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Der Dispositionskredit ist ein Kleinkredit, der es den Kunden erlaubt, mit ihrem Girokonto bis zu einer gewissen Summe vom Haben ins Soll zu rutschen. Im Volksmund wird dabei oft vom „Überziehen“ des Kontos gesprochen. Mit dem Dispokredit bietet die Bank ihren Kunden finanzielle Flexibilität, um im Bedarfsfall einen finanziellen Engpass kurzfristig überbrücken zu können.
Üblicherweise verlangen die Banken keine zusätzlichen Sicherheiten für die Gewährung eines Dispokredits. In welcher Höhe die Bank einen Dispokredit einräumt, hängt im Wesentlichen allerdings von zwei Faktoren ab:
- der allgemeinen Bonität des Kontoinhabers
- der Höhe der monatlichen (oder anderweitig regelmäßigen) Geldeingänge
Grundsätzlich gilt: Je besser die Bonität ist und je höher die regelmäßigen Geldeingänge (zum Beispiel Unterhalt, Nettoeinkommen, Rente), desto höher ist der eingeräumte Dispo.
Als Faustregel wird meistens der zweifache oder dreifache Wert der regelmäßigen Geldeingänge als Dispositionskredit gewährt. Damit will die Bank sicherstellen, dass eine Rückzahlung eines in Anspruch genommenen Dispokredits innerhalb von maximal drei Monaten erfolgen kann. Die Kreditgewährung geschieht in der Regel automatisch. Das heißt, es ist kein expliziter Kreditantrag mit langwieriger Prüfung erforderlich.
Vor- und Nachteile des Dispokredits
Damit bietet der Dispositionskredit einige Vorteile gegenüber anderen Krediten:
+ meist ohne Sicherheiten möglich
+ flexible und unbürokratische Inanspruchnahme
+ Tilgung jederzeit und ohne Ratenbindung möglich
Den Vorteilen stehen jedoch auch einige Nachteile gegenüber, die mit der Inanspruchnahme des Dispos einhergehen:
– sehr hohe Zinsen
– beschränkter Kreditrahmen (nur für kleinere Beträge möglich)
– Bank darf Kreditrahmen jederzeit kürzen oder kündigen
Was kostet der Dispokredit?
Die Zinsen für einen Dispositionskredit sind deutlich höher als für andere Kredite. Sie sind – in regelmäßigen Abständen – auf dem Kontoauszug zu finden. Außerdem sind Banken seit 2016 gesetzlich dazu verpflichtet, auf ihrer Website die Höhe ihrer Dispozinsen zu veröffentlichen, und zwar (im Sinne von mehr Transparenz) an gut sichtbarer Stelle.
Die Stiftung Warentest prüft jedes Jahr die Dispozinsen von Banken, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Zwar zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Zinsen für den Dispokredit in den letzten Jahren gesunken sind, dennoch sind sie immer noch sehr hoch und liegen im Durchschnitt bei 9,72 Prozent (Stand: August 2018). So verlangen die teuersten Banken Dispozinsen von 13,75 Prozent.
Zum Vergleich: Der EZB-Leitzins, also der Zinssatz, zu dem sich die Banken selbst Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen, liegt bei 0 Prozent (Stand: 08/2018). Angesichts dieser Zinsunterschiede ist die Einräumung eines Dispokredits für viele Banken ein lohnendes Geschäft. Dies gilt umso mehr für die sogenannte „geduldete Überziehung“ des Kontos.
Was ist eine geduldete Überziehung des Kontos?
Einige Banken erlauben es ihren Kunden
- auch ohne eingeräumten Dispokredit ihr Konto zu überziehen oder
- den eingeräumten Disporahmen zu überziehen.
Achtung: Für eine solche „geduldete Überziehung“ (gleich welcher Art) darf eine Bank weder Bearbeitungsgebühren noch Mindestpauschalen verlangen. Aber: In beiden Fällen werden sogenannte Überziehungszinsen fällig, die in der Regel noch deutlich höher sind als die Dispozinsen.
Achtung Kostenfalle!
Die regelmäßige oder dauerhafte Inanspruchnahme des Dispokredits oder Überziehung des Kontos kann aufgrund der hohen Überziehungszinsen zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen. Insbesondere, wenn die Höhe der Geldeingänge gleich bleibt oder gar sinkt, droht eine zunehmende Verschuldung, aus der Verbraucher ohne professionelle Hilfe nicht mehr herauskommen.
Hinzu kommt: Die Banken dürfen den von ihnen eingeräumten Dispositionskredit jederzeit beschränken oder auch komplett aufkündigen. Von diesem Recht machen sie meist dann Gebrauch, wenn keine regelmäßigen Geldeingänge auf dem Konto mehr zu verzeichnen sind oder sich die wirtschaftliche Lage des Kunden so verschlechtert hat, dass die Rückzahlung in Gefahr ist. In diesen Fällen müssen die Kunden den Dispokredit umgehend ausgleichen. Tun sie dies nicht, kann die Bank das zugehörige Konto kündigen, was die finanziell ohnehin schon sehr angespannte Situation weiter verschärft.
