Fehlgeburtsrisiko: in welcher SSW ist das Risiko einer Fehlgeburt hoch?

Während einer Geburt sind die werdenden Eltern meist gespannt auf den Nachwuchs und voller Vorfreude. In den ersten Wochen nach der Schwangerschaftsfeststellung kann diese Freude jedoch schnell in Trauer umschwenken. Denn viele Frauen verlieren in den ersten Wochen ihr ungeborenes Kind. Das Fehlgeburtsrisiko nimmt aber mit einem immer größer werdenden Schwangerschaftsfortschritt ab.

Fehlgeburtsrisiko - Paar

Für viele Frauen bedeutet eine Schwangerschaft ein lang ersehntes und hochbeglückendes Ereignis. Leider endet ein Teil der angelegten Schwangerschaften in einer Fehlgeburt. Dies ist für die Betroffenen ein einschneidendes und lebensveränderndes Ereignis, gekennzeichnet von Tragik, Trauer, Schmerzen und Schuldgefühlen. In welcher Schwangerschaftswoche ist das Fehlgeburtsrisiko am höchsten? Was passiert bei einem Abort und was kann man tun, wenn es passiert? Auf diese Fragen und weitere finden Sie im folgenden Artikel Antwort.

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Definition einer Fehlgeburt

Bei einer Fehlgeburt handelt es sich um den Verlust einer Schwangerschaft ab dem Zeitpunkt der Konzeption (Befruchtung) bis zur vollendeten 24. SSW (Schwangerschaftswoche) und einem Gewicht des Fetus kleiner als 500g. Bis zur 12. SSW bezeichnet man eine Fehlgeburt als Frühabort, danach als Spätabort. Ist das Gewicht des Fetus höher als 500g, handelt es sich um eine Totgeburt. Zeigt das Kind Lebenszeichen, ist es eine Frühgeburt.

In welcher Schwangerschaftswoche ist das Fehlgeburtsrisiko am größten?

Fehlgeburt vor/zum Eintritt der Periode: etwa die Hälfte aller Schwangerschaften enden, noch bevor die eigentliche Periode eintritt. Dies ist ein Schutzmechanismus der Natur, da es sich in diesen Fällen um fehlerhafte Fruchtanlagen handelt. Oftmals bemerken die Frauen in diesen Fällen lediglich eine verspätete oder besonders starke Periode.

2. – 4. SSW: mehr als 50% der eingetretenen Schwangerschaften enden bereits wieder.

Fehlgeburt von Schwangerschaftsfeststellung bis zur 12. SSW: Insgesamt 10 -15% der festgestellten Schwangerschaften enden innerhalb dieses Zeitraumes. Die meisten dieser Fehlgeburten geschehen in den ersten 4 Wochen nach der Schwangerschaftsfeststellung. Nach der 8. SSW sinkt das Risiko eines Abortes. Wenn die Schwangerschaft in der 12. SSW noch intakt ist (positive Herzaktion, intrauteriner Sitz, regelrechtes Wachstum des Embryos), entwickelt sie sich meist auch ungefährdet weiter (bezüglich Fehlgeburtsrisiko).

Schwangere Schmerzen

Statistisch verteilt sich das Fehlgeburtsrisiko folgendermaßen:

Schwangerschaftswoche Risiko auf Fehlgeburt in diesem Zeitraum
5. – 6. 20%
7. 9,4%
8. 4,2%
9. 1,5%
10. 0,5%
11. 0,7%
12. – 24. 0,5%

Fehlgeburten bis zur 24. SSW: nach der 12. SSW ist ein Fehlgeburtsrisiko gering. Meist ist eine Fehlgeburt in diesem Schwangerschaftsstadium mit Erkrankungen der Mutter oder des Fetus verbunden. Hierzu zählen auch die induzierten Aborte aufgrund lebensbedrohender Umstände, die durch die Schwangerschaft verursacht werden.

Was passiert bei einer Fehlgeburt?

Häufig kündigt sich eine Fehgeburt durch Schmerzen oder Blutungen an, jedoch bietet sich kein einheitliches Bild. Es gibt mehrere Verlaufsformen:

Abortus imminens: Ein drohender Abort zeigt sich durch krampfartige Schmerzen und/oder Blutungen. Durch sofort eingeleitete medizinische Maßnahmen lässt sich die Fehlgeburt verhindern und die Schwangerschaft bleibt erhalten.

Abortus incipiens: Hierbei handelt es sich um eine Fehlgeburt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Blutungen und wehenartige Krämpfe führen zum Verlust des Embryos.

Abortus completus: Embryo und Plazenta sind komplett geboren worden. Ein zusätzlicher medizinischer Eingriff ist nicht mehr notwendig.

Abortus incompletus: Es verbleiben nach der Fehlgeburt Reste der Schwangerschaft in der Gebärmutter. Ein operativer Eingriff zur Entfernung ist notwendig (Ausschabung), sonst besteht eine hohe Infektionsgefahr.

Missed Abortion: Die Fehlgeburt verläuft vorerst unbemerkt, die Frau verspürt aber oft ein Nachlassen der Schwangerschaftszeichen (Übelkeit, Brustspannen) und hat das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. lm Ultraschall finden sind Zeichen wie eine fehlende Herzaktion und Wachstumsstillstand beim Embryo. Es gibt drei Optionen medizinischen Handelns: 1. Beobachten und Abwarten bis zum Spontanabgang, 2. Gabe von Medikamenten, die den Abgang auslösen 3. Chirurgische Entfernung des Abortmaterials (Ausschabung)

Septischer Abort: der Abort verläuft mit einer schweren Infektion – Anzeichen sind Fieber, Schüttelfrost, schlechtes Allgemeinbefinden, schmerzhafter Uterus, Blutungen und/ oder übelriechender Ausfluss. Hier ist dringendst eine medizinische Behandlung indiziert.

