In diesem Artikel
Kopfläuse sind leider ein weitverbreitetes, aber ungefährliches Übel. Und keinesfalls sind sie ein Anzeichen für Hygieneprobleme. Gerade in den Monaten September und Oktober haben die kleinen Krabbeltiere Hochsaison auf den Köpfen unserer Kinder. Besonders betroffen sind Kinder in der Altersgruppe zwischen 5 und 13 Jahren. Wie man sie ganz schnell wieder los wird, erfahren Sie im folgenden Text.
Tipp: Sie wissen nicht, ob es sich bei den kleinen Insekten um Kopfläuse oder andere Parasiten handelt? In unserem Beitrag: „Kopfläuse erkennen: wie sehen Kopfläuse aus?“ erfahren Sie wie Kopfläuse aussehen.
Wie können Kopfläuse richtig behandelt werden?
Um Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) erfolgreich zu behandeln, stehen zahlreiche Mittel zur Verfügung:
- Chemische Behandlungsmethoden
- Physikalische Behandlungsmethoden
- Mechanische Behandlungsmethoden
- Alternative Behandlungsmethoden
für Kinder bis 12 Jahre gibt es Läusemittel auf Rezept.
1. Chemische Mittel
Pyrethroide sind Insektizide mit neurotoxischen Eigenschaften:
Wirkstoffe wie Pyrethrum (Extrakt aus Chrysantemenblüten) oder deren künstlich hergestellte Varianten Permethrin und Allethrin greifen in das Nervensystem der Läuse ein und töten sie innerhalb von 30 min ab. Alle zugelassenen Arznei- und Medizinprodukte zur Behandlung von Kopfläusen werden als für den Menschen unbedenklich eingestuft. Der Wirkstoff Lindan hingegen wurde als schädlich bewertet und ist deshalb seit 2008 verboten.
Beispiele:
- Infecto Pedicul,
- Jacutin Pedicul Spray.
Vorteile:
- Sie sind schnell und sicher wirksam.
Nachteile:
- Chemische Mittel haben eine neurotoxische Wirkung auf die Läuse (giftig für deren Nervensystem). Viele Menschen hegen deshalb Bedenken bei der Anwendung dieser Mittel. Die Wirkstoffe werden aber nur in sehr geringem Maß von der Kopfhaut des Menschen aufgenommen, verstoffwechselt und auf natürliche Weise ausgeschieden, sodass bei korrekter Anwendung die Mittel ungefährlich sind. Babys unter einem Jahr, Schwangere und Stillende dürfen jedoch sicherheitshalber nicht mit diesen chemischen Mitteln behandelt werden!
- Allergiegefahr
- Bildung von Resistenzen möglich
- Nebenwirkungen bei unsachgemäßer Anwendung möglich (Schleimhautreizungen, Hustenreiz, Reizungen der Kopfhaut)
- Kopf nicht der prallen Sonne aussetzen
- nicht föhnen
2. Physikalische Mittel
Dimeticonpräparate sind Läusemittel auf Silikonölbasis
Das fluide Silikonöl dringt in die seitlichen Atemlöcher der Läuse ein und erstickt sie auf diese Weise. Allerdings benötigt dieser Vorgang etwas Zeit (Einwirkzeit verlängert). Kinderärzte empfehlen zunehmend diese Art Läusemittel, weil sie völlig ungiftig sind.
Beispiele:
- Nyda L,
- JacutinPedicul Fluid
Vorteile:
- Ungiftig
- rein physikalische Wirkung
- keine Resistenzen bekannt
- in Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kleinkindern anwendbar
- keine Allergiegefahr
Nachteile:
- Feuergefahr – Haare während der Behandlung von Zigaretten, Kerzen, Gasboilern und anderen heißen Wärmequellen (Haartrockner, heißer Föhn) fernhalten
- längere Einwirkdauer (mindestens 1 Stunde)
3. Mechanische Mittel
Läusekamm mit extra schmalem Zinken-Abstand
Das Auskämmen der Läuse ist eine sehr aufwendige Prozedur. Eine aufgetragene Pflegespülung verhindert das Wegrennen der Läuse. Dann wird Haarsträhne für Haarsträhne mit dem Läusekamm gründlich durchgekämmt. Die Läuse bleiben in den engstehenden Zinken hängen und werden so aus dem Haar entfernt. Allerdings ist diese Methode als alleinige Anwendung nicht so erfolgreich. Deshalb wird empfohlen, die Methode des feuchten Auskämmens mit einer chemischen oder physikalischen Behandlung der Kopfläuse zu kombinieren. Der Läusekamm dient außerdem zur (Erfolgs)Kontrolle auf Kopflausbefall. Der Läusekamm ist nach einer Behandlung gründlich zu reinigen (Seifenwasser).
