In diesem Artikel
„Wie man sich bettet, so liegt man“ – besagt schon eine Zeile aus einem Gedicht von Bertold Brecht. Damit wird ausgedrückt, dass es von einem selbst abhängt, wie man sein Leben gestaltet. Trotzdem kann dieses Zitat auch wortwörtlich auf das Bett ausgelegt werden. Auch hier ist jeder dafür selbst verantwortlich, wie das Nachtlager gestaltet ist. Matratzenarten gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch wo unterscheiden sich die einzelnen Varianten? Dieser Ratgeber gibt Auskunft darüber.
Federkernmatratzen
Federkernmatratzen sind Matratzen, die mit Sprungfedern ausgestattet sind. Während des Liegens verteilen die Federn den entstehenden Körperdruck, indem sie sich zusammenziehen.
Aufbau
Federkernmatratzen bestehen aus mehreren Schichten. In der inneren Schicht (Federkern) befinden sich Sprungfedern aus Stahl oder anderen Materialien, die zum Abpolstern mit Schaumstoff umhüllt sind. Oberhalb und unterhalb dieser Schicht liegen Schaumstoffschichten aus Kaltschaum, Gelschaum oder Viscoschaum, je nach Produkt. Häufig ist zwischen den Schaumschichten und dem Federkern eine Watteschicht eingearbeitet. Je nach Hersteller können Federkernmatratzen mit unterschiedlichen Zonen versehen sein. Dafür werden Sprungfedern mit unterschiedlicher Form, Widerstandsfähigkeit und Größe eingearbeitet.
Eigenschaften
Federkernmatratzen sind sehr langlebig und bieten dem Körper beim Schlafen einen guten Halt. Im Gegensatz zu durchgängigen Schaummatratzen besitzen Federkernmatratzen Hohlräume und sind dadurch besonders atmungsaktiv. Durch die Körperbewegungen im Schlaf werden die Federn zusammengedrückt und sorgen damit für einen permanenten Luftaustausch. Somit können sich keine Feuchtigkeit und Wärme anstauen.
Matratzenarten mit Federkern – Bonellfederkernmatratzen
Taschenfederkernmatratzen
Der Federkern dieser Variante ist aufwendiger gearbeitet als in Bonellfederkernmatratzen. Die einzelnen Stahlfedern sind jeweils einzeln in Stofftaschen eingenäht. Die Taschen sind miteinander verbunden und dämpfen somit die Federung ab, sodass der Federkern nicht so sehr nachschwingen kann. Beim Liegen geben nur die Federn nach, die belastet werden, während die anderen Federn gespannt bleiben. Damit sind Taschenfederkernmatratzen sehr punktelastisch und besitzen eine hohe Stützkraft. Sie sind für alle Schlafpositionen geeignet und wirken durch ihre gute Stützkraft bei Bauchschläfern einem Hohlkreuz entgegen.
Tonnentaschenfederkernmatratzen
Bei dieser Untervariante der Taschenfederkernmatratzen besitzen die eingenähten Federn eine Tonnenform. Dadurch erhalten sie eine noch höhere Punktelastizität und passen sich dem Körper noch besser an. Die Tonnentaschenfederkernmatratzen sind von allen Matratzenarten mit Federkern die flexibelsten und entlasten die Wirbelsäule und die Gelenke besonders gut. Deshalb werden sie gerne von Personen verwendet, die unter Rückenbeschwerden leiden oder sehr gerne auf der Seite schlafen.
Tipp: Eine spezielle Variante sind Microtaschenfederkernmatratzen, die vor allem Personen mit Rückenschmerzen oder höherem Körpergewicht eine ausgezeichnete und anatomisch korrekte Stützung des Körpers bieten.
Boxspringmatratze
Bei dieser Variante liegt auf einem Unterbau, der mit Federn gefüllt ist (Boxspring), meist eine Federkernmatratze und auf ihr ein Kaltschaumtopper.
