Einnistungsblutung: wie sieht sie aus? Infos zu Zeitpunkt und Dauer

Blutungen außerhalb des normalen Regelzyklus einer Frau sind oft Anlass zu Befürchtungen und Ängsten. Häufig ziehen sie einen Besuch beim Frauenarzt nach sich. Dass es auch erfreuliche Ursachen für eine Blutung geben kann, wird am Beispiel einer Einnistungsblutung verdeutlicht.

Einnistungsblutung Schwangerschaftswoche

Schwanger oder nicht? Diese Frage stellen sich hoffnungsvolle Paare immer wieder. Schon den kleinsten Anzeichen wird Bedeutung zugemessen. Für viele Frauen ist eine große Hoffnung das Ausbleiben der monatlichen Regelblutung. Allerdings kann es trotz Schwangerschaft zu einer Art Blutung kommen. Der sogenannten Einnistungsblutung. Wie es überhaupt dazu kommt, verrät folgende kleine Geschichte.

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Was vorher passiert oder die Geschichte von Winzi

Eine Eizelle – nennen wir sie Ovi – ist im monatlichen Zyklus unter Einwirkung von Hormonen (Östrogenen und Progesteron) in einem der beiden Eierstöcke herangereift. Sie wandert an die Oberfläche des Eierstocks und springt todesmutig in den Eileiter, der den Eierstock wie ein echter Liebhaber umarmt und sie in einem Trichter auffängt. Diesen Vorgang nennt man folgerichtig Eisprung oder mit dem Fachausdruck Ovulation.

Sie denken völlig korrekt, wenn Ihnen in diesem Zusammenhang das Wort Ovulationshemmer einfällt. Das sind hochwirksame Arzneimittel, im Volksmund als „die Pille“ bekannt. Sie greifen in den hormonellen Steuermechanismus des Zyklus ein und verhindern einen Eisprung. Damit ist die natürliche Basis für eine Schwangerschaft, ein befruchtungsfähiges Ei, entzogen.

Die liebestolle Eizelle geht auf Wanderschaft durch den Eileiter. Dabei sendet sie ständig Lockstoffe aus, die den Samenzellen (Spermien) ihren Aufenthaltsort anzeigen. Und der große Run beginnt: Spermi beginnt seine Abenteuersafari in Gesellschaft von ungefähr 300 Millionen Reisegefährten. Sie drängeln und schubsen sich in drei Milliliter Samenflüssigkeit, um die beste Startposition für den Wettlauf um Ovi zu erhalten. Kränkelnde und schwache Kollegen haben keine echte Chance, den Kampf um sie zu gewinnen.

Ein Kampf ums Überleben ist es tatsächlich. Der erste Teil der Passage in der Scheide der Frau ist derartig sauer, dass sich eine Menge von Spermis Freunden so verätzen, dass sie es nicht überleben. Danach muss ein enger, kanalartiger Durchgang, der Muttermund durchquert werden. Wegen des dort vorhandenen zähflüssigen Schleims kommt Spermi zuerst nur mühsam vorwärts. Endlich in der richtigen Spurrinne, geht das Weiterschwimmen geradezu leicht. Er bewegt sich jetzt immerhin mit einer Geschwindigkeit von zwei bis drei Millimetern in der Minute. Das bedeutet einen neuen Schwimmweltrekord für Spermi, den man wegen seiner Kleinheit nicht mal mit dem bloßen Auge sehen kann. Er braucht für die gesamte Strecke vom Muttermund bis er Ovi im Eileiter entdeckt, nur ungefähr eine Stunde. Es ist ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen mit einigen seiner Gefährten!

Unterwegs bekommt er noch „den letzten Schliff“ oder besser die letzte Reife für das Date mit Ovi. In Gebärmutter und Eileiter sorgen dort vorhandene Körperflüssigkeiten –Enzyme- für diesen Service. Das Wissen um Spermis begrenzte Lebenszeit (24-48 Stunden), lässt ihn seine Anstrengungen verdoppeln.

