In diesem Artikel
Neugeborene können schon mit einer Lungenentzündung, Kinderärzte sprechen von einer Pneumonie, auf die Welt kommen. Sie haben sich im Mutterleib oder während der Geburt mit Bakterien infiziert. Ihr Immunsystem ist noch sehr schwach und hat den Krankheitserregern nicht viel entgegenzusetzen. So fängt das neue Leben aufregender an als geplant. In Deutschland helfen aber in den meisten Fällen ein paar Tage in der Kinderklinik und eine Kombination wirksamer Antibiotika. Folgeschäden treten jedoch nur sehr selten auf. In Entwicklungsländern dagegen stirbt ein nicht unerheblicher Teil der erkrankten Neugeborenen und Säuglinge an der Pneumonie.
Säuglinge und Kleinkinder als Patienten
Kinderärzte sehen regelmäßig Kinder in den ersten fünf Lebensjahren mit einer Lungenentzündung in der Praxis oder im Krankenhaus. Das Immunsystem der Kleinsten ist schließlich noch unreif und die Luftwege sind eng und kurz. Ein banaler Schnupfen rutscht viel schneller in die Lunge, als bei einem Schulkind oder einem Erwachsenen. Folglich kann der Arzt in vielen Fällen auch nur schwer zwischen einer Bronchitis und einer Lungenentzündung unterscheiden. Nicht jedes Kind, dass sich mit einem Erreger ansteckt, wird krank. Ist das Immunsystem gut aufgestellt, verursachen die Viren und Bakterien höchstens einen Schnupfen oder haben gar keinen sichtbaren Effekt. Erst ältere Menschen sind wieder gefährdet, weil sie weniger Abwehrstoffe produzieren.
Wie lange kann mein Kind andere Kinder anstecken?
Wenn es um eine Lungenentzündung geht, ist es schwer zu sagen, wann Sie Ihr Kind wieder unbesorgt mit seinen Geschwistern und Freunden spielen lassen können. Verschiedene Faktoren spielen hier ganz individuell eine Rolle. Viren können mehrere Wochen lang per Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Sobald Ihr Kind kein Fieber mehr hat, nicht mehr produktiv hustet und sich wieder besser fühlt, darf es Kontakt mit gesunden Kindern haben. Handelt es sich um eine bakterielle Pneumonie, können Sie davon ausgehen, dass das Ansteckungsrisiko nach zwei vollen Tagen antibiotischer Therapie gebannt ist.
Mögliche Ursachen einer Lungenentzündung
Neben Viren (RSV, Adenoviren, Influenzaviren) und Bakterien (Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Streptokokken, Mykoplasmen), die per Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen übertragen werden können, gibt es weitere (seltene) Ursachen für eine Lungenentzündung:
- Pilze bei immunschwachen Kindern
- giftige Gase
- allergische Reaktionen
- Verletzung und Infektion nach der Einatmung (Aspiration) von Fremdkörpern
Typische Symptome einer Pneumonie
Lungenentzündungen treten in verschiedenen Formen auf. Entweder ist nur das Gewebe um die Bronchien entzündet (Bronchopneumonie) oder ein bestimmter Lungenlappen ist komplett erkrankt (Lobärpneumonie). Bakterien verursachen meist stärkere Beschwerden als Viren. Das Fieber ist höher, oft begleitet von Schüttelfrost, und die betroffenen Kindern fühlen sich zudem sehr krank.
Typische Beschwerden bei Klein- und Schulkindern sind:
- schneller Puls
- Bauchschmerzen
- dick aufgeblähter Bauch
- Blähen der Nasenlöcher bei der Einatmung (Nasenflügeln)
- blaue Lippen bei starker Atemnot mit Sauerstoffmangel
All die genannten Symptome sind ein Grund für einen raschen Besuch beim Kinderarzt. Schließlich sollte eine Lungenentzündung nicht verschleppt werden.
