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Vermieter und Bauherren wünschen sich für das Objekt eine möglichst geringe Luftfeuchtigkeit, Mediziner hingegen streben tendenziell einen höheren Wert an, da eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit belastend auf die Schleimhäute der Bewohner einwirkt. Es muss also ein Kompromiss gefunden werden. Dieser besagt, dass die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen nicht dauerhaft 65% übersteigen sollte. Liegen keine baulichen Mängel vor und wird weiterhin korrekt gelüftet, kommt es bei diesem Wert zu keiner Schimmelbildung, zudem werden die Schleimhäute nicht belastet. Ein niedrigerer Wert ist ebenfalls okay, aufgrund des gesundheitlichen Aspekts sollte dieser aber nicht dauerhaft unter 40% betragen.
Wie entsteht Luftfeuchtigkeit?
Sie kann auf unterschiedliche Art und Weise zustande kommen. In der Küche liegt das vor allem am Kochen, im Badezimmer am Duschen und das Trocknen der Wäsche in der Wohnung ist ebenfalls ein häufiger Faktor. Ebenso geben Sie als Mensch aber auch Luftfeuchtigkeit ab, ganz natürlich nämlich beim Ein- und Ausatmen. Das zeigt sich vor allem im Schlafzimmer bei geschlossenen Fenstern, wenn am Morgen die Feuchtigkeit wesentlich höher angesiedelt ist als in den Abendstunden, wo Sie zu Bett gegangen sind. Gerade deshalb ist es beispielsweise wichtig, das Schlafzimmer unmittelbar vor dem Schlafen noch einmal gut auszulüften.
Bauliche Unterschiede berücksichtigen!
Altbauten schimmeln statistisch gesehen wesentlich seltener als Neubauten. Das liegt an folgenden Umständen:
- Fenster mit Plastikrahmen lassen keinen Luftaustausch zu
- die Gebäudehülle kann durch die starke Dämmschicht nicht mehr ausreichend „atmen“
- beide Gründe führen folglich dazu, dass Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Innenräumen bleibt
Den physikalischen Grund dahinter können Sie sogar selbst einmal prüfen, nämlich indem Sie sich Frischhaltefolie um den Finger wickeln. Schon nach rund einer Stunde werden Sie feststellen, dass sich unter der Folie viel Schweiß und Feuchtigkeit gestaut hat, da beides nicht durch die Folie entweichen kann. So verhält es sich auch in Neubauten mit der Dämmung. Deshalb ist da besonders gründlich auf die nachfolgenden Tipps zur Reduzierung der Luftfeuchtigkeit zu achten!
1. Richtiges Lüften
Der Hauptgrund für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit sind falsche Gewohnheiten beim Lüften. Speziell im Herbst und Winter sollten Sie Stoßlüften, also die Fenster weit aufmachen und idealerweise, sofern das möglich ist, für einen Durchzug sorgen. Das funktioniert, indem mindestens zwei gegenüberliegende Fenster mitsamt der Türen zeitgleich aufgemacht werden. Kippstellung ist hingegen der größte Freund der hohen Luftfeuchtigkeit und ein häufiger Auslöser für Schimmelbildung. Durch die Kippstellung wird Feuchtigkeit nur sehr schlecht abtransportiert, weil auch der Austausch der Luft nur behäbig stattfindet. Dafür kühlen Räume aber aus, was deshalb schädlich ist, weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als warme Luft. Die überschüssige Luftfeuchtigkeit setzt sich dann an Wänden ab und resultiert in der ungewollten Schimmelbildung.
Idealerweise wird dreimal täglich für jeweils 10 Minuten stoßgelüftet. Außerdem sollten Räume stoßgelüftet werden, wenn sich in diesen viel Luftfeuchtigkeit anstaut, zum Beispiel in der Küche nach dem Kochen, im Bad nach dem Duschen oder wenn in einem Raum Wäsche getrocknet wird.
2. Ein bewährtes Hausmittel: die Schüssel mit Salz oder Reis
Beides nimmt Feuchtigkeit auf und bindet diese. Vor allem in kleineren Räumen ohne Fenstern lässt sich damit die Luftfeuchtigkeit senken. Damit das Hausmittel konsequent funktioniert, muss die Schüssel natürlich regelmäßig erneuert werden.
3. Räume nicht auskühlen lassen
Besonders niedrige Innentemperaturen sind ebenfalls ein Grund, warum sich Schimmel bilden kann. Kalte Luft kann nämlich weniger Luftfeuchtigkeit als warme Luft aufnehmen, wodurch selbst die gleiche absolute Luftfeuchtigkeit zu einem höheren Wert bei der relativen Luftfeuchtigkeit führt. Speziell im Winter sollten Sie deshalb nicht zu geizig heizen. Zwar spielt das persönliche Empfinden natürlich eine große Rolle, die nachfolgenden Angaben sind für den jeweiligen Raum aber als Idealwert zu verstehen und sollten zumindest die meiste Zeit über angestrebt werden:
- Wohnzimmer: 20-22°C
- Schlafzimmer: 17-20°C
- Badezimmer: 20-22°C
- Küche: 19-21°C
- Kinderzimmer 22+°C
Tipp: Nutzen Sie das eingangs erwähnte Stoßlüften konsequent! Hier findet lediglich ein Austausch der Umgebungsluft statt. Wände, Decken, Möbel und Co. kühlen aber nicht aus, wenn die Fenster rechtzeitig wieder geschlossen werden. Effektives Stoßlüften verhindert damit nicht nur Schimmel, sondern hilft auch beim Sparen von Heizkosten!
