Fliederzeit: wie giftig ist Flieder für Menschen, Hunde und Katzen?

Frühling und Fliederzeit! Die Natur erwacht. Doch der duftende Fliederstrauch ist mit Vorsicht zu genießen. Alle Teile des Flieders sind für kleine Kinder und Haustiere unbekömmlich. Flieder ist nur leicht giftig, doch seine Inhaltsstoffe können unangenehme Erscheinungen hervorrufen.

Flieder giftig

In diesem Artikel

Die Pflanzenwelt bedient sich verschiedener Strategien, wenn es um die Erhaltung der jeweiligen Art geht. Fressfeinde sollen möglichst auf Abstand gehalten werden: Dornen oder scharfe Blattkanten verleiden den Appetit, Brennhaare sind unangenehm und unbekömmliche Inhaltsstoffe sorgen dafür, dass Fressfeinde andere Nahrungsquellen bevorzugen. In manchen Pflanzen hierzulande ist die Giftkonzentration so hoch, dass der Verzehr Menschen das Leben kosten: Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen, Rizinus oder Trompetenblume kommen immer wieder vor. Im Vergleich dazu sind die im Flieder enthaltenen gesundheitsgefährdenden Stoffe toxische Leichtgewichte. Wegen der geringen Giftkonzentration in den Teilen des Flieders wird die Pflanze nicht als GHS-Gefahrenstoff geführt. Trotzdem ist Vorsicht geboten, wenn in Ihrem Haushalt kleine Kinder oder Tiere leben.

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Kleines Flieder-ABC

Weltweit sind etwa 20 Fliederarten bekannt. Ursprünglich in Asien und Südosteuropa beheimatet, wird der „Gemeine Flieder“ (botanisch: Syringa vulgaris) schon seit langer Zeit auch in vielen deutschen Gärten kultiviert. Zahlreiche Hybriden sorgen neben den ursprünglichen Arten für eine große Sortenvielfalt: üppige gefüllte Blütenrispen in dunklem Lila bis Purpur, in Hellblau, Rosa, blassem Violett, Gelb oder Weiß. Alle Fliedersorten ist eines gemeinsam: Sie sind wegen ihrer gesundheitsschädlichen Wirkstoffe zum Verzehr nicht geeignet.

Unbekömmlicher Wirkstoffcocktail: Glykoside und Spuren von Blausäure

So herrlich der Blütenrausch der Fliederzeit auch ist – in den Blüten, Blättern und Zweigen Ihres Fliederstrauches befinden sich mehr als ein unbekömmlicher Wirkstoff. Eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen kann zu unangenehmen Symptomen führen. Alles ist jedoch eine Frage der Dosierung.

Fliederzeit

  • in der Pflanzenheilkunde des Mittelalters Fliederblüten und Blätter als Tee mit fiebersenkender und verdauungsregulierender Wirkung verwendet
  • Ölauszüge aus den Blüten zur äußerlichen Anwendung
  • heilende Wirkung in der Neuzeit nicht wissenschaftlich belegt

Hinweis: Von einer Eigenmedikation ist wegen der Giftigkeit einiger Stoffe dringend abzuraten.

Gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe des Flieders

Sambunigrin ist ein besonders giftiges Glykosid der Blausäure. Es befindet sich besonders in den grünen Pflanzenteilen und in den Beeren. Beim Verzehr der rohen Beeren werden kleinste Mengen Blausäure freigesetzt, die sich negativ auf die Körperfunktionen auswirken können. Durch die geringen Konzentrationen besteht jedoch auch nach dem Genuss der Beeren keine Lebensgefahr.

Syringin gehört zu den in der Pflanzenwelt weit verbreiteten Glykosiden. Bereits 1841 isolierten Wissenschaftler aus dem Fliederbaum das Glykosid Syringin. Der Name des Stoffes leitet sich aus der lateinischen Bezeichnung der Pflanze her. Syringin verursacht den bitteren Geschmack der Pflanze. Blätter und Rinde enthalten besonders viel Bitterstoff als natürlichen Schutz gegen Fressfeinde. Fliederblüten schmecken hingegen nur schwach bitter.

Ätherische Öle der Fliederblüten – Vorsicht bei Allergien

Vor Ihrem Fenster steht ein Fliederbusch? Frühling ist Fliederzeit! Doch nicht alle Menschen können sich daran freuen. Sie sind gewohnt, mit offenem Fenster zu schlafen? Besonders im Schlaf können die Duftwolken der Fliederzeit zur Belastung werden. Die Verursacher der Duftkaskaden sind ätherische Öle. Der Duftcocktail der Fliederzeit kann bei Allergikern und empfindlichen Menschen allergische Reaktionen, Kopfschmerzen und Reizungen der Atemwege zur Folge haben.

