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Seit einigen Tagen oder Wochen fällt Ihnen auf, dass sich Ihr Kind ständig die Augen reibt. Erst dachten Sie, Ihre Tochter oder Ihr Sohn sei einfach müde. Jetzt tritt das Augenreiben aber zu allen Tageszeiten auf und Sie sind sich nicht sicher, ob vielleicht eine Augenkrankheit oder eine Sehschwäche die Ursache sein könnte. Gehen Sie am besten zunächst zum Kinderarzt. Er wird die Augen untersuchen und Ihr Kind bei Bedarf an einen Augenarzt überweisen.
Die infektiöse Bindehautentzündung oder Konjunktivitis
Sind die Augen rot und beobachten Sie zusätzlich verklebte Wimpern und einen gelblichen Ausfluss, hat der kleine Patient wahrscheinlich eine bakterielle Bindehautentzündung. Sie kann zusammen mit einer Erkältung oder alleine auftreten. Besonders bei Kleinkindern greift eine Konjunktivitis schnell von einem Auge auf das andere über, wenn sich das betroffene Kind die Augen reibt. Der Kinderarzt behandelt die Bindehautentzündung mit desinfizierenden oder antibiotischen Augentropfen und nach circa zwei Tagen geht es den Augen wieder gut. Eine Bindehautentzündung kann auch von Viren ausgelöst werden. In diesem Fall hilft kein Antibiotikum. Ansteckend sind beide Formen der Erkrankung.
Tipp: Weitere Informationen über eine Bindehautentzündung bei Kindern können Sie in den Beitrag „Bindehautentzündung: wie lange ist sie ansteckend?“ nachlesen!
Die allergische Bindehautentzündung
Hat Ihr Kind im Frühling oder Sommer gerötete, stark juckende Augen, kann es sich um eine Pollenallergie handeln. Wiederholtes Reiben der Augen verschlimmert die Symptome zusätzlich. Der Kinderarzt kann antiallergische Augentropfen oder Tabletten verschreiben. Kühlen Sie die Augen Ihres Kindes zusätzlich mit feuchten Kompressen und versuchen Sie, den auslösenden Blüten so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, bis die Saison vorbei ist.
Tipp: Reibt sich Ihr Kind nach dem Arbeiten am Computer oder nach dem Fernsehen die Augen? Das irritierende Brennen kann davon kommen, dass die Augen durch zu wenige Lidschläge trocken werden. Befeuchtende Augentropfen oder ein feuchter Waschlappen auf den Augenlidern können Linderung verschaffen.
Wenn eine Sehschwäche bei Ihrem Kind vorliegt
Tragen Sie oder Ihr Partner eine Brille? Kinder, die sich die Augen reiben, leiden nicht immer an akuten Augenkrankheiten. Es kann auch ein Sehfehler vorliegen. In Deutschland sind circa 30 Prozent der Kinder im Schulalter betroffen. Weitere Symptome, die einen Besuch beim Augenarzt notwendig machen, sind:
- rasches Ermüden beim Lesen oder Malen
- auffällige Tollpatschigkeit
- Zittern eines oder beider Augen
- eine weiße oder graue Pupille
- eine getrübte Hornhaut
- starke Blendempfindlichkeit
- gerötete Bindehäute
- ein hängendes Lid
Eine rechtzeitige Diagnose kann Ihr Kind vor Folgeschäden schützen. Die Versorgung mit einer Brille kann die Ausbildung der vollen Sehschärfe im Erwachsenenalter sowie das dreidimensionale Sehen ermöglichen.
Weitsichtige Kinder
Kleinkinder sind von Natur aus leicht weitsichtig. Ihre Linsen sind aber noch sehr weich und biegsam und ermöglichen so ein scharfes Bild auch in der Nähe. Kinder mit einer krankhaften Weitsichtigkeit (Hyperopie) müssen sich anstrengen, um in der Nähe scharf zu sehen. Daher reiben sie sich häufig die Augen, leiden an Kopfschmerzen oder beginnen zu schielen. Der Augenarzt vermisst die genaue Sehkraft der Augen und wartet zunächst ab, ob sich beim nächsten Wachstumsschub die Sehkraft normalisiert oder er verordnet bei Bedarf eine Brille.
Kurzsichtige Kinder
Kinder, die an einer Kurzsichtigkeit (Myopie) leiden, sehen in der Nähe scharf, aber weiter weg nur verschwommen. Dieser Sehfehler ist erblich und fällt häufig erst in einem Alter von sechs bis acht Jahren durch ständiges Augenreiben und Kopfschmerzen auf. Der Augenarzt vermisst auch hier die Sehkraft der Augen und verordnet eine Brille. Achten Sie darauf, wie sich Ihr Kind im Straßenverkehr verhält und dass es seine Brille regelmäßig trägt.
Kinder mit Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Ist die transparente Hornhaut, die das Auge vorne bedeckt, von Geburt an uneben, kann Ihr Kind Punkte nur als Striche wahrnehmen. Das ganze Bild ist sozusagen krumm. Da das kindliche Gehirn diesen Sehfehler über lange Zeit ausbügeln kann, fällt er häufig erst spät auf. Eine Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt oder Augenarzt kann die Hornhautverkrümmung frühzeitig feststellen. Mit einer Brille kann auch diese Sehschwäche korrigiert werden, um Ihrem Kind eine normale Entwicklung zu ermöglichen.
Kinder, die schielen (Strabismus)
Der auffälligste Sehfehler bei Kindern ist wohl das Schielen. Hier weicht ein Auge zur Nase hin oder seitlich ab, weil die Augenmuskeln nicht balanciert arbeiten. Eventuell liegt auch eine deutliche Weitsichtigkeit vor, die noch nicht behandelt wird oder die Sehkraft der Augen unterscheidet sich erheblich. Das kindliche Gehirn verarbeitet die Bilder des schielenden Auges einfach nicht, um Doppelbilder zu vermeiden. So besteht die Gefahr, dass das Auge schwachsichtig wird, was im Erwachsenenalter nicht mehr zu beheben ist. Eine Behandlung des Schielens in den ersten Lebensjahren bietet gute Chancen für Ihr Kind. Mit einer Brille und eventuell einem regelmäßigen Abkleben des stärkeren Auges, um das schielende Auge zu fordern, kann der Augenarzt helfen.
Eine Neurodermitis der Gesichtshaut
Ein weiterer Grund für häufiges Reiben der Augen kann eine Neurodermitis der Augenlider und der Gesichtshaut sein. Die betroffenen Kinder juckt es fürchterlich und die trockene Haut kann schuppen und spannen. Bei Ihrem Kinderarzt oder beim Hautarzt erhalten Sie Salben und eventuell Tropfen oder Tabletten, die die Haut pflegen und den quälenden Juckreiz stillen können.
Quellen:
– Katharina Mendius, Susanne Schuett, Siegfried Priglinger; Sehstörungen bei Kindern: Visuoperzeptive und visuokognitive Störungen bei Kindern mit CVI; Springer Verlag; Heidelberg 2012
– Anselm Kampik, Augenärztliche Diagnostik: 7 Tabellen, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2003