Vorteile von Federkernmatratzen | Nachteile von Federkernmatratzen |
hohe Atmungsaktivität | vergleichsweise hohes Gewicht |
hohe Punktelastizität (Ausnahme Bonellfederkernmatratzen) | mit der Zeit mögliche Kuhlenbildung in der Schaumstoffauflage |
guter Feuchtigkeitstransport | geringe Wärmedämmung |
sehr gut für stark schwitzende Personen geeignet | bei Boxspringvarianten Feuchtigkeitstransport durch eventuelle Kunstlederumrandung eingeschränkt |
Bonellfederkernmatratzen: nur für leichte Personen | |
Taschenfederkernmatratzen: für alle Schlafpositionen | |
Tonnentaschenfederkernmatratzen: für Seitenschläfer |
Latexmatratzen
Latexmatratzen sind Matratzen, in denen entweder aufgeschäumter Naturkautschuk oder synthetischer Kautschuk verarbeitet wurde. Sie sind wenig anfällig für Bakterien und Pilze und gelten deshalb als sehr hygienisch. Sie sind sehr teuer in der Anschaffung, aber dafür sehr langlebig.
Aufbau
Latexmatratzen sind durchgängig aus einer Schicht Latex aufgebaut. Im Latexschaum befinden sich Millionen kleinste zusammenhängende Luftkammern, die durch das Aufschäumen von flüssigem Latex entstehen.
Eigenschaften
Die winzigen Luftkammern im Latexschaum gewährleisten eine gute Verdunstung von Schweiß, eine gleichmäßige Luftzirkulation, eine gute Belüftung sowie eine gute Wärmeisolierung. Gegenüber anderen Matratzenarten aus Schaum, wie zum Beispiel Kaltschaummatratzen, besitzen Latexmatratzen ein deutlich höheres Raumgewicht. Das Raumgewicht zeigt an, wie viel Material eingesetzt wurde und gibt damit Aufschluss über die Qualität der Matratze.
Darüber hinaus zeigen Latexmatratzen eine hohe Flexibilität und eine hohe Punktelastizität und zeichnen sich durch ein weiches Liegegefühl aus. Da sie die Wirbelsäule anatomisch korrekt und druckfrei lagern, eignen sie sich besonders gut für Seitenschläfer und Menschen mit Bandscheibenerkrankungen.
Vorteile von Latexmatratzen | Nachteile von Latexmatratzen |
gute Liegeeigenschaften | hohe Anschaffungskosten |
guter Wärmespeicher | pflegeintensiv |
hohe Haltbarkeit und Lebensdauer (bis 10 Jahre) | ungeeignet für Menschen, die stark schwitzen |
gute Druckverteilung | sehr schwer beim Drehen und Wenden |
hohe Punktelastizität | |
hohe Atmungsaktivität | |
gut für Hausstauballergiker und Neurodermitiker | |
sehr gut für Seitenschläfer und Menschen mit Rückenproblemen |
Schaummatratzen
Schaummatratzen setzen sich, wie der Name bereits sagt, aus verschiedenen Schaumstoffen zusammen. Synthetisches Polyurethan bildet dabei den Grundstoff.
Komfortschaummatratzen
Komfortschaummatratzen sind Matratzen, die aus einfachstem Standardschaum aus Polyurethan hergestellt werden. Sie zeigen weniger Komfort als Kaltschaummatratzen und sind eher für leichte Personen geeignet.
Aufbau
Bei der Herstellung von Komfortschaum aus Polyurethan werden nicht reaktive Polyole eingesetzt, sodass der Schaum im Gegensatz zum Kaltschaum nur unter Hitzeeinfluss aushärten kann. Aufgrund der zugeführten Wärme bilden sich unterschiedlich große Luftbläschen, sodass Komfortschaum eine ungleichmäßige Struktur ausbildet.
Eigenschaften
Auch wenn sich die Matratzen Komfortschaummatratzen nennen, so bieten sie kaum Komfort im Gegensatz zu den anderen Matratzenarten, da sie nur wenig elastisch sind. Deshalb sind sie eher für Personen mit geringem Körpergewicht geeignet. Sie besitzen eine gute Haltbarkeit und gute Wärmeisolation.
