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In den meisten Fällen zählt die Lebensversicherung zu der Art von Police, an deren Ausgaben sich Halter bereits gewöhnt haben. So gehen die Beiträge regelmäßig ab und werden oft erst dann näher beleuchtet, wenn das eigene Budget knapp geworden ist oder fällige Prämien gar nicht mehr geleistet werden können. Die Police einfach zu kündigen ist eine Möglichkeit, um sich der fälligen Zahlungen zu entledigen. Das ist wegen der verlorenen Renditen und eventuellen Gebühren aber kaum lohnend. Wie Sie sie am besten stilllegen, zeigt Ihnen dieser Artikel.
Tipp: Es ist immer ratsam, sich mit den Gründen für diese Entscheidung zu beschäftigen. Sie bestimmen maßgeblich das langfristige Vorgehen, denn auch der Zeitraum, in dem die Police beitragsfrei laufen soll, spielt bei den Überlegungen eine Rolle!
Kündigen oder beitragsfrei stellen lassen?
Studien und Statistiken belegen, dass jede vierte Lebensversicherung in Deutschland mittlerweile beitragsfrei gestellt ist, also keine weiteren Prämien in diese fließen – das betrifft große wie kleinere Versicherer gleichermaßen. Die Gründe sind vielfältig, so werden immer wieder folgende Argumente vorgebracht:
- eine zu lange Kapitalbindung
- hohe Kosten, die durch den Versicherer anfallen
- niedrige Renditen
- bestenfalls durchschnittlicher Schutz gegen Inflation oder Rezessionen
Wie so oft im Versicherungswesen spielt aber vor allem die individuelle Situation eine entscheidende Rolle, ob etwas als sinnvoll oder eben nicht erachtet wird. Der Bund der Versicherten (kurz BdV) hat kürzlich auf den immer steigenden Wunsch nach Freistellungen reagiert und bietet auf seiner Webseite einen kostenfreien Rechner an. Mit diesem lässt sich ermitteln, welche Rendite Versicherte selbst erzielen müssten, um die Kündigung oder beitragsfreie Stilllegung zu rechtfertigen. Das spielt zumindest bei Personen eine Rolle, die nicht aufgrund von finanziellen Engpässen Zahlungen einstellen, sondern einfach an anderer Stelle bessere Renditen sehen.
Die Kündigung wird generell nahezu immer als schlechtere Alternative zu einer Beitragsfreistellung angesehen. Dafür sind unter anderem die folgenden Gründe verantwortlich:
- Schlussüberschuss geht oftmals gänzlich verloren
- Teile der erzielten Rendite gehen aufgrund von Gebühren verloren
- Rückkaufwerte der Versicherer fallen eher mager aus
Besondere Beachtung finden hinsichtlich der Kündigung Policen der Lebensversicherung, die vor dem Jahr 2005 abgeschlossen wurden. Sie verfügen in der Regel über einen relativ hohen Garantiezins und können steuerfrei ausgezahlt werden. Eine Kündigung ist bei diesen also weniger zu empfehlen.
Beiträge stilllegen lassen – aber wie?
Wer seine Police und die an diese geknüpften Leistungen weiter behalten möchte, die Beiträge aber nicht mehr zahlen kann oder will, hat diverse Möglichkeiten zur Hand, um die Prämien vorübergehend auszusetzen. Sie sind die Alternative zur eben beschriebenen Kündigung und rücken vor allem bei Policen in den Fokus, die nach dem Jahr 2005 abgeschlossen wurden. Diese lauten zur Übersicht wie folgt:
- Beiträge stunden lassen
- Beiträge aus Überschüssen abschöpfen
- eine komplette Freistellung von Beiträgen
Wer eine Reduzierung der Beiträge für sinnvoll hält, kann zudem die Versicherungssumme reduzieren oder fällige Sparbeiträge aussetzen. In dieser Situation ist mit dem Versicherer zu klären:
- Für welchen Zeitraum darf eine Stundung erfolgen?
- Gehören gestundete Beträge verzinst?
- Wie hoch ist der Rückzahlungsbetrag am Ende beziffert?
Wer seine Police schon etwas länger hat, kann diese mitunter sinnvoll aus angesammelten Überschüssen weiterlaufen lassen. Das funktioniert zumindest für einen kürzeren Zeitraum, da die Überschüsse natürlich nicht unendlich hoch bemessen, oftmals sogar eher überschaubar angelegt sind. Versicherte müssen damit rechnen, dass die Auszahlung am Ende dann geringer ausfällt, da die Überschüsse eben schon vorher verwendet und aufgebraucht worden. Zu klären ist:
- Welcher Zeitraum lässt sich durch Überschüsse abdecken?