Tipp: Wenn Sie häufig Ihren Dispositionskredit in Anspruch nehmen oder gar überziehen und mit Ihren monatlichen Geldeingängen jeweils immer nur „auf Null“ kommen, sollten Sie sich professionelle Hilfe von Finanzexperten, Verbraucherschützern oder Schuldnerberatern suchen.
Um Verbraucher vor der Schuldenfalle durch den Dispokredit und/oder die damit einhergehenden Überziehungszinsen zu schützen, hat der Gesetzgeber die Banken dazu verpflichtet, gefährdete Bankkunden über mögliche Alternativen zu beraten. Dies betrifft Kunden, die
- länger als 6 Monate ihren Dispokredit im Durchschnitt zu 75 Prozent ausnutzen oder
- ihr Konto länger als 3 Monate mit durchschnittlich mehr als 50 Prozent ihres monatlichen Geldeingangs („geduldet“) überziehen
Welche Alternativen gibt es zum Dispositionskredit?
Jeder Mensch gerät einmal in eine Situation, in der ein finanzieller Engpass überbrückt werden muss. Bevor Sie hierzu jedoch einen teuren Dispositionskredit in Anspruch nehmen oder hohe Überziehungszinsen zahlen, sollten Sie die folgenden Alternativen prüfen:
- Reserven: Nutzen Sie – falls vorhanden – finanzielle Reserven, auf die Sie schnell und ohne große Verluste zurückgreifen können, wie zum Beispiel Sparbücher oder Tagesgeldkonten.
- Kreditkarte: Dank der üblicherweise monatlichen Abrechnung und der damit verbundenen späteren Abbuchung vom Konto kann die Zahlung per Kreditkarte einen kleinen zeitlichen Aufschub bringen.
- Ratenkredit: Ein zinsgünstiger Ratenkredit ist immer eine preiswertere Alternative zum Dispositionskredit, denn durch die feste Ratenzahlung ist eine schnellere Tilgung wahrscheinlich.
- Rahmenkredit: Ein Rahmenkredit (auch: Abrufkredit) funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie ein Dispokredit, geht aber mit deutlich niedrigeren Zinsen einher.
- Familie und Freunde: Bitten Sie – wenn möglich – Ihre Familie oder Bekannte um kurzfristige finanzielle Hilfe. Meist ist die Hilfsbereitschaft groß.
Achtung: Raten- und Rahmenkredit sind nur dann sinnvolle Alternativen zum Dispositionskredit, wenn Sie die Raten bezahlen können, ohne den Dispo erneut in Anspruch nehmen oder Überziehungszinsen zahlen zu müssen!
Tipps von Finanzexperten und Verbraucherschützern
- Prüfen Sie zunächst Alternativen (eigene Reserven, Kreditkarte, Raten- oder Rahmenkredit).
- Nehmen Sie den Dispokredit nur in Ausnahmefällen in Anspruch.
- Gleichen Sie Ihr Konto so schnell wie möglich wieder aus, um Dispozinsen und/oder Überziehungszinsen zu reduzieren.
- Bei gelegentlicher Inanspruchnahme des Dispokredits, vergleichen Sie die Konditionen verschiedener Banken und wechseln Sie gegebenenfalls zu einem Girokonto mit niedrigen Dispozinsen.
- Versuchen Sie, die Inanspruchnahme des Dispokredits zukünftig zu verhindern, indem Sie ihre Ein- und Ausgabensituation verbessern und Reserven aufbauen.
Tipp: Fangen Sie an ein Haushaltsbuch zu führen. Darin erfassen Sie sämtliche Einnahmen und Ausgaben und bekommen so einen Überblick, wo es Sparpotenzial gibt. Nutzen Sie dieses um ein erneutes Ausnutzen des Dispos zu vermeiden oder um die Schulden schrittweise abzubauen und hohe Überziehungszinsen zu vermeiden.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dispositionskredit
https://www.bmjv.de/DE/Verbraucherportal/FinanzenVersicherungen/Dispo/Dispo_node.html
https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Bank/Produkte/Dispokredit/dispokredit_node.html
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/finanzieren/wer-braucht-den-teuren-dispositionskredit-13459705.html
https://www.n-tv.de/ratgeber/Dispokredit-ist-keine-Dauerloesung-article5901851.html
https://www.test.de/Girokonten-Dispozinsen-4586765-0/
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/sparen-und-anlegen/dispokredit-so-wehren-sie-sich-gegen-hohe-zinsen-10756