Vorteile von Komfortschaummatratzen | Nachteile von Komfortschaummatratzen |
relativ preiswert | geringer Komfort |
gute Wärmeisolation | wenig elastisch |
geringes Gewicht | für Menschen, die stark schwitzen, nicht geeignet |
gute Haltbarkeit | |
für Personen mit geringem Körpergewicht geeignet |
Kaltschaummatratzen
Kaltschaummatratzen sind relativ leichte Matratzen, die aus aufgeschäumtem Polyurethan bestehen und sich beim Drehen und Wenden komplett geräuschfrei verhalten. Sie sind besonders strapazierfähig und verfügen über ein höheres Raumgewicht als Komfortschaummatratzen.
Aufbau
Kaltschaummatratzen bestehen aus einer dicken Lage Kaltschaum aus Polyurethan, der bei der Herstellung in Blöcken gegossen wird und kalt aushärtet. Seine offenporige Struktur erhält der Schaum durch Walzen. Dabei brechen die Zellen der ungleichmäßigen Zellstruktur auf.
Eigenschaften
Kaltschaummatratzen besitzen aufgrund ihrer offenporigen Struktur eine hohe Atmungsaktivität. Zudem zeichnen sie sich durch eine gute Rücksprungelastizität und Anpassungsfähigkeit an den Körper aus. Wird der Härtegrad richtig ausgewählt, eignet sich dieser Matratzentyp für alle Schlaftypen. Wenn orthopädische Erkrankungen vorliegen, kann eine Kaltschaummatratze mit Zoneneinteilung für eine gute Erholung und Entlastung sorgen.
Vorteile von Kaltschaummatratzen | Nachteile von Kaltschaummatratzen |
gute Punktelastizität | oft hohe Anschaffungskosten |
gute Liegeeigenschaften je nach Ausführung | Bildung von Liegekuhlen durch Feuchtigkeit und Wärme |
lange Haltbarkeit | nicht geeignet für Personen, die sehr stark schwitzen |
gute Wärmeisolation | |
für Personen mit hohem Körpergewicht geeignet | |
für Personen, die nachts schnell frieren | |
sehr gut für Bauchschläfer | |
latexähnliche Eigenschaften, aber deutlich geringeres Gewicht | |
sehr langlebig |
Viscoelastische Matratzen
Viscoelastische Matratzen sind Matratzen, die sich aufgrund von Körperwärme und Druck dem menschlichen Körper exakt anpassen können. Sie sind auch als Tempur-Matratzen bekannt.
Aufbau
Viscoelastische Matratzen werden im Kern meist mit Kaltschaum oder einem anderen Trägermaterial verarbeitet, damit der Körper im Bereich des Beckens und der Hüfte eine ausreichende Stützung erfährt.
Viscoelastischer Schaumstoff, auch kurz Viscoschaum genannt, ist ein thermoelastischer Polymerschaum und stammt ursprünglich von der NASA, die ihn einst für die bemannte Raumfahrt entwickelt hat. Viscoschaum wird auch oft als Gedächtnisschaum (Memory Foam) bezeichnet, denn das Material verformt sich unter Belastung und Wärme. Dadurch kann es sich dem menschlichen Körper exakt anpassen. Nach der Belastung kehrt der Schaum mit einer Zeitverzögerung wieder in seine Ausgangslage zurück. Mit diesem Verhalten unterscheiden sich viscoelastische Matratzen schließlich deutlich von den meisten anderen Matratzenarten.
Eigenschaften
Viscoschaum besitzt eine hohe Anpassungsfähigkeit und verteilt den Druck gleichmäßig über die Matratzenfläche. Dadurch werden Gelenke, Bandscheiben und Becken besonders gut entlastet. Durch die perfekte Körperanpassung entsteht ein fast schwereloses Gefühl. Die druckreduzierte Lagerung und die gute Entlastung sind Vorteile, die vor allem Bandscheibenerkrankte und Menschen, die längere Zeit im Bett bleiben müssen oder unter Dekubitus (Wundliegen) leiden, zu schätzen wissen.
