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Wodurch entstehen Verdauungsprobleme beim Baby? Obwohl sie anfangs nur flüssige Milch zu sich nehmen, muss sich der Verdauungstrakt erst an die neuen nachgeburtlichen Anforderungen gewöhnen, denn bis zur Geburt wurde das Baby über die Nabelschnur versorgt. Da bekam es sozusagen alles schon von der Mutter verdaut, der Verdauungstrakt war weitestgehend inaktiv.
Welche Verdauungsprobleme bei Babys gibt es?
Spucken
Das Baby trinkt viel Milch in kurzer Zeit, manchmal sogar sehr gierig. Der Magenpförtner (Muskel), der den Magen zur Speiseröhre hin verschließt, ist noch nicht in der Lage, die viele Flüssigkeit sicher zurückzuhalten. Wenn das Baby in die Hose drückt, Bäuerchen macht, flach hingelegt wird oder vom heimkehrenden Papa freudig durch die Luft gewirbelt wird, kommt es schnell zum Spucken, dass heißt, ein Teil der Milch kommt einfach wieder heraus. Solange das Baby trotzdem gut an Gewicht zunimmt, ist das kein Problem (außer ein wachsender Wäscheberg…). Das Baby holt sich im Allgemeinen seine Menge, die es zum Sattwerden benötigt.
Blähungen
Oftmals schluckt das Baby beim hastigen, gierigen Trinken seiner Milchmahlzeit Luft mit herunter. Ebenso kommt es bei längeren Schreiattacken zum Verschlucken von Luft. Diese Luft wird anschließend durch ein oder mehrere Bäuerchen nach der Mahlzeit einfach wieder aus dem Körper befördert. Wenn ein Baby allerdings schlecht Bäuerchen macht, wandert die Luft im Verdauungstrakt weiter und gelangt in den Darm. Es entstehen Blähungen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Verdauung selbst. Manchmal hat die Stillende blähende Speisen zu sich genommen, auf die das Stillkind empfindlich reagiert.
Verstopfung
Stillkinder leiden weniger unter diesem Problem. Stillstuhlgang ist eher flüssig. Während Neugeborene noch in fast jeder Windel Stuhlgang haben, haben ältere Babys oft nur einmal pro Woche Stuhlgang. Das liegt daran, dass das Stillkind von seiner optimalen Nahrung fast alle Bestandteile verwerten kann, es bleibt einfach nicht viel übrig zum Ausscheiden. Flaschenkinder hingegen haben das Problem der Verstopfung tatsächlich öfter, denn die Verdauung der Milchnahrung variiert von Kind zu Kind. Durch das verwendete Pulver kann es durchaus zu festem Stuhlgang kommen, bei dem das Kind Probleme mit der Ausscheidung hat.
Kümmel als Heilpflanze
Kümmel ist ein bekanntes Küchengewürz mit verdauungsfördernder und entkrampfender Wirkung. Deshalb werden blähende Speisen wie Linsen, Kraut, frisches Brot u.ä oft mit Kümmel gewürzt. Pharmazeutisch verwendet werden die getrockneten Kümmelfrüchte sowie das aus den Kümmelfrüchten gewonnene Kümmelöl. Zur Anwendung kommt Kümmel als Arzneipflanze vor allem bei folgenden Beschwerden:
- bei Oberbauchschmerzen
- Sodbrennen
- Blähungen
- Völlegefühl
- Übelkeit und Erbrechen
- Säuglingskoliken
- Anregung der Milchbildung bei Stillenden
- Bekämpfung von Mundgeruch
Wie wirken Kümmelzäpfchen?
Kümmelzäpfchen enthalten Auszüge aus den Kümmelfrüchten (Samen). Zäpfchen gelangen durch die Verabreichung in den Enddarm sofort an den Ort seiner besten Wirkung. Innerhalb weniger Minuten wird das Zäpfchen von der Körperwärme aufgelöst und die Wirkstoffe des Kümmels können rasch zur Linderung der Beschwerden beitragen. Sie wirken vor allem krampflösend, blähungstreibend und verdauungsfördernd.
Wie werden Kümmelzäpfchen angewendet?
