Geliermittel Carrageen E407: Was ist das? Ist es schädlich?

In unzähligen Supermarkt-Produkten können Sie Carrageen E407 in der Zutatenliste entdecken. Was hat es damit auf sich? Hier erfahren Sie, ob Carrageen schädlich ist, in welchen Produkten es Anwendung findet und welche Alternativen der Markt bietet.

chemische Formel Carrageen E407

In diesem Artikel

Carrageen zählt zu den Gelier- oder Verdickungsmitteln. Es handelt sich um eine Gruppe langkettiger Kohlenhydrate, wobei nur besonders große Moleküle aus der Gruppe in Lebensmitteln zur Anwendung kommen. Die Industrie nutzt den Stoff in erster Linie, um eine gelartige oder zähflüssige Konsistenz zu erzielen. In den Zutatenlisten der Produkte ist manchmal auch von einem Stabilisator die Rede.

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Carrageen E407

Statt Carrageen E407 gibt es weitere mehr oder weniger geläufige Bezeichnungen in Zutatenlisten. Einige von ihnen sind:

  • Carrageenan (englisch)
  • Carragaheen
  • Karragheen, Karrageen
  • Fucelleran

Gewinnung von Carrageen E407

Carrageen wird vollständig aus Rotalgen wie Irisch Moos oder Euchema-Arten gewonnen. Natürlicherweise kommen diese Algen in den Meeren gemäßigter Zonen vor, zum Beispiel in der Ostsee. Für die industrielle Nutzung werden die Wasserpflanzen hauptsächlich in Aquakulturen angebaut. Das Carrageen befindet sich in den Zellwänden der Algen. Um es zu gewinnen, setzt die Industrie ein bestimmtes Verfahren ein.

Die Algen werden nach der Ernte zunächst gewaschen, anschließend für bis zu 48 Stunden in einer Lauge gekocht. Danach wird das Carrageen durch mechanische Maßnahmen wie Filtern oder Pressen und unter Einsatz von Alkohol oder anderen Chemikalien aus der Lösung gewonnen. Das reine Carrageen muss anschließend nur noch getrocknet und gemahlen werden. Insgesamt handelt es sich bei Carrageen also nicht um einen synthetischen, sondern um einen natürlichen Stoff.

Lebensmittel, die häufig Carrageen enthalten

Enthält ein in der EU verkauftes Lebensmittel Carrageen, muss es entsprechend gekennzeichnet werden. Laut europäischer Ökoverordnung dürfen auch Bio-Produkte Carrageen enthalten. Einige Bio-Verbände verzichten aber bewusst darauf. Bei den typischen E407-haltigen Lebensmitteln handelt es sich um:

  • Milchprodukte und -erzeugnisse (Dickmilch, Schoko-Drinks, (Sprüh-)Sahne, Trockenmilch, Pudding, Puddingpulver, Desserts, Eiscreme, …)
  • Saucen
  • Ketchup
  • Fertigsuppen
  • diverse Süßigkeiten
  • Diät- und Light-Produkte
  • Marmeladen
  • Wurstwaren
  • Babynahrung
  • Kosmetika (z.B. Zahnpasta)

Lebensmittel mit Carrageen E407

Welche Wirkung hat Carrageen?

Als E-Nummer-Zutat gilt Carrageen als Lebensmittel, das einem Produkt eine bestimmte Eigenschaft verleiht. Oft geht es um die Konsistenz. Pudding soll möglichst cremig, Ketchup möglichst zähflüssig sein – und dafür sorgt die Industrie mit Carrageen. Neben der Herstellung einer besonderen Cremigkeit kann Carrageen in Diät-Produkten auch als füllender, aber unverdaulicher Zusatzstoff Anwendung finden. Obwohl es sich um ein Kohlenhydrat handelt, spielt es für die Kalorienbilanz keine Rolle.

In anderen Produkten führt der Stoff hingegen zur Aufrechterhaltung einer Emulsion. Flüssige Sahne soll beispielsweise als einheitliche, optisch ansprechende Flüssigkeit beim Verbraucher ankommen. Natürlicherweise würde sich aber der Rahm nach einer Weile absetzen. In diesem Fall ist der Einsatz von E407 besonders umstritten, denn einfaches Schütteln würde bereits ausreichen, um die Sahne wieder in eine einheitliche Masse zu überführen.

