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Ein schwerer und anhaltender Jodmangel lässt sich am einfachsten an der Schilddrüse feststellen. Die schmetterlingsförmige Hormondrüse, die sich unterhalb des Kehlkopfes am Hals befindet, übernimmt Aufgaben, die direkt mit der Jodzufuhr zusammenhängen.Zum einen speichert die Schilddrüse das wichtige Spurenelement, zum anderen bildet sie auf dieser Basis jodhaltige Hormone. Dazu zählen Triiodthyronin, Thyroxin und Calcitonin.
Jodmangel
Nimmt der Mensch nicht genug Jod über die Ernährung auf, leeren sich die Jodspeicher und die Drüse kann nicht mehr genug Hormone produzieren. Dann ist der Hormonstoffwechsel gestört, was zu diversen Folgesymptomen wie einem Kropf (vergrößerte Schilddrüse) führen kann. Ein Kropf und andere Drüsenveränderungen wie Knoten lassen sich gut ertasten. Ob die Schilddrüse aber darüber hinaus ordnungsgemäß arbeitet und ausreichende Mengen des Spurenelements zur Verfügung hat, können Sie nur über eine Blutuntersuchung feststellen lassen. Bei einem Jodmangel kann es langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, die sich durch einen deutlichen Leistungsabfall bemerkbar macht. Das Gegenteil ist die Schilddrüsenüberfunktion. Sie kann unter anderem das Resultat einer vorhergehenden Schilddrüsenunterfunktion und einer plötzlich erhöhten Jodzufuhr sein und äußert sich zum Beispiel durch Herzrhythmusstörungen oder Nervosität.
Jodbedarf
Jeder erwachsene Mensch sollte pro Tag etwa 180 bis 200 Mikrogramm (µg) aufnehmen. Die maximale Jodmenge, die Erwachsene pro Tag nicht überschreiten sollten, beträgt 500 µg.
Wer | Bedarf in µg |
Säuglinge (0 bis unter 4 Monate) | 40 |
Säuglinge (4 bis unter 12 Monate) | 80 |
Kinder (1 bis unter 4 Jahre) | 100 |
Kinder (4 bis unter 7 Jahre) | 120 |
Kinder (7 bis unter 10 Jahre) | 140 |
Kinder (10 bis unter 13 Jahre) | 180 |
Jugendliche und Erwachsene (13 bis unter 51 Jahre) | 200 |
Erwachsene (ab 51 Jahre) | 180 |
Schwangere | 230 |
Stillende | 260 |
Quelle: Das Buch „Die Nährwerttabelle“ der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Den meisten Menschen gelingt es nicht ohne Kontrolle ihrer Ernährung, diese Menge aufzunehmen. Es lohnt sich daher, sich genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen. In unserer folgenden Tabelle nennen wir Ihnen den Jodgehalt von zwölf jodhaltigen Nahrungsmitteln.
Zwölf jodhaltige Lebensmittel
Beachten Sie bitte, dass die folgenden Angaben nur ungefähre Werte der jodhaltigen Nahrungsmittel wiedergeben. Zum Teil können die tatsächlichen Angaben erheblich abweichen. Die Gründe dafür finden Sie im darauffolgenden Absatz.
Nahrungsmittel | Jodgehalt in µg/100g | Verzehrmenge in g um 200µg Jod zuzuführen |
Fisch und Meeresfrüchte | ||
Schellfisch | 243 | 82 |
Köhler-Seelachs | 200 | 100 |
Thunfisch | 50 | 400 |
Garnelen | 130 | 153 |
Miesmuscheln | 130 | 153 |
Milchprodukte und Käse | ||
Milch und Milchprodukte | 10 – 15 | 2000 – 1333 |
Hartkäse | 40 – 80 | 500 – 250 |
Schnittkäse | 10 – 30 | 2000 – 666 |
Mineralische und pflanzliche Lebensmittel | ||
Jodiertes Speisesalz | 1.500 – 2.500 | 13 – 8 |
Spinat | 12 | 1666 |
Roggenbrot | 8,5 | 2352 |
Meeresalgen, Seetang und andere (Trockengewicht) | je nach Art 500 – 1.000.000 | 40 – 0,02 |
Nori-Alge | 5.000 bis 8.000 | 4 – 2,5 |
Quellen: Tabellen Der Jodgehalte von Dr. Thomas Winkler; Das Buch „Die Nährwerttabelle“ der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Schwankungen des Jodgehaltes
Wie viel Mikrogramm des wertvollen Spurenelements jodhaltige Nahrungsmittel tatsächlich enthalten, lässt sich kaum exakt angeben. Denn der Jodgehalt von Lebensmitteln hängt immer auch von äußeren Bedingungen ab. Klar ist: Jod kommt hauptsächlich in Böden, Gesteinen, Fließgewässern und Meeren vor. Als besonders jodhaltig gelten die Meere. Seefisch und andere Meereslebewesen weisen daher einen sehr hohen natürlichen Jodgehalt auf. Für die deutsche Landwirtschaft gilt, dass küstennahe Böden etwas jodhaltiger sind als küstenferne Böden. In Schleswig-Holstein lässt sich also mehr Jod im Boden nachweisen als etwa in Bayern. Dennoch gelten Deutschlands Böden insgesamt als äußerst jodarm.
