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Die Praxis zeigt nämlich, dass der Vergleich gar nicht so eindeutig ist. Denn was gesund ist, bestimmt in erster Linie die Qualität. Zumal sich beide Produktionsverfahren, also das von Direktsaft und von Fruchtsaftkonzentrat, ausgesprochen ähnlich sind!
Gesetzgeber schützt Verbraucher
Speziell in Deutschland profitieren Verbraucher von einer sehr strikten Gesetzgebung zur Kennzeichnung von Säften. Da wo „Fruchtsaft“ als Bezeichnung draufsteht, ist in Deutschland nämlich das Beimischen von Farb- und Konservierungsstoffen untersagt. Stattdessen handelt es sich immer um einen Saft mit 100 Prozent Fruchtgehalt. Anders verhält es sich natürlich bei den Mixgetränken, die nicht mit dem Begriff „Fruchtsaft“ arbeiten. Diese dürfen beispielsweise verdünnen oder auch Konservierungsstoffe hinzufügen. In der Praxis geschieht das aber relativ selten, zumal Menschen die ihren Saft sowieso bewusst wählen, stets auf die korrekte Bezeichnung achten.
Unterschiedliche Herstellung
Was gesund ist, hängt immer ein wenig von der Produktionskette ab. Bei weitem aber nicht so stark, wie viele Verbraucher vermuten. Die Herstellung von Fruchsaftkonzetrat erfolgt in diesen Schritten:
- Erhitzen von frisch gepresstem Saft
- Verdampfung führt zur Reduzierung von Volumen
- das Konzentrat bleibt zurück
Das Konzentrat selbst ist klebrig und schmeckt süß-säuerlich, nicht aber direkt nach der jeweiligen Frucht. Der Geschmack von dieser wird mit Hilfe von Destillation nämlich isoliert, später werden dann alle drei Bestandteile (Konzentrat, Wasser und Aroma) wieder vermischt. Der Misch-Prozess geschieht im Regelfall in Deutschland, das Pressen hingegen in der Region, aus der die Frucht auch stammt.
Bei Direktsaft findet ebenfalls eine Erhitzung statt, anderenfalls wäre dieser nicht lange haltbar. Dabei erfolgt jedoch nur eine Pasteurisierung – das Wasser bleibt im Vergleich zur Konzentratherstellung also erhalten. Mit einer Gesetzesänderung seit dem Jahr 2013 haben sich Anforderungen an Direktsaft reduziert. Seither dürfen Hersteller nämlich nach der Produktion noch rearomatisieren. Das heißt im Klartext: Die Hersteller dürfen das Aroma genauso wie beim Konzentrat erst im Nachhinein beimischen, ohne dass das gesondert gekennzeichnet werden muss.
Für die Hersteller gibt es auf den ersten Blick wenig Gründe Direktsaft herzustellen, denn die Alternative mit dem Konzentrat ist im Vergleich viel günstiger. Außerdem muss das Wasser nicht vor Ort beigemischt werden, wodurch sich die Transportkosten immens reduzieren. Lagerkosten werden ebenfalls gespart, wenn lediglich Aroma und Konzentrat gelagert werden müssen, während Wasser erst zeitnah vor dem Verpacken beigefügt wird.
Warum Direktsaft?
Entscheiden sich Hersteller für die Produktion von Direktsaft, obwohl damit wesentlich höhere Kosten verbunden sind, liegt das vor allem an den Margen. Nachweislich sind Verbraucher nämlich bereit mehr für das Produkt zu zahlen, wenn es sich um Direktsäfte handelt, da sie dem Trugschluss unterliegen, diese seien hochwertiger oder im Vergleich zu Konzentraten gesünder. Dass das eben nicht der Fall ist, zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich beispielsweise beim Orangen- und Apfelsaft besonders deutlich widerspiegeln.
Beispiel Apfelsaft
Experten vertreten die Meinung, dass keine von beiden Alternativen pauschal gesünder als die jeweils andere ist. An einem Apfelsaft und dem Apfel als Frucht lässt sich das gut veranschaulichen. So ist der Apfel selbst zweifelsohne gesund, zumal er neben Vitaminen auch noch Pflanzenstoffe enthält, die etwa immer wieder mit der Prävention gegenüber Krebs in Verbindung gebracht werden. Weil der Apfel während der Verarbeitung zum Saft jedoch zwangsweise gepresst wird, bleiben fast alle dieser wertvollen Stoffe im Trester zurück. Unabhängig davon, ob als Konzentrat oder Direktsaft, diese wichtigen Vitamine (zumindest teilweise) und Nährstoffe gelangen also sowieso nicht in die Flasche.
