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Stillen ist die beste (und vielleicht auch schönste) Variante, sein Baby zu ernähren. Die Muttermilch hat immer die richtige altersentsprechende Zusammensetzung, ist meist sofort verfügbar und hat zudem stets die richtige Temperatur. Wird ein Baby mit Flaschenmilch ernährt, müssen passende Flaschen sowie Sauger gekauft werden, das richtige Milchpulver herausgefunden werden, die Nahrung frisch zubereitet und auf Trinktemperatur gebracht werden und alle Utensilien stets sehr sauber gehalten werden. Oftmals ist die Menge der benötigten Mahlzeit zumindest am Anfang schwer einzuschätzen, sodass Milchreste oder sogar halb gefüllte Flaschen übrig bleiben. Da das Milchpulver nicht ganz preiswert zu haben ist, stellt sich für viele Familien die Frage, ob man die Reste einer Flaschennahrung aufbewahren und wieder aufwärmen darf. Und nachts? Darf man Milchnahrung für die Nacht „vorkochen“ und dann bei Bedarf nur noch aufwärmen? Alle Antworten dazu erhalten Sie im folgenden Text.
Welche Flaschennahrungen gibt es?
Industriell hergestellte (künstliche) Säuglingsnahrungen werden auf der Basis von Kuhmilch hergestellt. Ihre Zusammensetzung im Fett-, Kohlenhydrat-, Mineralstoff- und Vitamingehalt ähneln der Zusammensetzung von Muttermilch, können diese aber keineswegs nachahmen! Deshalb ist Stillen die optimale Ernährungsform für Säuglinge. Doch wenn Stillen nicht möglich ist, steht den Eltern eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen künstlichen Säuglingsnahrungen zur Auswahl. Prinzipiell richten sich alle Herstellerfirmen nach gesetzlichen Richtlinien. Die Bezeichnungen auf der Packung (Pre-/1/2/3/HA) geben indes eine Orientierung, welche Milchform in welchem Baby-Alter zu verwenden ist.
Pre-Milch/Nahrung: Zusammensetzung an Muttermilch angepasst
- Nahrung von Geburt an
- für ganzes erstes Lebensjahr geeignet
- Kohlehydratträger, wie bei Muttermilch, ausschließlich Milchzucker
- deshalb, wie Muttermilch auch, nach Bedarf füttern
1er Nahrung: teilweise an Muttermilch angepasst
- Nahrung von Geburt an
- für ganzes erstes Lebensjahr geeignet
- Kohlehydratträger Milchzucker und Stärke (Nahrung wird sättigender, sämiger), deshalb wenn möglich an vorgegebene Mengen halten
2er Nahrung: Folgemilch
- Nahrung für das Beikostalter (frühestens ab dem 5. Lebensmonat)
- Kohlehydratträger Milchzucker, Stärke, Haushaltszucker, deshalb an vorgegebene Menge halten, sonst besteht Gefahr von Übergewicht
Fazit: Auf 2er Nahrung kann verzichtet werden, denn die notwendigen Kalorien zur ausreichenden Sättigung werden über die Beikost aufgenommen.
3er Nahrung: Folgemilch
- Nahrung für das Kleinkindalter
- Eiweißgehalt reduziert
- Zusatz von Stärke, Zucker und Aromen (Apfel, Banane…)
- Zusatz von Spurenelementen
Fazit: Ab erstem Lebensjahr ist Kuhmilch als Getränk geeignet (höchstens bis zu 300 ml Milch/Milchprodukte am Tag wegen des hohen Eiweißgehaltes), deshalb kann auf 3er Nahrung verzichtet werden, es sei denn, das Kind verlangt noch sehr viel Milch als Getränk oder Milchprodukte.
Achtung! Es besteht die Gefahr, dass das Kind bei Verwendung von Folgemilchen auf einen süßen und/oder aromatisierten Geschmack geprägt wird.
HA-Nahrung: hypoallergen
- Eiweiß ist aufgespalten (teilhydrolysiert), sodass es nicht so schnell allergieauslösend wirkt
- für allergiegefährdete Kinder (Allergiegefahr besteht, wenn ein Familienmitglied unter Asthma, Neurodermitis oder Allergien leidet)
- mit dem Kinderarzt oder der Hebamme absprechen!
Spezialnahrungen:
- bei Blähungen, Aufstoßen, Reflux, Allergien
- für Frühgeborene
- jeweils vom Kinderarzt verordnet
Fakten zum Thema Milchpulver und Flaschennahrung
- Wasserqualität in Deutschland gut, aber Wasserleitungen und Ausgüsse oft verunreinigt
- Wasser abkochen
- Milchpulver ist nie steril
- eine geringe Anzahl Bakterien könnte bereits im Pulver enthalten sein
- vermehren sich aber unter trockener Lagerung nicht
- Milchpulver trocken und verschlossen aufbewahren
- Vermehrung der Bakterien bei 37°C bis 43°C sehr schnell möglich
- nicht länger als 2 Stunden im Flaschenwärmer/Wasserbad stehen lassen
- Vermehrung der Bakterien unter 5°C kaum möglich
- Aufbewahrung unter 5°C im Kühlschrank für höchstens 24 Stunden möglich
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung „hängt das Risiko einer Infektion mit pathogenen Keimen durch Säuglingsnahrung von folgenden Parametern ab:
- der bereits in der trockenen Nahrung vorhandenen Anfangskeimzahl,
- einem möglichen Keimeintrag aus externen Quellen bei der Zubereitung und Verabreichung (z. B. kontaminierte Küchengeräte, Babyflaschen, Sauger, lokal kontaminiertes Trinkwasser),
- einer zeit- und temperaturabhängigen Vermehrung der Keime in zubereiteter Nahrung.“
(Zitat: Bundesinstitut für Risikobewertung, Stellungnahme Nr. 040/2012 des BfR vom 6. November 2012, S. 5)
Daraus wurden Regeln für die Zubereitung von künstlicher Säuglingsnahrung abgeleitet:
Die Zubereitung der Flaschennahrung in einfachen Schritten
Babynahrung sollte immer frisch zubereitet werden!