Spätabort: Der Abort verläuft wie eine „kleine Geburt, die Frau muss danach „abgestillt“ werden. Die erheblichen Risiken eines Kaiserschnittes werden im Sinne der Frau nicht eingegangen.

Welche Ursachen sind bekannt?

Die Häufigsten Ursachen für eine Fehlgeburt ist ein „Fehler im Bauplan“ – also ein genetischer Defekt beim Embryo oder Umstände, die ein Einnisten in die Gebärmutter und/oder eine Weiterentwicklung unmöglich machen. Des Weiteren spielen eine Rolle:

  • Das Alter beider Elternteile
  • Lebensweise (Stress, Koffein-, Nikotin- und Alkoholkonsum)
  • Infektionen (Bakterien, Viren, Protozoen)
  • Angeborene und erworbene Fehlbildungen der Gebärmutter
  • Internistische Erkrankungen (Hormonelle Störungen, Gerinnungsstörung)
  • Psychologische Faktoren (unverarbeitete Aborte oder Totgeburten oder andere Traumen in der Anamnese)
  • Anderes (Röntgenstrahlung, Umweltgifte, Medikamenteneinnahme, Unfälle, unbekannte Einflüsse)

Verhalten nach der Fehlgeburt

Das Wichtigste nach einer Fehlgeburt ist die körperliche Schonung und Zeit für die Trauerverarbeitung. Auch ist es gut, Hilfe durch Familie, Psychologen oder Selbsthilfegruppe anzunehmen. Weiter ist zu beachten:

Fehlgeburt verarbeiten

  • Immunisierung bei rh-negativen Frauen (verhindert Antikörperbildung)
  • Heiße/ kalte Kompressen zur Schmerzlinderung, evtl. Schmerzmittel
  • Temperaturkontrolle (Fieber weist auf einen infektiösen Verlauf hin)
  • Anfangs Binden verwenden/später Tampons möglich – Blutung dauert etwa 2-3 Wochen
  • Kein Geschlechtsverkehr in ersten 4 – 6 Wochen nach Abort
  • Kontrolltermin bei Gynäkologen wahrnehmen
  • Rückbildungsgymnastik/Sport erst nach Erholung
  • Krankschreibung, solange notwendig

Achtung: Eine Arztkonsultation wird notwendig bei andauernden Blutungen, fortdauernden Schmerzen, Fieber oder übelriechendem Ausfluss.

Welche Rechte hat eine Frau bei einer Fehlgeburt?

Auch wenn die Schwangerschaft verkürzt ist und die Frau kein lebendes Kind zur Welt bringt, hat sie besondere Rechte zum Schutz ihrer Gesundheit und ihrer Arbeitsfähigkeit.

  • Anspruch auf Hebammenbetreuung während und nach der Fehlgeburt
  • Kein Anspruch auf Mutterschutz, aber Krankschreibung möglich
  • Meldung beim Standesamt und Ausstellung einer Bescheinigung über die Existenz des verlorenen Kindes
  • Beerdigung (leichter als 500g Sammelbestattung auf Sternenfeld, schwerer als 500g individuelle Bestattung)

Was hilft bei der Verarbeitung des tragischen Ereignisses?

  • Andenken schaffen (Fußabdrücke, ggf. Fotos, Namensbändchen, Plüschtier, Kerze …)
  • Baby verabschieden mit Zeremonie – es als Familienmitglied wahrnehmen
  • Begräbnis – Ort der Trauer schaffen
  • Partner/Familie – auch der Partner trauert. Die Familie kann im Alltag helfen und Halt geben.
  • Selbsthilfegruppe – „geteiltes“ Leid, Unterstützung

Weitere Informationen erhalten sie über folgende Links (Beispiel):

Tipp: Sie wollen nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden? Dann könnte Sie auch dieser Beitrag interessieren: „Schwanger nach Fehlgeburt: Risiken – das müssen Sie wissen“.

Alles, alles Gute für Sie und immer ausreichend Hilfe und bestmöglichste Unterstützung in allen schwierigen Lebenslagen wünscht Ihnen von Herzen

Quellen:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-050l_S2k_Spontanabort_Diagnostik_Therapie_2018-07.pdf
https://www.baby-und-familie.de/Schwangerschaft/Fehlgeburt-Viele-Abgaenge-bleiben-unbemerkt-301495.html
https://www.9monate.de/schwangerschaft-geburt/beschwerden-erkrankungen/fehlgeburten-id94434.html
https://www.welt.de/gesundheit/article152167357/Jede-dritte-Schwangerschaft-endet-mit-dem-Abort.htm
www.saling-institut.de/german/03infomo/01fruehfehl.html
https://www.eltern.de/schwangerschaft/5-15-woche/fehlgeburt.html
http://www.fehlgeburt.at/fehlgeburt.html
https://aktiv-mit-kindern.com/2017/09/17/wie-hoch-ist-das-risiko-fuer-eine-fehlgeburt-in-den-ersten-12-wochen-wirklich/
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18310375
https://sites.google.com/site/miscarriageresearch/miscarriage-general
https://www.netdoktor.de/therapien/ausschabung/

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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