Beispiel Orangensaft
Beim Orangensaft ist die Situation nicht anders. Durch das Pressen verliert er viele Inhaltsstoffe, die zurückbleiben und während der Produktion keine Weiterverwendung erfahren. Außerdem hat Orangensaft beispielsweise einen sehr hohen Zuckergehalt, unabhängig von der jeweiligen Zubereitungsart. Dennoch sind sich Forscher einig, dass ein Glas Orangensaft am Tag nicht schadet und gesund ist. Überraschenderweise macht die Differenzierung zwischen Konzentraten und Direktsäften dabei aber überhaupt keinen Unterschied.
Dazu ist auch interessant, die Erkenntnisse eines unabhängigen Vergleichs des Magazins „Ökotest“ zu berücksichtigen:
- viele Hersteller arbeiten bewusst mit falschen Kennzeichnungen
- beispielsweise „Ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe“, obwohl das bei einem „Fruchtsaft“ sowieso der Fall ist
- nachträgliche Beimischung von Vitamin C in vielen Säften
- die Art der Produktion spielt hierbei keine Rolle, sondern die Qualität der Frucht
Tipp: Die Vermarktung von „Direktsäften“ ist vor allem das: ein Marketing-Instrument! Verbraucher sollen bewusst dem Glauben unterliegen, dass dieser „direkt“ gewonnene Saft, besser als günstige Konzentrate sind. Außer einem höheren Preis, hat dieser aber nichts zu bieten.
Im Vergleich: Ist Direktsaft wirklich besonders gesund?
Verbraucher sollten sich deshalb nicht von Herstellern in teure Produkte drängen lassen, nur weil dies die trügerische Annahme stützen, dass diese gesünder als ihre Alternativen wären. Konzentrat hat gegenüber Direktsaft sogar zahlreiche Vorteile im Vergleich, so unter anderem:
- die Produkte sind meist wesentlich günstiger
- aufgrund des geringeren Transportgewichts entsteht nur ein Bruchteil der Umweltbelastung
- Kondensatprodukte weisen folglich einen geringeren CO2-Ausstoß auf
Ebenso ist zu bedenken, dass Kondensate von Verbrauchern oftmals immer noch nicht konkret als „gesund“ eingestuft werden, Direktsäfte hingegen schon. Wer also dem Trugschluss unterliegt, häufiges Trinken von Direktsäften würde seinen Vitamin- und Nährstoffbedarf decken, der isst in der Folge mitunter weniger unbehandelte Früchte. Das wiederum könnte in einem insgesamt schlechteren Nährstoff- und Vitaminhaushalt resultieren. Wem indes klar ist, dass Direktsäfte eben nicht gesund oder gesünder als Kondensate sind und diese lediglich des vermeintlich besseren Geschmacks wegen kauft, kann diesen Umstand ignorieren. Die erheblichen Nachteile, dass durch den Transport von Direktsäften mit ihrer hohen Masse (aufgrund des nicht gefilterten Wasseranteils) erhöhte Transportkosten und CO2-Ausstöße entstehen, bleibt dennoch in jedem Fall bestehen.
Tipp: Wer nach diesem Vergleich die wirklich gesunde Alternative sucht, sollte sich lieber eine Fruchtpresse anschaffen und seine Früchte selbst pressen. Zwar gehen auch da viele Nährstoffe verloren, weil diese in der Presse „hängen“ bleiben, zumindest sind diese frisch gepressten Säfte aber gesünder als ihre beiden Alternativen, da sie nicht wärmebehandelt werden müssen, sondern Sie diese stattdessen sofort trinken.
Insbesondere deshalb sollten Verbraucher sich nicht mit einer vermeintlich gesünderen Wirkung von Direktsäften und zweifelhaften Werbeversprechen täuschen lassen. Eine frische Frucht tatsächlich als solche zu essen (oder sie frisch selbst zu pressen) ist in jedem Fall die gesündeste Option.
Quellen:
https://www.oekotest.de/essen-trinken/20-Orangensaefte-im-Test_110844_1.html https://www.stern.de/genuss/trinken/oekotest-prueft-orangensaft–ist-direktsaft-oder-saft-aus-konzentrat-besser–7931188.html https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Direktsaft-oft-nicht-besser-als-Konzentrat,fruchtsaft104.html
https://www.kochbar.de/cms/saft-im-test-direktsaft-oder-konzentratsaft-was-ist-besser-2111242.html
https://www.n-tv.de/ratgeber/Ist-Direktsaft-immer-besser-article4661861.html