In diesem Artikel
Der Schädel eines Säuglings ist ein anatomisches Wunderwerk, das sich auf dem Weg durch den Geburtskanal seiner engen Umgebung perfekt anpassen kann. Er hält Druck aus, ohne Schaden zu nehmen, da sich die Knochenplatten noch übereinander schieben können. In den ersten Lebensmonaten ermöglichen vier offene Stellen der Schädeldecke, die Fontanellen, dem kindlichen Gehirn ein rasches Wachstum. Sie finden bei Ihrem Kind
- die große Fontanelle oben auf dem Kopf,
- die kleine Fontanelle am Hinterkopf,
- die vordere Seitenfontanelle sowie
- die hintere Seitenfontanelle.
Alle Öffnungen sind von einer festen Schicht aus Bindegewebe überzogen und nicht so empfindlich, wie viele besorgte Eltern denken.
Große Fontanelle bleibt länger geöffnet
Während sich die kleineren Fontanellen im Laufe des ersten Lebensjahres schließen, kann die große Fontanelle bis um den zweiten Geburtstag herum tastbar sein. Sie ist gut zu sehen und verunsichert viele Eltern, weil sie Angst haben, das empfindliche Gehirn zu verletzen. Diese Angst ist bei einem umsichtigen Umgang mit dem Baby aber unbegründet. Die verbliebene Öffnung im Schädelknochen kann sogar sehr hilfreich sein, weil sie eine Beurteilung zulässt, was sich im Inneren des kleinen Kopfes abspielt. Der Kinderarzt kann durch die Fontanelle das Gehirn per Ultraschall untersuchen, wo bei älteren Kindern eine Computertomografie notwendig wäre.
Fontanelle eingefallen? Kein Grund zur Besorgnis
Die große Fontanelle passt sich dem Druck an, der im Kopf Ihres Kindes herrscht. Liegt Ihre Tochter oder Ihr Sohn waagerecht, ist die Fontanelle bei einem gesunden Kind flach oder etwas nach außen gewölbt. Befindet sich der Säugling in einer aufrechten Position, ist es ganz normal, wenn die Fontanelle eingefallen oder leicht eingesunken ist. Der Blutdruck im Kopf sinkt, die Fontanelle reagiert darauf indem sie sich leicht nach Innen wölbt. Sie können die Ränder der Knochenplatten jetzt gut ertasten. Das Hautfenster fühlt sich weich an.
Eingefallene Fontanelle – das ist ein Risiko!
Ein Warnzeichen ist eine eingefallene große Fontanelle dann, wenn sie auch bei einem liegenden Baby auftritt. Sie kann einen akuten Flüssigkeitsmangel anzeigen. Mögliche Ursachen sind:
- eine zu geringe Trinkmenge
- Fieber
- Erbrechen
- Durchfall
- ein vermehrtes Absetzen von Urin
- eine hohe Umgebungstemperatur
Fällt Ihnen bei Ihrem Kind auf, dass die große Fontanelle eingefallen ist, kontaktieren Sie bitte einen Kinderarzt. Er wird Ihr Baby gründlich untersuchen und herausfinden, welche Ursache hinter dem Symptom steckt.
Große Fontanelle eingedrückt – Das ist zu tun
Sollte es doch zu einem Unfall mit der großen Fontanelle gekommen sein, weil Ihr Kind sich den Kopf gestoßen hat oder gefallen ist, gehen Sie bitte sofort zum Kinderarzt oder in die Notaufnahme einer Kinderklinik. Der Kinderarzt kann mit dem Ultraschallgerät in der Regel recht schnell feststellen, ob im Köpfchen Ihres Säuglings alles in Ordnung ist. Selbstverständlich sollten Sie niemals fest auf die große Fontanelle drücken und auch ältere Geschwister oder andere Kinder über den Umgang mit einem Baby aufklären.
Tipp: Sind Sie noch unsicher im Umgang mit Ihrem Neugeborenen, streichen Sie ihm einfach mehrmals täglich über das Köpfchen und sehen Sie sich die große Fontanelle dabei genau an. Bald erkennen Sie, wie unterschiedlich die Öffnung im Kopf im Liegen oder beim Tragen auf dem Arm aussieht.
Quellenangaben:
Thomas Baumann; Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1; Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
Christian Speer, Manfred Gahr; Pädiatrie; Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
Schönau et al.; Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie; Urban & Fischer, München 2005