Vorteile von Viscoelastische Matratzen | Nachteile von Viscoelastische Matratzen |
sehr gut anpassungsfähig an die Körperform des Schlafenden | oft hohe Anschaffungskosten |
sehr anschmiegsame Wirkung | erhärtet bei Kälte |
wärmeisolierend | ungeeignet für sehr starke Schwitzer |
sehr langlebig | |
sehr punktelastisch | |
bei guter Pflege hohe Haltbarkeit | |
für Bandscheibenprobleme und Dekubitus geeignet |
Gelschaummatratzen
Gelschaummatratzen sind eine Weiterentwicklung von Viscoschaummatratzen und funktionieren im Grunde nach einem ähnlichen Prinzip wie ein Wasserbett. Die Liegefläche passt sich durch Verdrängung des Materials den Körper perfekt an, im Gegensatz zu vielen anderen Matratzenarten, bei denen das Material dabei gestaucht wird.
Aufbau
Gelschaummatratzen können sehr unterschiedlich aufgebaut sein. Die Gelschaumschicht liegt meist auf einem Matratzenkern aus Kaltschaum, Federkern oder Viscoschaum.
Eigenschaften
Gelschaummatratzen unterscheiden sich von anderen Matratzenarten durch ihre besonders gute Anpassungsfähigkeit. Indem sich die mit Gel gepolsterte Fläche den Körperkonturen des Schlafenden ergonomisch exakt anpasst, sorgen die Matratzen für eine perfekte Druckentlastung.
Vorteile von Gelschaummatratzen | Nachteile von Gelschaummatratzen |
hoher Liege- und Schlafkomfort | hoher Anschaffungspreis im Vergleich zu anderen Matratzenarten |
temperaturunabhängig | hohes Eigengewicht |
hohe Punktelastizität | nicht für Bauchschläfer geeignet |
lange Lebensdauer | |
sehr hygienisch | |
optimaler Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich | |
Geeignet für: Starkschwitzer, Rücken-, Seiten- und Wechselschläfer sowie für Menschen mit orthopädischen Erkrankungen und Dekubitus |
Naturmatratzen
Naturmatratzen sind Matratzen, die ausschließlich aus natürlichen Materialien hergestellt werden.
Aufbau
Die Matratzen bestehen aus Naturmaterialien wie Kokosfasern, Naturlatex, Seegras oder Rosshaar. Unterschiedliche Härtegrade werden dementsprechend durch die Kombination verschiedener Schichten erzeugt.
Eigenschaften
Naturmatratzen sind sehr atmungsaktiv und zeigen je nach Materialzusammensetzung eine gute punktgenaue Anpassungs- und Stützfähigkeit.
Vorteile von Naturmatratzen | Vorteile von Naturmatratzen |
Verarbeitung nachwachsender Materialien | Kuhlenbildung, die in regelmäßigen Abständen einer Nachpolsterung bedarf |
Verzicht auf chemische Zusätze | je nach Material für Allergiker weniger geeignet |
atmungsaktiv | |
gute Körperanpassung | |
gute Stützfähigkeit |
Luftkernmatratzen
Luftkernmatratzen sind Matratzen, die im Kern mit einem Luftbehälter bestückt sind. Sie ähneln stark den Federkernmatratzen.
Aufbau
Anstelle eines Federkerns befindet sich im Kern dieser Matratzen ein elastischer Luftbehälter, über den die Härte durch Ablassen oder Aufpumpen von Luft angepasst werden kann.
Eigenschaften
Durch den elastischen Luftbehälter mit variabler Anpassungsmöglichkeit ist gegenüber anderen Matratzenarten indes eine nahezu druckpunktfreie Lagerung möglich.
Vorteile von Luftkernmatratzen | Vorteile von Luftkernmatratzen |
unterstützt perfekt die ergonomisch anatomische Schlafhaltung | nicht für Menschen geeignet, die viel schwitzen |
Schultern und Hüfte sinken tiefer ein | |
sehr gut bei Dekubitus und Bandscheibenvorfällen geeignet |
Quellen:
https://www.matratzenverband.de/matratzen-arten/
https://www.test.de/Matratzen-im-Test-1830877-0/
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Welche-Matratze-ist-die-richtige,matratze106.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Matratze