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Wer einmal mit dem Keim Kontakt hatte, wird ihn für gewöhnlich nicht wieder los. Die Frage, ob Lippenherpes ansteckend ist, lässt sich also mit „ja“ beantworten, denn Herpesviren überleben in menschlichen Nervenzellen und können immer wieder Beschwerden verursachen. Als auslösende Faktoren gelten körperlicher sowie seelischer Stress und andere Situationen, die das Immunsystem schwächen können. Meist erfolgt die Ansteckung mit Lippenherpes über eine Schmierinfektion. Ein Erkrankter kann die Viren bei direktem Körperkontakt wie Küssen oder über gemeinsam benutzte Gläser oder Handtücher weitergeben. Selbst eine Tröpfcheninfektion über den Speichel ist möglich. Nehmen Sie daher zum Beispiel nie den Schnuller Ihres Babys in den Mund, wenn Sie wissen, dass Sie mit dem Herpes simplex-Virus infiziert sind.
Lippenherpes ist weit verbreitet
Viele Menschen leiden hin und wieder an einem Lippenherpes (Herpes labialis). Vielleicht kennen Sie die Erkrankung auch unter der Bezeichnung „Fieberbläschen“. Denn ist der Körper durch eine akute Erkrankung geschwächt, fehlt ihm die Kraft, die in den Nervenzellen versteckten Herpesviren in Schach zu halten.
Die hohe Durchseuchung der Bevölkerung bringt es mit sich, dass viele Menschen schon im Kindesalter einen ersten Kontakt zu dem Erreger haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stecken sie sich dabei auch an und entwickeln eine sogenannte Primärinfektion. Typische Symptome sind hier Bläschen an der Mundschleimhaut, eventuell begleitet von Fieber. Viele Kinder verweigern das Essen und eventuell auch das Trinken, weil der Mund wehtut. Das Immunsystem bekämpft den Keim, kann aber in der Regel nicht verhindern, dass einige Viren in Nervenzellen überleben.
Mögliche Auslöser
Faktoren, die einen Ausbruch des Lippenherpes triggern können:
- Erkältungen und andere Infekte
- intensive UV-Strahlung
- starkes Ekelgefühl
- Schwankungen der Spiegel verschiedener Hormone
- bestimmte Medikamente (zum Beispiel Kortison)
Beobachten Sie selbst, in welchen Situationen bei Ihnen ein Lippenherpes auftritt.
Ansteckung ohne sichtbaren Lippenherpes möglich?
Herpes-simplex-Viren sind sowohl während einer Erstinfektion als auch während jedes folgenden Ausbruchs ansteckend. Besonders hoch ist die Gefahr zu Beginn einer Episode, wenn sich die Keime rasant vermehren. Am höchsten ist die Konzentration in der Flüssigkeit, die die Lippenbläschen füllt. Bildet sich eine Kruste hat der Heilungsprozess begonnen und das Infektionsrisiko sinkt. Sicher sind Sie aber erst, wenn die Haut an und um die Lippe komplett abgeheilt ist. In den Ruhephasen findet bei den meisten Menschen keine Weitergabe des Erregers statt. In seltenen Fällen können Sie aber auch ohne die typischen Lippenbläschen Personen in Ihrem Umfeld anstecken.
Tipp: Verwenden Sie ein spezielles Lippenherpespflaster aus der Apotheke, um Ihr Umfeld vor einer Ansteckung zu schützen und die Heilung Ihrer Lippe zu beschleunigen.
Ansteckung vermeiden
Da Lippenherpes ansteckend ist, vermeiden Sie Küssen und engen Körperkontakt am besten strikt, wenn in Ihrer Umgebung ein Fall auftritt. Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen ist sogar das Tragen eines Mundschutzes angebracht, weil eine Herpesinfektion in diesem Alter einen besonders schweren Verlauf nehmen kann.
Weitere sinnvolle Maßnahmen
- Teilen Sie Besteck und Geschirr nicht mit anderen Menschen.
- Stoffservietten, Handtücher und Bettwäsche waschen Sie bei mindestens 60 Grad, wenn Sie an einem Lippenherpes erkrankt sind.
- Tragen Sie eine antivirale Creme aus der Apotheke auf die Herpesbläschen auf und unterstützen Sie so die Heilung.
Quellenangaben:
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer: München, 2009.
Michael J. Lentze, Jürgen Schaub, Franz-Josef Schulte, Jürgen Spranger; Pädiatrie: Grundlagen und Praxis; Springer Verlag: Heidelberg, 2013.
Ulrike Blume-Peytavi, Helga Albrecht-Nebe, Kathrin Hillmann; Atlas der Pädiatrischen Dermatologie; John Wiley and Sons, 2018.