Bei Verdauungsbeschwerden des Babys wird ein halbes oder ein ganzes Kümmelzäpfchen in den Enddarm eingeführt. Dazu befeuchtet man das Zäpfchen mit etwas Wasser, um seine Gleitfähigkeit zu erhöhen. Dabei ist es empfehlenswert, das Zäpfchen mit dem stumpfen Ende zuerst einzuführen, denn das spitzere Ende kommt dann Richtung After zu liegen und übt nicht so einen unangenehmen Preßdrang aus – das Zäpfchen soll ja im Darm bleiben. Im Anschluss nehmen sie Ihr Baby auf den Arm und pressen die Pobacken für etwa 10 Minuten etwas zusammen. Auch so wird der Verbleib des Zäpfchens im Darm unterstützt.
Je nach Herstellerfirma variieren:
- Alter: Säuglinge unter einem Jahr, Kinder ab einem Jahr, ältere Kinder
- Menge: 1 Zäpfchen, ein halbes Zäpfchen (Teilung mit erhitztem Messer)
- Häufigkeit: bis 2-mal täglich, bis 3-mal täglich
Hinweis: Informieren Sie sich bitte unbedingt in der jeweiligen Packungsbeilage über Anwendungshinweise!
Weitere verdauungsfördernde Maßnahmen
Auch mit anderen Maßnahmen können Sie das Wohlbefinden Ihres Babys fördern beziehungsweise wiederherstellen:
- Fliegerhaltung (Bauchlage auf Unterarm der Eltern)
- Bauchlage (unter Beobachtung)
- Babygymnastik
- Nackt strampeln lassen
- Hockstellung (Beine anhocken im Liegen und rhythmisch etwas anpressen)
- Warmes Babybad
- Warmes Körnerkissen (Achtung: nicht zu heiß auf den Bauch legen)
- Fenchel-Anis-Kümmeltee (über Flasche, über Löffel oder über Muttermilch – Mutter trinkt den Tee)
- Bauchmassage mit Bauchmassage – Kümmelöl (Achtung: 100% reines Kümmelöl darf dabei nur verdünnt angewendet werden)
- Simeticon-Präparate (rein physikalisch wirkender Entschäumer – lösen die Luft im Bauch einfach auf)
Noch ein Wort zum Thema Bauchschmerzen
Als frischgebackene Eltern sollte man folgendes bedenken: Nicht nur an die Verdauung muss sich ein Baby erst gewöhnen. Auch alles andere in der Umgebung des Babys ist neu. Das Baby befindet sich also in einer permanenten Stress-Situation. Oftmals kann das Gehirn die vielen Eindrücke aufgrund seiner Unreife nicht verarbeiten. Das Kind reagiert unruhig, überreizt, findet nicht in den Schlaf, schreit wütend und strampelt wie verrückt. Diese Symptome werden oft auch als Bauchschmerzen interpretiert, obwohl diese tatsächlich gar nicht vorhanden sind. Und was soll das Kind anderes tun, um sein Unwohlsein zu deuten als Schreien und Strampeln?
Deshalb ist man als Elternpaar gut beraten, dem Kind einen orientierenden, sicheren Rahmen zu bieten. Dies schafft man am besten, wenn man die Signale des Kindes deuten lernt (Müdigkeit, Hunger, Langeweile, Neugierde…) und dem Baby angepasst dann einen sich wiederholenden Tagesablauf mit relativ festen Zeiten und Ritualen anbietet. Dadurch kann sich das Baby besser in seinem Alltag zurechtfinden. Und auf zusätzliche Reize wie Besuche, Spielgruppen, Beikost-Einführung, laute Umweltgeräusche (Baumaßnahmen, Silvesterböller, Hundegebell…) oder „nervige“ Geschwisterkinder kann es viel entspannter reagieren, denn für deren Verarbeitung und Lernimpulse sind dann Reserven des Gehirns vorhanden.
Hinweis: Also denken Sie bitte nicht immer gleich an Bauchschmerzen: Das ganze Körpersystem des Kindes ist auf ein Leben und Aufwachsen außerhalb des Mutterleibes ausgerichtet, nur eben nicht auf unseren heutigen stressbelasteten Lebensstil.
Quellen:
https://www.netdoktor.de/heilpflanzen/kuemmel/
https://www.walaarzneimittel.de/de/arzneimittel/carum-carvi-saeuglingszaepfchen-kuemmelzaepfchen-baby.html
https://www.paedia.de/wp-content/uploads/pb-carum-carvi.pdf
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/01/15/homoeopathische-kuemmelzaepfchen-fuer-neugeborene
https://medikamio.com/de-de/medikamente/carum-carvi/pil
https://www.netdoktor.de/medikamente/simeticon/