipp

9 bis 15 Milchgänge sind die Ausführungsgänge aus dem Milchdrüsengewebe. Sie verzweigen sich zwischen den einzelnen Drüsenpaketen (wie in der Zeichnung ersichtlich) und münden auf der Oberfläche der Brustwarzen. Ihre Funktion ist leicht vorstellbar, denn sie transportieren die gebildete Milch zur Brustwarze. Wenn das Baby dort „andockt“ und saugt, ist es am Ziel seiner Wünsche. Soweit zum Normalvorgang des Stillens.

Staumeldung

Sind Sie unterwegs in den Urlaub und hören im Radio eine Staumeldung, wissen Sie sehr genau, was auf Sie zukommt: Irgendwo gibt es im laufenden Verkehrsfluss ein Hindernis, das beseitigt werden muss. Das ist beim Milchstau folglich das gleiche: In den Milchgängen gibt es genauso ein Hindernis. Die produzierte Milch kann nicht mehr abfließen und sammelt sich deshalb. Die Brust ist aber keine Milchsammelstelle, sondern für den Durchfluss gemacht. Wenn der nicht mehr gewährleistet ist, treten Symptome, also Anzeichen, auf.

Hilfe, ich krieg ’ne Grippe!

… und das mitten im Sommer! Nein es ist sehr wahrscheinlich ein Milchstau, der sich wie folgt äußert:

  • einseitige lokale Verhärtung
  • Schmerzen
  • Rötung
  • leicht erhöhte Körpertemperatur (zwischen 37,0 und 38,4°C)
  • grippeähnliche Symptome, wie zum Beispiel Kopfschmerzen

Wie entsteht ein Milchstau?

Ursachen für einen Milchstau können sehr vielgestaltig sein. Deshalb:

Merke: Ein Milchstau kann während der gesamten Stillzeit auftreten!

  • Psychische Faktoren
    • Meinungsverschiedenheiten mit dem Partner
    • unerwünschter Besuch von…
    • Entthronung des erstgeborenen Kindes
  • Körperliche Überanstrengung
    • durch Hausputz
    • ältere Geschwister
    • schweres Heben
    • Sport (um schnell wieder schlank zu werden!!!)
  • Gestörter Milchspendereflex (MSR)
    • durch Nikotin
    • Stress
  • Ungenügende Brustentleerung
    • durch schlechte Anlegeposition
    • falsches kindliches Saugverhalten
    • zu seltene Entleerung der Brust
  • Mechanische Blockierung des Milchflusses
    • durch zu engen BH
    • Verschluss eines Milchganges
    • schlecht sitzende Tragehilfe
  • Sehr selten: übermäßige Milchproduktion
    • nach Wachstumsschub des Babys
  • Gewebeveränderungen der Brust
    • Mastopathie (meist schon vorher bekannt und beidseitig)

Sensible, hilfsbereite Partner gesucht

Beim genauen Lesen der Ursachen wird bereits deutlich, dass es Faktoren gibt, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen. Andere wiederum eignen sich sehr gut, um einem Milchstau vorzubeugen.

Behandlung Vorbeugung
Ruhe, am besten im Bett (3 bis 5 Tage) Nikotinvermeidung
gute Entleerung der Brust Stressvermeidung
Unterkiefer des Babys zeigt zum betroffenen Areal tägliche kurze Spaziergänge an der frischen Luft
korrekte Still- und Anlegeposition korrekte Still- und Anlegeposition
feuchte Wärme, um Milchspendereflex zu unterstützen nach Abpumpen oder Stillen 20 Minuten kühlen mit Kohlblättern, Quark, Retterspitz
eventuell Oxytocin-Nasenspray gute Familienatmosphäre
elektrische Intervall-Kolbenmilchpume Vaterzeit in Anspruch nehmen
Schmerzlinderung durch Ibuprofen Annehmen von Hilfsangeboten

Tipp: Sie verspüren Schmerzen beim Stillen, es handelt sich jedoch nicht um einen Milchstau? Vielleicht legen Sie Ihr Kind zum Stillen falsch an die Brust. Lesen Sie unseren Beitrag „Schmerzen durchs Stillen – was tun bei wunden Brustwarzen?“ um mehr über dieses Thema zu erfahren!

Ab dem Zeitpunkt, wo Mutter und Kind zu Hause sind, ist es empfehlenswert, immer eine Packung Quark oder/und einen Weißkohlkopf für eventuelle Notfälle im Kühlschrank zu haben. Ein Milchstau tritt meist ohne Vorankündigung auf. Deshalb ist Vorbeugen stets besser als Heilen!

Milchstau
Kohlblätter und Quark können einem Milchstau vorbeugen.

Eine elektrische Intervall-Kolbenmilchpume gehört nicht zur Standard-Haushalt-Ausrüstung einer jungen Familie. Wenn wirklich nötig, schreibt der Arzt ein Rezept aus, das Sie in der Apotheke einlösen können. Pumpen der Firma Medela sind empfehlenswert.

Nachtalarm

Tritt der Milchstau nachts auf, hilft am besten, den Partner anstelle des Babys an die Brust zu lassen. Babys haben sowieso keine Lust auf leicht salzig schmeckende Milch. Die kommt durch den Stau zustande. Ist der Stau beseitigt, schmeckt die Milch wieder normal süß. Es kann aber sein, dass auf der betroffenen Brustseite vorübergehend etwas weniger Milch produziert wird.

Meist beherrscht das Baby die Technik besser, aber für den Notfall ist auf jeden Fall mit Papa Abhilfe geschaffen.

Bange Frage: Muss ich zum Arzt?

Wenn der Milchstau sich innerhalb von 24 Stunden in seiner Symptomatik verschlechtert oder innerhalb von 48 Stunden keine Besserung eintritt, sollte ein Frauenarzt aufgesucht werden. Er kann eine infektiöse Brustdrüsenentzündung (Mastitis) ausschließen.

Achtung –Verwechslungsgefahr!

Manchmal wird vom medizinischen Personal eine anfängliche Brustdrüsenschwellung nach der Geburt des Babys fälschlicherweise als Milchstau bezeichnet. Es gibt deutliche Unterscheidungsmerkmale:

Merkmal Brustdrüsenschwellung Milchstau
Beginn allmählich, in den ersten Tagen nach der Geburt innerhalb von Stunden
Bereich beide Brüste einseitig
Schmerzen beide Brüste lokalisiert
Körpertemperatur leicht erhöht bis 38,4°C leicht erhöht bis 38,4°C
Gesamtzustand wenig eingeschränkt deutlich eingeschränkt

Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall eine „staufreie“ Stillzeit!

Quellen:
Lawrence, R.A. & Lawrence, R.M. Breastfeeding, A Guide for the Medical Profession, 8th ed., 2016;
Aufzeichnungen aus der Weiterbildung zur Still- und Laktationsberaterin
Consilium Hebamme, Mastitis, Milchstau und Mamma-Abszess, pädia 06/2018
Medela Infoblatt über die Wahl der richtigen Brusthaubengröße

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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