Anisaldehyde:

  • Wirkstoffe gehören zu den Benzaldehyden
  • sind Bestandteil der ätherischen Öle und machen den Duft der Fliederblüten aus
  • Anisaldehyde sind giftig
  • nur in kleinsten Mengen in den Fliederblüten vorhanden
  • Wirkstoff in Anis und Fenchel ebenfalls enthalten

Alpha-Pinen:

  • Alpha-Pinen ist ein Terpen und ebenfalls Bestandteil der ätherischen Öle
  • kann Reizungen der Schleimhäute und Augen sowie der Atemwege hervorrufen
  • Große Mengen können Nieren- und Nervenschäden verursachen
  • im Flieder geringe Konzentrationen = keine Gefahr

Fliederzeit – Kinder sind gefährdet

Kleine Kinder sind neugierig und stecken alles, was sie erreichen können, in den Mund. Zudem ist der kindliche Geschmackssinn bei kleinen Kindern noch nicht voll ausgebildet. Der abschreckende, bittere Fliedergeschmack verfehlt deshalb bei Kindern seine Wirkung. Hinzu kommt das geringere Körpergewicht der Kinder, deshalb können auch bei geringen Giftkonzentrationen Symptome auftreten. Nach Aussage des GIZ Nord (Giftinformationszentrum Nord) sind Vergiftungserscheinungen durch Syringa ausschließlich bei Kindern aufgetreten. Die Aufzeichnungen des GIZ Nord belegen (im Zeitraum von 1996 bis 2010) insgesamt 62 Vergiftungsfälle nach dem Genuss von Flieder. 8 Kinder hatten starke Bauchkrämpfe, Erbrechen oder Durchfall.

Fliederzeit

Bei Vergiftungserscheinung durch Syringa geben Sie als Erste Hilfe Maßnahme Ihrem Kind Wasser zu trinken und suchen Sie umgehend einen Arzt auf. Erwachsenen vergeht hingegen aufgrund der Bitterstoffe sehr schnell der Appetit auf Fliederblüten und Blätter. Die geringen Konzentrationen der gesundheitsgefährdenden Wirkstoffe bedingen, sodass keine schwerwiegenden Beschwerden zu fürchten sind.

Syringa vulgaris wird nicht als GHS-Gefahrenstoff (Global Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Gefahrstoffen) geführt. Der Grund dafür liegt in den geringen Giftkonzentrationen. Trotzdem warnt das GIZ Nord vor dem Verzehr aller Teile des Flieders. Selbst der Genuss kandierter Fliederblüten wird kritisch gesehen. Die Bitterstoffe der Glykoside werden vom Zucker nur überdeckt.

Tipp: Die ätherischen Öle des Flieders werden sehr gern als Duftstoffe in der Kosmetikbranche und in Parfüms eingesetzt. Hier ist die Verwendung der Wirkstoffe unbedenklich.

Wenn Hunde und Katzen am Flieder knabbern

Die erwähnten Inhaltsstoffe des Flieders wirken auf Katzen und Hunde ähnlich wie auf den Menschen. Junge Hunde und Katzen kauen gern auf Pflanzenteilen herum. Steht ein Fliederbusch in Ihrem Garten, sollten Sie ein wachsames Auge auf Ihre Tiere haben. Aufgrund des geringen Körpergewichts kann zu üppiges Knabbern am Flieder unangenehme Folgen auch für Tiere haben. Symptome: Speicheln, Erbrechen – in Ausnahmefällen können auch Kreislaufprobleme auftreten.

Erste Hilfe: Wenn Sie vermuten, dass Ihr Haustier sich am Flieder vergiftet hat, suchen Sie bitte umgehend einen Tierarzt auf.

Kaninchen und Pferde

Kaninchen sind an Fliederbüschen vollkommen uninteressiert. Sie können das Kaninchenfreigehege bedenkenlos nahe am Fliederbusch aufstellen. Es besteht keine Gefahr.

Pferden machen die Wirkstoffe des Flieders überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil: In der Fliederzeit verschwinden Fliederzweige büschelweise im Pferdemagen und bekommen den Pferden prächtig.

Quellen:
https://www.plantopedia.de/sind-fliederblueten-giftig/
https://www.gartenjournal.net/flieder-giftig
https://www.gartendialog.de/gartenpflanzen/zierstrauch/ist-flieder-giftig.html

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Miriam Kirmse ist die Content-Managerin von Wiado. Dabei interagiert sie vor allem mit den verschiedenen Experten, die für unser Online-Magazin als Autoren tätig sind. In ihrem bisherigen Berufsleben hat sie bereits als Kamerafrau, Moderatorin und Redakteurin gearbeitet. Ihre Motivation ist es, die Leser mit einem Blick hinter die Kulissen des Alltäglichen zuverlässig zu informieren und auch Antworten auf unkonventionelle Fragen zu finden. Ihr Motto lautet: Man lernt nie aus!
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