Ist Meningitis ansteckend? Wenn ja, wie lange?

Eine ernsthafte Erkrankung in der Kinderheilkunde ist die Meningitis oder Hirnhautentzündung. Die Übertragung der Erreger erfolgt von Mensch zu Mensch, die Meningitis ist daher ansteckend. In den meisten Fällen sind Viren die Verursacher. Weit gefährlicher ist die Erkrankung aber, wenn Bakterien dafür verantwortlich sind. Es drohen Folgeschäden oder Lebensgefahr. Eine Impfung kann Ihr Kind in vielen Fällen schützen.

Meningitis ansteckend

In diesem Artikel

Das menschliche Gehirn wird von mehreren Häuten, den sogenannten Hirnhäuten, umhüllt. Drei Schichten liegen somit zwischen dem Schädelknochen und dem Gehirngewebe. Unsere Hirnhäute verfügen über Schmerzfühler, daher ist ein Symptom der Meningitis auch Kopfschmerz. Das Gehirn selbst kann keine Schmerzen empfinden. Dringen Viren oder Bakterien über die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum in das zentrale Nervensystem ein, kann es zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) kommen. Ist das Gehirn selbst auch beteiligt, sprechen Ärzte von einer Meningoenzephalitis.

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Zahlreiche Erreger können eine Hirnhautentzündung verursachen

Wie lange eine Meningitis ansteckend ist, hängt vor allem mit dem Keim zusammen, der sie verursacht. Sind Symptome da, gilt der Patient als ansteckend. In Deutschland sind die Erreger der Hirnhautentzündung in der Regel Viren oder Bakterien. So sind Coxsackie-Viren circa eine Woche lang ansteckend, Enteroviren bis zu zwei Wochen und das Windpocken-Virus schließlich bis zur kompletten Austrocknung aller Bläschen. Meningokokken können schon eine Woche vor Krankheitsbeginn übertragen werden. Die Ansteckungsgefahr endet nach mindestens 24 Stunden wirksamer antibiotischer Behandlung.

Die virale Meningitis

Ein Virus kann der Kinderarzt nicht behandeln, daher sind betroffene Kinder entsprechend lange infektiös. Manchmal mehrere Wochen. Auf der anderen Seite bekommt nicht jeder Mensch, der sich zum Beispiel mit dem Coxsackie-Virus ansteckt, auch eine Hirnhautentzündung. Die Meningitis stellt meist eine schwerwiegende Verlaufsform der Infektion mit einem Virus dar.

Meningitis

Wichtige Viren in diesem Zusammenhang:

  • Coxsackie Virus A und B
  • Herpes simplex-Virus Typ 1 und 2
  • FSME-Virus
  • Windpocken-Virus
  • Epstein-Barr-Virus
  • Masern-Virus
  • Mumps-Virus

Wie sich Ihr Kind mit dem Meningitis-Virus infiziert, hängt vom Typ des jeweiligen Virus ab. Bei vielen der Erreger erfolgt die Übertragung via Tröpfcheninfektion im Zusammenhang mit Niesen, Husten oder Sprechen. Zunächst nisten sich die Viren in den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raumes ein und verursachen zum Beispiel eine Angina oder einen grippalen Infekt. Breiten sie sich im Anschluss weiter aus, kann eine Hirnhautentzündung hinzukommen. Andere Viren, wie der Verursacher der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), gelangen über Zeckenbisse in den Organismus des Menschen.

Die bakterielle Meningitis

Eine Hirnhautentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, ist seltener als die virale Variante, aber auch viel gefährlicher. Sobald der Kinderarzt die Erkrankung diagnostiziert hat, behandelt er den kleinen Patienten mit einem Antibiotikum oder sogar mehreren Antibiotika. Er stellt damit sicher, dass alle möglicherweise verantwortlichen Keime abgedeckt sind, bis das Labor die eigentlichen Bakterien identifiziert hat. Ansteckungsgefahr besteht, bis das betroffene Kind über 24 bis 48 Stunden mit einem wirksamen Antibiotikum behandelt wurde.

Häufige Erreger:

  • Pneumokokken: Sie führen die Listen der bakteriellen Meningitiserreger an. Zusätzlich rufen sie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen sowie Nasennebenhöhlenentzündungen hervor.
  • Meningokokken: Sie sind sehr gefährliche Erreger, da sie außer einer Meningitis in kürzester Zeit auch eine Blutvergiftung (Sepsis) und das lebensbedrohliche Waterhouse-Friderichsen-Syndrom auslösen können.

Seltenere Erreger:

  • Staphylokokken
  • Enterobakterien
  • Haemophilus influenzae Typ B
  • Streptococcus agalactiae
  • Listerien

In der Regel erfolgt die Übertragung der Bakterien durch eine Tröpfcheninfektion oder eine Schmierinfektion. Auch hier gilt, dass nicht jede Infektion mit einer Hirnhautentzündung endet. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie es um die Abwehrkräfte Ihres Kindes steht.

Tipp: Ist Ihr Kind mit Fieber erkrankt und entwickelt plötzlich kleine rote Punkte auf der Haut, die sich nicht wegdrücken lassen, handelt es sich dabei wahrscheinlich um Einblutungen. Der Kinderarzt spricht von Petechien. Das ist ein Alarmzeichen für die Entwicklung einer Blutvergiftung! Bitte bringen Sie Ihr Kind direkt zum Kinderarzt oder in die Notaufnahme einer Kinderklinik.

Die aseptische Meningitis

In seltenen Fällen gibt es bei Kindern auch Hirnhautentzündungen, die nicht durch ansteckende Keime verursacht werden. Eine Infektion anderer Menschen im Umfeld der erkrankten Person ist hier also nicht möglich. Als Grunderkrankung ist hier zum Beispiel ein Tumor denkbar oder eine Sarkoidose.

Schutz vor einer Hirnhautentzündung

Es ist nahezu unmöglich, Ihr Kind vor einer Tröpfcheninfektion mit diversen Viren und Bakterien zu schützen. Entwickelt eine Person in Ihrem Umfeld eine Meningitis, kann indes auch schon vor den ersten offensichtlichen Symptomen eine Ansteckungsgefahr bestehen. Was Sie aber tun können, um Ihre gesamte Familie zu schützen, ist die Möglichkeit der Impfung wahrzunehmen. Gegen FSME, Windpocken, Masern und Mumps stehen ebenso Impfstoffe zur Verfügung wie gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae B. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt über das Thema. Bis auf die Impfung gegen FSME entsprechen alle Vakzine der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland.

Quellen:
– Richard Michaelis, Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie: Grundlagen und diagnostische Strategien, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004
– Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005

Author Details
Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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Jessica Kilonzo ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Als freie Autorin schreibt sie medizinische Texte in Tansania, mit direktem Blick vom Schreibtisch auf den Kilimanjaro. Die umfassende Information von Eltern, zu Gesundheit und Krankheiten ihrer Kinder, liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Motivation ist es, komplexe medizinische Themen auch für Laien verständlich zu erklären. Als Mutter von zwei Mädchen weiß sie, wie sich Eltern in Ausnahmesituationen fühlen.
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