4. Alternative beim Trocknen der Wäsche!
Eigentlich gehört Wäsche nicht in der Wohnung getrocknet. Dennoch hat sich das bei vielen Mietern so etabliert, bei Hauseigentümern ist die Zahl nicht ganz so hoch. Trocknen Sie Wäsche stattdessen beispielsweise im Waschkeller oder auf einem Dachboden. Ist genügend Platz vorhanden, ist die Anschaffung von einem Wäschetrockner definitiv eine Empfehlung wert, um Schimmel zu vermeiden. Die beim Trocknen der Wäsche entstandene Luftfeuchtigkeit lässt sich selbst mit Stoßlüften nur schwer wieder weglüften, denn im Winter benötigt die Wäsche länger zum Trocknen, wodurch immer wieder weitere Feuchtigkeit abgesondert wird. Vermeiden Sie unbedingt die Wäsche in einem Raum ohne Fenster zu trocknen, da die Luftfeuchtigkeit durch eine offene Tür nicht ausreichend weggelüftet wird.
5. Halten Sie Türen in den Wintermonaten geschlossen
Versuchen Sie nicht bestimmte Räume passiv über andere Räume zu beheizen, indem Sie die Verbindungstüren offen lassen. Das funktioniert nicht, steigert die Heizkosten und führt außerdem zu einer hohen Luftfeuchtigkeit. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass jeder Raum sein ganz eigenes Klima hat, indem die Türen außer beim Betreten und Verlassen des Raumes geschlossen bleiben. Sind diese offen, ist zwangsweise mit Temperaturunterschieden in den Räumen zu rechnen. Das führt dazu, dass der kältere Raum all die Feuchtigkeit aufsaugt, die sich in dem anderen Raum befindet, während er zugleich noch auskühlt. Selbst bei Räumen ohne Heizkörpern, zum Beispiel einem Flur, ist es wesentlich empfehlenswerter diese einfach vom Rest der Wohnung über geschlossene Türen zu trennen. Besonders dann, wenn Sie sowieso nicht an eine Außenwand grenzen.
6. Verzichten Sie auf Windstopper und Türrollen!
In den letzten Jahren haben sich die kleinen Rollen, die man vor eine Tür legt, immer häufiger in Innenräumen etabliert. Sie sind aber nicht unbedingt ideal, denn eigentlich soll durch den kleinen Freiraum unter der Tür ein konsequentes Bewegen der Luft ermöglicht werden, was dadurch jedoch verhindert wird. Speziell in Räumen ohne Fenster, zum Beispiel dem Flur der an das Treppenhaus grenzt, kann das zu Schimmel führen, wenn der Austausch der Luft zwischen dem Treppenhaus und dem Flur nicht mehr möglich ist.
7. Möbel nicht zu nah an die Wand rücken!
Schon bei der Einrichtung können schwerwiegende Fehler begangen werden, die Schimmelbildung in der Folge begünstigen. Befolgen Sie daher am besten diese Tipps:
- mindestens 5 cm Abstand zwischen Möbeln und Wand
- bei Außenwänden mindestens 10 cm
- stellen Sie Pflanzen (geben Feuchtigkeit ab!) in der Nähe der Fenster auf
- achten Sie darauf, dass Luft links und rechts vom Möbelstück entweichen kann
- Sofa 1x im Jahr vorrücken, um auf Schimmel zu prüfen
- Ecken möglichst aussparen oder Möbel mit (kleinen) Freiräumen nutzen (Bücherregale, Stühle oder Lampen)
- in Ecken pauschal keine deckenhohen Möbel wie Kleiderschränke aufstellen
- mögliche „Luftschächte“ nicht mit Vorhängen zuhängen
8. Wenn Hausmittel und korrektes Lüften nicht mehr helfen
Luftentfeuchter sind Geräte, die in der Wohnung aufgestellt werden und die getreu ihres Namens der Luft die Feuchtigkeit entziehen. Wenn die bisherigen Tipps nichts geholfen haben, dann kann die Anschaffung von solch einem Entfeuchter durchaus eine Überlegung wert sein, insbesondere für kritische Räume, wo die Feuchtigkeit schnell ansteigt. Nachteil ist dann, dass sie für gewöhnlich mit Strom betrieben werden und folglich nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch laufende Kosten mit sich bringen. Besitzen diese einen Timer ist aber auch denkbar, sie in Abwesenheit einige Stunden am Tag entfeuchten zu lassen, beispielsweise wenn Sie zwei Wochen im Urlaub sind.
Quellen:
https://www.bauratgeber-deutschland.de/energieeffizienz/moderne-haustechnik/schimmel-vermeiden-und-luftfeuchtigkeit-senken/
https://luftbewusst.de/wohnen/luftfeuchtigkeit/senken/