Endlich entdeckt er Ovi in einer Nische des Eileiters.

Uterus Befruchtung

Fast am Ziel seiner Wünsche, stellt sich ihm Widerstand in Form der Eihülle Ovis entgegen. Aber Spermi ist gut vorbereitet. In seinem kleinen Helm, dem Acrosom, befinden sich extra dafür aufbewahrte Enzyme. Als Erster – und nur der hat eine Chance! – erreicht er Ovi, löst die Eihülle an einer Stelle auf und dringt mit dem Kopf in ihren Körper. In diesem Augenblick beginnt Winzis Existenz, ein neues Leben. Wissenschaftler reden von einer Befruchtung. Dabei entsteht eine befruchtete Eizelle oder mit dem Fachausdruck Zygote.

Auf zu neuen Abenteuern

Der Eileiter besitzt nur etwa Bleistiftdicke, also nicht geeignet für Winzi, sich dort auf länger häuslich einzurichten. Er beginnt sofort nach der Befruchtung mit einer rasanten Zellvermehrung und Reifungsvorgängen. Deswegen wird es höchste Zeit, sich nach einer neuen Behausung umzuschauen. Der Eileiter unterstützt dieses Bestreben, indem er fortwährende Bewegungen mit kleinen Flimmerhäarchen in seiner Innenauskleidung in Richtung Gebärmutter macht. Schon nach drei bis vier Tagen gelangt Winzi in die Gebärmutterhöhle, sein neues Zuhause.

Dort ist alles bestens vorbereitet:

  • Aufgelockerte Schleimhaut (Innenschicht der Gebärmutterwand)
  • Reichlich Blutgefäße und Drüsen für das Eibett
  • Regulierung der Östrogen- und Progesteronwerte für eine Schwangerschaft

Die Eieinnistung (Nidation oder Implantation) erfolgt nach einem präzisen zeitlichen Ablauf in enger Wechselwirkung zwischen der sich weiter entwickelten Eizelle (= Keim; Embryo) und der Gebärmutterschleimhaut. Am 6. bis 7. Tag ist es soweit. Die Keimhüllen werden aufgelöst. Ein Teil des Keimlings zerstört den Teil der Schleimhautoberfäche, in dem er sich einnistet und dringt dann in tiefere Schichten. vor. Dabei werden kleine Blutgefäße verletzt und neue gebildet. Eine Blutung entsteht – die Einnistungsblutung. Der Vorgang der Einnistung ist etwa am 13. Tag abgeschlossen. Nur innerhalb einer Woche vollziehen sich eine Vielzahl von Entwicklungsschritten. Die meisten Frauen wissen um diesen Zeitpunkt noch nichts von ihrer eingetretenen Schwangerschaft. Andere, die sehr darauf gehofft haben, ersehnen weitere Schwangerschaftszeichen.

Typische Kennzeichen einer Einnistungsblutung

  • Auftreten: ungefähr um den Zeitpunkt der nächsten erwarteten Regelblutung, meist etwas früher oder zwischen den Regelblutungen
  • Stärke: deutlich geringer als Regelblutung, leichte Schmierblutung
  • Aussehen: hellrot bis leicht bräunlich
  • Dauer: 1-2 Tage

Merke: Eine Einnistungsblutung ist ein unbedenkliches, unsicheres Schwangerschaftszeichen!

Wird eine Einnistungsblutung mit einer Regelblutung verwechselt, ergeben sich häufig Abweichungen in der Berechnung des voraussichtlichen Geburtstermins.

Quellen:
Steck et al. Kompendium der Geburtshilfe für Hebammen, Springer, 2008
Bilek et al. Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen, Barth, 1986
Pschyrembel Praktische Geburtshilfe, de Gruyter, 1986
Myles Textbook for Midwives, Churchill Livingstone, 2003
E. Hertel, Wie kommt eine Schwangerschaft zustande?, 1997

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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