- Wasser abkochen und auf etwa < 50°C abkühlen lassen
- Pulver abmessen und in Flasche füllen
- Entsprechende Menge Wasser zum Pulver geben
- Flasche verschließen und gut schütteln, bis keine Klümpchen mehr da sind
- Nahrung auf optimale Trinktemperatur abkühlen und verfüttern
- Reste der Flaschen-Mahlzeit verwerfen
Welche Hygienerichtlinien müssen bei Zubereitung von Flaschennahrung eingehalten werden?
- Hände waschen
- Utensilien stets gründlich, sofort nach Gebrauch reinigen (Geschirrspüler bei 65°C oder heißes Wasser mit Spülmittel)
- anschließend gründlich trocknen
- Milchpulver trocken und verschließbar aufbewahren
- Zubereitung mit abgekochtem Wasser
Darf man Pre-Milch und andere Säuglingsnahrungen wieder aufwärmen?
Nein! Flaschenmilch sollte immer frisch zubereitet werden. Weder das Milchpulver, noch die Utensilien in der Küche für die Zubereitung werden unter keimfreien Bedingungen angewendet. Und wenn das Baby einmal an der Flasche gesaugt hat, sind auch am Sauger Bakterien, die die Flaschenmilch verunreinigen können. Beim Wiederaufwärmen vermehren sich diese Bakterien und könnten nach Verfütterung dieser „verunreinigten“ Milchnahrung zu Verdauungsproblemen (Bauchschmerzen) und Erkrankungen (Infektion) führen.
Warum darf in Kliniken die Pre-Milch für Babys „vorgekocht“ und vor Gebrauch wieder aufgewärmt werden, zu Hause aber nicht?
In Kliniken findet die Zubereitung der Babynahrung für die jeweiligen Stationen in einer Milchküche statt. Dort herrschen besonders strenge Hygienemaßnahmen und Prüfverfahren zur Qualitätskontrolle. Um die Eintragung von Bakterien zu vermeiden, wird die Nahrung mit sterilisierten Utensilien hergestellt. Die Mischung wird mit abgekühltem, raumtemperiertem Wasser zubereitet. Die fertige Nahrung wird anschließend innerhalb ganz kurzer Zeit auf unter 5°C abgekühlt und aufbewahrt. Eine Vermehrung von Bakterien ist unter diesen Bedingungen schließlich kaum möglich. Für ganz empfindliche Babys (immungeschwächte Kinder oder Frühgeborene) wird Nahrung verfüttert, die steril hergestellt sowie verpackt wurde, sogenannte Fertigfläschchen.
Wie lange darf man Babymilch im Flaschenwärmer warm stellen?
Fertige Flaschenmilch sollte übrigens nicht länger als 2 Stunden auf Trinktemperatur gehalten werden. Gleiches gilt für das „Stehenlassen“ bei Raumtemperatur. Auch die Aufbewahrung von fertig zubereiteter Flaschennahrung in Thermoskannen ist indes ungeeignet.
Alternative für die Reise:
Zur Vorbereitung heißes Wasser in Thermoskanne füllen und portioniertes Pulver in Flasche(n) füllen. Erst vor dem eigentlichen Gebrauch mischen und verfüttern.
Alternative für die Nacht:
Flaschennahrung mit abgekochtem, abgekühltem Wasser (Raumtemperatur) anrühren und sofort in den Kühlschrank stellen, Aufbewahrung bei <5°C für maximal 24 Stunden. So kommen vorhandene Bakterien gar nicht erst zu massenhafter Vermehrung. Vor Gebrauch auf Trinktemperatur erwärmen.
Alternative für langsam oder schlecht trinkende Kinder:
Zubereitung wie für die Nacht, dann aber jeweils nur kleine Mengen entnehmen und aufwärmen. Wenn das Kind „nachholen“ möchte, weitere Portion entnehmen und aufwärmen. Dies gilt übrigens auch für die Verfütterung von Trinkbreien/Babybreien.
Ideale Position für die Flaschenfütterung
Viele Mütter machen sich Sorgen, dass ihr Baby, wenn sie es nicht an ihrer Brust stillen, mit Zärtlichkeit, Körperkontakt und Aufmerksamkeit zu kurz kommt. Das muss nicht sein. Eine Fütterung mit der Flasche kann für Mutter/Vater und Baby durchaus intim und infolgedessen erfüllend sein.
- Legen Sie ihr Baby zur Fütterung immer in Ihren Arm oder auf Ihren Schoß. Auf diese Weise nimmt es Ihren Duft und Ihre Körperwärme wahr.
- Halten Sie unbedingt Augenkontakt mit ihrem Baby und sprechen Sie mit ihm während der Fütterung. So können Sie Babys Reaktionen und Empfindungen schnell wahrnehmen und reagieren.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit mit einem zufriedenen, satten Baby.
Quellen:
https://www.bfr.bund.de/cm/343/empfehlungen-zur-hygienischen-zubereitung-von-pulverfoermiger-saeuglingsnahrung.pdf
https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_saeuglingsnahrung-1184.html
https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/babynahrung-4522.html
https://www.eltern.de/baby/gesundheit-und-ernaehrung/babymilch.html
https://www.gesund-ins-leben.de/inhalt/zubereitung-der-saeuglings-milch-nahrung-29749.html
https://www.ernaehrung-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Empfehlungen/Milch+und+Milchprodukte+fuer+kleine+Kinder