- Wie stark wird die Ablaufleistung negativ davon beeinflusst?
Tipp: Kommen für Sie beide Optionen nicht in Frage, da Sie es für sinnvoll halten, die Lebensversicherung gänzlich beitragsfrei stellen zu lassen, ist das ebenso möglich. Sie sollten aber generell immer alle Möglichkeiten miteinander vergleichen und Kosten/verlorene Rendite kalkulieren, um nicht unnötig Geld zu verschenken!
Lebensversicherung klassisch beitragsfrei stellen lassen
Wenn Sie nicht kündigen, sondern stilllegen möchten, kommt als weitere Möglichkeit die ganz klassische Freistellung in Frage. Es ist aber zu berücksichtigen, dass zwar die Beträge dann entfallen, aber auch eventuell an die Lebensversicherung gekoppelte Zusatzleistungen – zum Beispiel in Form einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese separat abzuschließen, vor allem zu einem späteren Zeitpunkt und damit im höheren Alter, ist meist ebenfalls teuer.
Ebenso ist zu berücksichtigen, dass sich beim Stilllegen das gebundene Kapital selbst verringert. Dadurch zahlt der Versicherer zum Ablauf natürlich weniger Geld aus als ursprünglich geplant. Im Todesfall gilt das ebenso. Wenn Sie die Lebensversicherung beitragsfrei stellen lassen, bleiben Sie außerdem vor Kosten nicht verschont. Zwar entfallen die Beträge, die Verwaltungskosten vom Versicherer (speziell bei einer Fondspolice) nagen aber jedes Jahr Kapital von Ihrem Ersparten ab. Ebenso sind Sie generell auf Kulanz angewiesen. Viele Versicherer fordern eine Mindesteinlagesumme, damit Sie die Lebensversicherung beitragsfrei stilllegen lassen dürfen.
Es ist zudem sinnvoll, sich erneut mit diesen Fragen zu beschäftigen:
- Wurde das benötigte Mindestkapital zur Stilllegung erreicht?
- Ist die Freistellung zeitweise möglich und falls ja, wie lange genau?
- Sind an die Police weitere Versicherungen gekoppelt, die Sie dadurch verlieren?
- Wie viel Geld weniger erhalten Sie nach Ablauf oder Angehörige im Todesfall?
- Kann der Vertrag später ohne erneute Risiko- und Gesundheitsprüfung wieder aufgenommen werden?
Wer nicht kündigen möchte, seinen Versicherer aber vorab nicht über das Stilllegen informiert, läuft übrigens Gefahr aufgekündigt zu werden. Halten Sie also in jedem Fall vorher mit Ihrem Versicherer Rücksprache, um nicht die komplette Lebensversicherung einzubüßen!
Sie möchten nicht mehr einzahlen
Mitunter haben Sie sich sogar gänzlich gegen das Konzept der Lebensversicherung entschieden. Dann bleiben Ihnen die Optionen kündigen, dauerhaft beitragsfrei stilllegen oder verkaufen. Wie bereits im Abschnitt zur Kündigung erläutert, ist das Kündigen der Police meist wenig wirtschaftlich. In diesem Fall wäre ein Verkauf der Police die bessere Option. Eine Ausnahme kommt zustande, wenn die Restlaufzeit nur noch sehr gering bemessen ist. Dann ist es sinnvoll, Sie halten noch etwas durch, um sich den Schlussüberschuss zu sichern.
Ansonsten gelten bei der Stilllegung die gleichen Spielregeln, wie auch in der Situation sie temporär stilllegen zu lassen. Sie müssen also mindestens den Rückkaufwert abdecken, anderenfalls hat der Versicherer das Recht die Police aufzulösen, was für Sie letztlich die schlechteste Situation wäre. Sollte es dazu kommen, wäre es empfehlenswerter, wenn Sie sich stattdessen für einen Verkauf entscheiden, um wenigstens noch etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Planen Sie die Police beitragsfrei zu stellen, zu kündigen oder zu verkaufen, werden Sie um ein Gespräch mit Ihrem Versicherer aber nicht herumkommen.
Quellen
https://www.bundderversicherten.de/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/lebens-und-rentenversicherungen-kuendigen-oder-weiterfuehren?print=971
https://www.capital.de/geld-versicherungen/lebensversicherung-gehen-oder-bleiben-4096
http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/lebensversicherung-kuendigen-oder-beitragsfrei-stellen-a-1168937.html