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Statt von einer Parodontose spricht der Zahnarzt in der Regel von einer Parodontitis. Die bakterielle Erkrankung betrifft in den meisten Fällen Erwachsene. Nach einem schleichenden Beginn schreitet die Entzündung des den Zahn umgebenden Knochens und Gewebes unbehandelt fort, bis der betroffene Zahn im Extremfall ausfällt. Aggressive Formen der Parodontitis können bereits die Milchzähne betreffen oder im Gebiss von Jugendlichen auftreten. Schneidezähne und große Backenzähne sind besonders häufig von den ansteckenden Keimen und einer sogenannten lokalisierten aggressiven Parodontitis befallen.
Was ist eine Parodontitis?
Das menschliche Gebiss wird vom sogenannten Zahnhalteapparat gehalten, bestehend aus
- Bindegewebe,
- Zahnfleisch sowie
- Teilen des Kieferknochens.
Entsteht durch eine nicht ausreichende Mundhygiene Zahnbelag an den Zähnen und am Zahnfleischsaum, können sich dort Bakterien der Mundflora vermehren. Hat im Vorfeld eine Ansteckung stattgefunden, gehören auch die Auslöser der Parodontose zu dieser Flora. Die Krankheitserreger bilden Giftstoffe, die eine Entzündung des Zahnfleischs auslösen können. Das Zahnfleisch schwillt an, sodass Ihr Kind mit seiner Zahnbürste immer schlechter an den Zahnbelag herankommt.
Jetzt können zwischen dem Zahn und dem Zahnfleisch Taschen entstehen, die den gefährlichen Bakterien optimale Lebensbedingungen bieten. Das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren und zerstört dabei leider den Zahnhalteapparat. Betroffene Zähne ragen immer weiter aus dem Zahnfleisch hervor, lockern sich nach und nach und fallen ohne rechtzeitige Behandlung aus.
Typische Keime im Mund eines Patienten mit Parodontose sind:
- Porphyromonas gingivalis
- Fusobacterium nucleatum
- Tannerella forsythensis
- Treponema denticola sowie
- Aggregatibacter actinomycetem-comitans
Träger der Bakterien sind für Menschen in ihrer Umgebung immer ansteckend, auch wenn sie selbst nicht offensichtlich krank sind. Die Infektion kann zum Beispiel beim Küssen erfolgen oder bei der gemeinsamen Benutzung von Besteck. Selbst nach einer gründlichen Zahnsanierung und Behandlung einer Parodontitis ist eine Ansteckung nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen, da die Bakterien auch mit einem Antibiotikum nur schwer zu beseitigen sind.
Tipp: Nehmen Sie nie den Schnuller Ihres Babys in den Mund und teilen Sie kein Besteck mit Ihrem Kind, um eine eventuelle Weitergabe Ihrer eigenen Parodontitis-Erreger zu vermeiden.
Risikofaktoren für eine Parodontose bei Kindern
Bei gesunden Kindern und Jugendlichen tritt in seltenen Fällen die lokalisierte aggressive Parodontitis der Schneidezähne und der ersten großen Backenzähne auf. Ein erhöhtes Risiko an einer Parodontose zu erkranken tragen jedoch Kinder mit
- Down-Syndrom,
- rheumatoider Arthritis,
- Diabetes mellitus Typ 1 oder
- Zahnentwicklungsstörungen.
Die Erkrankung tritt außerdem familiär gehäuft auf. Ob die Gene dahinterstecken oder eine schlechte Zahnhygiene ist noch nicht abschließend untersucht.
Parodontitis bei Kindern vorbeugen
Ein ganz wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Parodontose ist eine sorgfältige Zahnhygiene. Gewöhnen Sie Ihr Kind deshalb ab dem ersten Milchzahn daran, mindestens zweimal täglich für zwei bis drei Minuten seine Zähne zu putzen. Kleine Motivationshelfer unterstützen Sie dabei:
- Apps für Tablet oder Handy mit Bewegungssensor für die Zahnbürste (zum Beispiel Playbrush)
- Sanduhr zur Bestimmung der Putzzeit
- elektrische Zahnbürste für Kinder
- Kinderzahnpasta mit ansprechendem Geschmack
- Zahnseide für Kinder mit handlichem Griff
Quellenangaben:
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009.
Michael J. Lentze, Jürgen Schaub, Franz-Josef Schulte, Jürgen Spranger; Pädiatrie: Grundlagen und Praxis; Springer Verlag, Heidelberg 2013.