Bug Busting Methode: tägliches Auskämmen der feuchten Haare mit einer Pflegespülung und dem Läusekamm für zwei Wochen lang
Vorteile:
- keine Wirkstoffe enthalten
- oft wiederholbar
Nachteile:
- unzuverlässige Entfernung der Kopfläuse
- zeitaufwendig (Geduldsprobe für Kind und Eltern)
- 2 mal pro Woche wiederholen
4. Alternative Behandlungsmethoden
Alternative Behandlungsmethoden beinhalten zwar meistens rein pflanzliche oder natürliche Zutaten, aber sie sind nicht unbedingt nebenwirkungsfrei. Haarschädigung, Hautreizungen und Allergien sind möglich. Außerdem gibt es für kaum ein Produkt einen wissenschaftlichen Nachweis über deren Wirksamkeit bezüglich Läusebekämpfung.
Hausmittel
Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen oder sogar gefährlich.
- Essigwasser: 1 Teil Essig auf 2 Teile lauwarmes Wasser, Haare mehrmals spülen, 10 – 15 Minuten einwirken lassen, ausspülen, mit Läusekamm auskämmen, Haarschädigung möglich
- Apfelessig: 2 – 4 EL Essig in eine Tasse Wasser geben, Haare und Kopf einreiben, eintrocknen lassen und nicht ausspülen bis zur nächsten Haarwäsche, Haarschädigung möglich
- Mayonnaise-Packung oder Vaseline-Packung: Haare gründlich und reichlich einfetten, Duschhaube oder Handtuchpackung darüber ziehen, über Nacht einwirken lassen, ausspülen, mit Läusekamm auskämmen
- Hausmittel-Läusepackung: 0,5l Milch, 2 Flaschen Bier, 3 Eier, 2 EL Essig und Saft von 2 Zitronen gut mischen, auf Kopf verteilen, 30 Minuten einwirken lassen, gut ausspülen,
Auskämmen mit Läusekamm
- Hitze durch Föhn/Trockenhaube: Verbrennungsgefahr, nicht wirksam
- Hitze durch Sauna: nicht wirksam, trägt eher zur Verbreitung der Läuseplage bei
- Schwefel-Eucerin-Lösung (Apotheke): in Kopf einmassieren, Handtuchpackung um den Kopf wickeln, 1 Stunde einwirken lassen, mit Läusekamm auskämmen
Pflanzliche Öle
Öle wirken oftmals nicht, weil ihnen die entsprechenden Fließeigenschaften vom Silikonöl fehlen. Sie verschließen die Atemwege der Läuse deshalb nicht dicht genug. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht bewiesen.
- Rizinusöl
- Sojaöl
- Kokosöl
- Olivenöl
Anwendung: Öle anwärmen, gut auf Haare und Kopfhaut verteilen, über Nacht einwirken lassen (Duschhaube oder Handtuchpackung), mit Läusekamm auskämmen, Haare waschen.
Naturheilkunde
Bitte suchen Sie eine Naturheilpraxis auf!
- Homöopathie: zum Beispiel Graphites, Ledum, Sabadilla und Staphisagria
- Bachblüten: zum Beispiel „Crab Apple“ (Nr. 10)
Ätherische Öle
Achtung Allergiegefahr!
- Citronella, Lavendel, Rosmarin, Geranie oder Eukalyptus
Anwendung: Je 2 Tropfen des ätherischen Öles mit Soja- oder Kokosöl mischen, Duschhaube oder Handtuchpackung darüber, 1 Stunde einwirken lassen, Haare waschen, mit Läusekamm auskämmen
oder
10 Tropfen Eukalyptus-, 10 Tropfen Lavendel- und 5 Tropfen Geranienöl mit 50 Milliliter Wildrosenöl vermengen, Mischung in Haare einmassieren, mehrere Stunden einwirken lassen, auswaschen, mit einem Läusekamm auskämmen
Teebaumöl
Anwendung: 10 Tropfen des Teebaumöls in das übliche Shampoo mischen (auf der Hand), Haar einschäumen, 10 Minuten einwirken lassen, ausspülen, mit Läusekamm auskämmen
Achtung:
- nicht in Kontakt mit Augen und Schleimhäuten bringen
- nicht in Kombination mit homöopathischen Mitteln verwenden
Neemöl (aus Samenkernen des Neembaumes) – bekannt aus der ayurvedischen Medizin

Anwendung: der Flasche Haarshampoo ein bis zwei Teelöffel Neemöl untermischen und schütteln, Haare einschäumen, 10 Minuten einwirken lassen, ausspülen
Achtung: Das dürfen Sie nicht!
- in Kontakt mit Augen Schleimhäuten bringen,
- bei Kinderwunsch anwenden (kontrazeptive Eigenschaften)
- bei Kindern unter 4 Jahren verwenden (Nebenwirkungen nicht ausreichend erforscht)
Lavendelöl vorbeugend (wenn jemand in Klasse Läuse hat, aber eigenes Kind noch nicht):
Anwendung: Lavendelöl hinter den Ohren und im Nacken mit Lavendelöl auftragen
Was ist das Mittel der Wahl zur Behandlung von Kopfläusen?