Ist das Geliermittel E407 schädlich?

Carrageen E407 steht immer wieder als schädlich in der Kritik – zu Recht? Carrageen kann nicht vom menschlichen Körper aufgenommen oder abgebaut werden, sondern es wird unverdaut ausgeschieden. Unter anderem die World Health Organisation (WHO) bezeichnet den Stoff als harmlos. Dennoch gibt es Hinweise, dass E407 in einzelnen Fällen schädlich sein kann.

Tipp: Wer keine Risiken eingehen möchte, verzichtet generell auf Produkte mit Carrageen und nutzt Alternativen als Geliermittel. So müssen Sie sich keine Gedanken darüber machen, ob Carrageen schädlich für Sie ist.

Die am häufigsten geäußerten Argumente gegen E407

  • Allergien
    Carrageen soll bei manchen Menschen Allergiesymptome auslösen.
  • Krankheitsverlauf der CED
    Es gibt Fälle von Betroffenen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED), die nach dem Genuss E407-haltiger Lebensmittel eine Verschlechterung ihres Krankheitsverlaufs wahrgenommen haben.
  • Widersprüche
    Die EU empfiehlt, Säuglinge nicht mit E407-haltigen Nahrungsmitteln zu füttern. Dennoch ist ein Teil der frei verkäuflichen Babynahrung Carrageen-haltig. Dieser Widerspruch schreckt viele Menschen ab.
  • Tierversuchsstudie
    Das sogenannte „abgebaute“ Carrageen (Polygeenan) hat in Tierversuchen zu Geschwüren und Veränderungen des Immunsystems geführt. Diese Art von Carrageen ist jedoch nicht in EU-Lebensmitteln zugelassen.
  • Unsicherheit
    Niemand weiß genau, wie Carrageen im Körper wirkt. Obwohl es zu E407 einige Studien gibt, sind sie alles andere als eindeutig, zum Teil widersprechen sie sich.

Empfohlene Tagesmenge nicht überschreiten

Für Carrageen wurde ein sogenannter ADI-Wert festgelegt. Dabei handelt es sich um die Menge eines Stoffs, die ein Mensch jeden Tag aufnehmen kann, ohne langfristige Schäden davon zu tragen. Für E407 liegt der ADI-Wert bei 75 mg pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Eine Frau, die 60 kg wiegt, sollte also am Tag nicht mehr als 4.500 mg (d.h. 4,5 g) Carrageen aufnehmen.

Alternativen zu diesem Lebensmittel

Wer Desserts, Saucen und Marmelade selbst herstellt, muss nicht auf E407 zurückgreifen. Es gibt viele Alternativen, die ähnliche Resultate bieten und nicht als möglicherweise schädlich gelten. Dazu zählen:

  • Agar-Agar, E406
  • Pektin
  • Johannisbrotkernmehl
  • Gelatine (nicht vegan)

Carageen-Spezial: Ist E407 vegan und halal?

Da Carrageen vollständig aus Algen stammt, können wir von einem veganen Geliermittel sprechen. Zugleich muss Carrageen nicht zwangsläufig halal sein, da es bei der Gewinnung – je nach Verfahren – mit Alkohol in Kontakt kommen kann. Dabei handelt es sich aber in der Regel um synthetisches Methanol und nicht um Alkohol, der mittels Gärung hergestellt wurde. Carrageen selbst ist frei von Alkohol.

Quellen:
http://www.chemie.de/lexikon/Carrageen.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Carrageen
http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/6.e407_carrageen.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotalgen

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Miriam Kirmse ist die Content-Managerin von Wiado. Dabei interagiert sie vor allem mit den verschiedenen Experten, die für unser Online-Magazin als Autoren tätig sind. In ihrem bisherigen Berufsleben hat sie bereits als Kamerafrau, Moderatorin und Redakteurin gearbeitet. Ihre Motivation ist es, die Leser mit einem Blick hinter die Kulissen des Alltäglichen zuverlässig zu informieren und auch Antworten auf unkonventionelle Fragen zu finden. Ihr Motto lautet: Man lernt nie aus!
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