Die Ausnahmen von der Regel
Eine Ausnahme stellen Neugeborene und Säuglinge dar. Sie haben eher Untertemperatur als Fieber, trinken schlecht, sehen grau aus und machen allgemein einen kranken Eindruck, wenn sie an einer Lungenentzündung leiden. Ebenso fallen Schulkinder und Jugendliche mit einer sogenannten atypischen Pneumonie aus dem Rahmen. Sie können nur sehr reduzierte Symptome wie leichtes Fieber und einen trockenen Husten haben.
Wie der Kinderarzt die Behandlung einer Lungenentzündung angeht
Eine Pneumonie diagnostiziert der Kinderarzt durch Abhorchen der Lunge des Patienten mit dem Stethoskop, bei Bedarf in Kombination mit dem Befund eines Röntgenbildes der Lunge. Entzündungswerte im Blut untermauern die Diagnose. Der genaue Erreger muss überdies nicht unbedingt identifiziert werden, um mit der Behandlung zu beginnen. Je nach Ausprägung der Symptome kann Ihr Kind zu Hause mit einem Antibiotikum in Form von Saft oder Tabletten behandelt werden oder der Kinderarzt weist es in eine Kinderklinik ein. Viele Kleinkinder trinken nicht ausreichend, wenn sie an einer Pneumonie erkrankt sind und profitieren von der Infusionstherapie im Krankenhaus. Das Antibiotikum kann hier ebenfalls über die Vene verabreicht werden. So wirkt es schneller und effektiver. Ist der Erreger ein Virus, versucht der Kinderarzt mit der Gabe eines Antibiotikums zu verhindern, dass sich zusätzlich Bakterien auf der erkrankten Schleimhaut ansiedeln.
Unterstützende Behandlung
- Es stehen Krankengymnasten für die Atemtherapie zur Verfügung und bei Bedarf werden Atmung und Sauerstoffsättigung im Blut des kleinen Patienten mit einem Monitor überwacht.
- Manche Kinder benötigen eine leichte Zufuhr von Sauerstoff an den ersten Tagen der Behandlung.
- Inhalationen zur Erweiterung der Bronchien und zum Lösen von Schleim können Ihrem Kind ebenfalls helfen.
- Legen Sie ein krankes Baby bitte nicht auf den Bauch. Es bekommt so eventuell nicht ausreichend Luft und strengt sich beim Atmen zusätzlich an. Säuglinge nutzen die Bauchmuskulatur noch intensiv zur Kontrolle der Ein- und Ausatmung.
- Fieber behandeln Sie mit Ibuprofen oder Paracetamol, ebenso wie Sie es auch bei banalen Infekten gewöhnt sind.
- Antibiotika schlagen meist nach zwei Tagen an. Das Fieber sinkt und der Zustand der Lunge normalisiert sich stetig über Tage bis zu wenigen Wochen.
- Eine Röntgenkontrolle der Lunge ist folglich nur bei Komplikationen und wiederholten Episoden notwendig.
Tipp: Die von der STIKO in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen für Kinder im ersten Lebensjahr beinhalten mit der Impfung gegen Pneumokokken und gegen Haemophilus influenzae B wichtige Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor einer Lungenentzündung.
Die Lungenentzündung bei Schwangeren und stillenden Müttern
Eine Pneumonie kann selten einmal eine Schwangerschaftskomplikation darstellen. Um Mutter und Kind nicht zu gefährden, setzt der Arzt meist ein Antibiotikum ein, das für die Schwangerschaft zugelassen ist. Lösen Viren die Erkrankung aus, helfen Inhalationen und krankengymnastische Atemtherapie genauso, wie viel Flüssigkeit und Bettruhe. Auch wenn Sie stillen, stehen gut verträgliche Antibiotika zur Verfügung, die Ihrem Baby nicht schaden.
Quellen:
Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer, München 2005
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009