Tipp: Wenn Sie den Jodgehalt eines Produktes genau wissen möchten, lohnt sich – falls vorhanden – ein Blick auf die Nährwerttabelle auf der Verpackung. Bei Gemüse gibt die Herkunft grobe Anhaltspunkte.
In der Milchwirtschaft werden teilweise gezielt jodierte Futtermischungen gefüttert. Das heißt, dass auch Milchprodukte einen höheren Jodgehalt aufweisen können. Allerdings sollten Sie hierbei beachten, dass die tatsächliche Jodmenge nicht von Verbänden vorgeschrieben wird. Bauern entscheiden also selbst, wie viel Jod sie dem Futter beimengen. In der Bio-Landwirtschaft ist das Futter grundsätzlich weniger jodhaltig als in der konventionellen. Darüber hinaus können weitere Faktoren den Jodgehalt in Milchprodukten beeinflussen: So werden Euter von Milchkühen zum Teil mit jodhaltigen Desinfektionsmitteln behandelt.
Die Geschichte des Jodmangelgebietes Deutschland
Ende des 20. Jahrhunderts fiel auf, dass die Bevölkerung in Deutschland wegen des geringen Jodgehalts in deutschen Ackerböden viel zu wenig Jod zu sich nimmt. Der Mangel zeigte bereits deutliche Symptome: Es kam bei vielen Deutschen zu mangelbedingten Veränderungen der Schilddrüse, zum Beispiel in Form eines Kropfes oder einer Knotenbildung. Seit 1990 wird daher einem Teil der Speisesalz-Produktion Jod beigemengt, weil sich die Jodversorgung dadurch stark vereinfachen ließ. Reines Salz ist von Natur aus nicht jodhaltig.
Vegetarier und Veganer
Bei pflanzlichen Nahrungsmitteln bestimmt der Jodgehalt des Bodens darüber, wie viel Mikrogramm des Spurenelements die Pflanzen während des Wachstums aufnehmen können. Da die deutschen Böden im Allgemeinen nur geringfügig jodhaltig sind, lohnen sich pflanzliche Lebensmittel weniger, um seine eigenen Jodspeicher ausreichend aufzufüllen. Sind Sie Vegetarier, kommt es darauf an, ob Sie sich regelmäßig mit ausreichenden Mengen Fisch oder Milchprodukten versorgen möchten. In jedem Fall sollten Sie möglichst oft wie alle anderen Deutschen zu jodiertem Speisesalz greifen.
Ernähren Sie sich nicht nur vegetarisch, sondern sogar vegan, fallen durch den konsequenten Verzicht auf Milchprodukte und Fisch einige der wertvollsten Jodquellen weg. Es ist für Veganer wichtig, dass sie deshalb besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr mit jodiertem Speisesalz achten. In einer rein pflanzlichen Ernährung erweisen sich vor allem Algen als hervorragende Jodquelle. Diese sollten aber außerordentlich sparsam und nur selten gegessen werden, da sie zum Teil extrem hohe Jodmengen enthalten. Greifen Sie möglichst nur zu Algen mit einem moderaten Jodgehalt, wie der Nori-Alge. Essen Sie nie mehr als wenige Gramm pro Tag.
Quellen:
https://www.forum-schilddruese.de/schilddruese-allgemein/jod-und-schilddruese
https://jodmangel.de/2016/jodgehalt-in-biomilch-und-milchprodukten/
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/oft-zu-viel-jod-in-meeresalgen-8540