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zur Behandlung bei Kopflausbefall ein chemisches oder physikalisches Läusemittel in Kombination mit der Technik des feuchten Auskämmens mit einem geeigneten Läusekamm.
Behandlungsschema lt. Robert-Koch-Institut
1. Tag: chemisches oder physikalisches Läusemittel anwenden, anschließend das Auskämmen des feuchten Haares mit Läusekamm durchführen
5. Tag: wiederholtes Auskämmen des feuchten Haares mit Läusekamm
9. Tag: Erneute Behandlung des Kopfes mit dem chemischen oder physikalischen Läusemittel
13. Tag: Läusekontrolle durch feuchtes Auskämmen mit Läusekamm
17. Tag: Läusekontrolle durch feuchtes Auskämmen mit Läusekamm
Anwendungsfehler unbedingt vermeiden!
Um eine Behandlung gegen Kopfläuse erfolgreich durchführen zu können, sind Anwendungsfehler unbedingt zu vermeiden. Die Hinweise der jeweiligen Verpackungsinformationen oder von Arzt/Apotheker sind auf jeden Fall einzuhalten! Wichtig sind:
- Einhalten der Einwirkzeit
- Verwendung einer ausreichenden Menge des Läusemittels
- Gleichmäßiges Auftragen auf dem gesamten Kopf
- Wiederholung der Behandlung laut Schema oder Packungsbeilage
- Verwendung eines geeigneten Läusekammes
Ergänzende Schritte
Primär ist immer die Behandlung des von Kopfläusen Befallenen angezeigt. Um eine Weiterverbreitung oder Wiederansteckung nach Behandlung zu vermeiden, sind ergänzende Schritte angezeigt:
- Schlafanzüge, Bettwäsche, Handtücher, Leibwäsche und Kleidung wechseln/waschen
- Mützen, Schals und weitere Gegenstände, auf die Kopfläuse gelangt sein könnten (Helme, Plüschtiere, Sofakissen…) für 2 – 3 Tage in einer verschlossenen Plastiktüte aufbewahren – ohne Nahrung sind die Läuse nach 48 –55 Stunden alle abgestorben.
- Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und Haargummis mit Seifenlösung reinigen
- eigener Kamm für jedes Familienmitglied
- Fingernägel kürzen (Kratzwunden reduzieren)
Ist ein großer Hausputz zur Bekämpfung von Kopfläusen notwendig?
Ein großer Hausputz mit Teppichreinigung, Sofadesinfektion, Waschen aller Sitzkissen und Kuscheldecken… ist nicht notwendig. Ersten fallen Läuse selten irgendwo herab (sie klammern sich sehr im Haar fest), zweitens verhungern die Läuse, wenn sie nicht alle sechs Stunden Blut von einem menschlichen Wirt saugen können. Der Einsatz von Insektizid-Sprays ist nicht notwendig.
Wann muss man wegen Kopflausbefall zum Arzt?
- In Schwangerschaft und Stillzeit
- Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter
- Bei massiven Kratzspuren auf der Kopfhaut (Läusemittel-Wirkstoff kann ins Blut gelangen und unerwünschte Wirkungen auslösen)
- wenn Erkrankungen der Haut/Kopfhaut bekannt sind (zum Beispiel vorbestehende Ekzeme)
- Bei bekannten Allergien auf Chrysanthemen oder chemische Substanzen
- Wenn der erste Behandlungsversuch gescheitert ist
- Bei einer Superinfektion der Kopfhaut (entzündete Wunden)
Also: wenn Sie das nächste Mal mit den kleinen Plagegeistern konfrontiert werden, verfallen Sie nicht in Panik. Sie wissen ja, was zu tun ist (Kopf behandeln) und was nicht unbedingt notwendig ist (großer Hausputz).
Quellen:
https://www.heilpraxisnet.de/hausmittel/hausmittel-gegen-laeuse.html
https://www.nyda.de/nyda/anwendung-schwangerschaft-babyzeit
http://www.pediculosis-gesellschaft.de/html/anerkannt.html
https://www.welt.de/wissenschaft/article4882949/Kopflaeuse-Viele-Massnahmen-sind-voellig-nutzlos.html
https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/info_kopflaeuse_pdf/uebersicht-Was-tun-bei-Kopflausbefall.pdf
https://www.laeuse.de/Kopflaeuse-behandeln/
https://www.kopflaus.info/erkennen-behandeln-vorbeugen/
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Kopflausbefall.html#doc2374556bodyText15
https://www.apotheken-wissen.de/laeuse-natuerlich-bekaempfen/
https://www.laeuse-kopflaeuse.de/auswirkungen-laeusemittel