Brustwarzen-Piercing: Antworten zu Schwangerschaft und Stillen

Über Schönheit lässt sich bekanntlich streiten: Was die Einen für schön erachten, finden die Anderen geradezu abstoßend. Piercing erlebt in den letzten Jahren einen ungeheuren Aufschwung bei Alt (!) und Jung. Dabei wird an einer ausgesuchten Stelle die Körperoberfläche durchstochen und mit einem Schmuckelement verziert. Dadurch soll die Schönheit des Körpers unterstrichen werden. Bei Frauen beliebt ist nach wie vor auch das Brustwarzen-Piercing.

Brustwarzen-Piercing

Mira, eine 21 jährige Frau, fühlt sich anders als üblich und vermutet, dass sie schwanger ist. Ihre Frauenärztin bestätigt nach der Untersuchung ihre Ahnung. Die Ärztin verweist auf ihr Brustwarzen-Piercing und rät ihr, es schnellstmöglich zu entfernen. Welche möglichen Auswirkungen ein Brustwarzen-Piercing auf Schwangerschaft und Stillen haben kann, wird in unserem Artikel beschrieben.

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Wenn ich das gewusst hätte…

Ist eine Frau schwanger, sollte sie ihr Piercing sofort entfernen. Während einer Schwangerschaft verändert sich die Brust durch hormonelle Einflüsse sehr massiv in ihrem Aufbau. Sie bereitet sich auf ihre Funktion, das Baby mit dem Goldstandard zu versorgen, vor. Das Brustgewebe lockert sich auf, Milchdrüsengewebe nimmt zu und die Milchgänge wachsen. Das gibt Hoffnung auf positive Veränderung. Möglicherweise heilen unter diesem hormonellen Einfluss auch Gewebsdefekte aus ohne zurückbleibende Folgen. Letzteres ist aber nach meinem derzeitigen Wissensstand bisher nicht wissenschaftlich erforscht und deswegen auch nicht belegt.

Wunderwerk Brustwarze

Die Brustwarze ist der vorderste Teil des Warzenvorhofs. Sie besteht aus glatter Muskulatur, die von Haut überzogen und mit vielen sensiblen Nervenenden ausgestattet ist. Das merkt jede Frau bei einer Berührung. Die Brustwarze reagiert sofort, indem sie sich aufrichtet. Diese Reaktion ist eine sehr gute Voraussetzung, wenn die Frau ihr Baby stillen möchte, weil es sich daran festsaugt.

Brustwarzen-Piercing

Auf der Oberfläche der Brustwarze münden acht bis 12 Milchgänge, die für den Transport der Muttermilch aus dem Drüsengewebe wichtig sind. Wenn nicht gerade durch das Kuschelhormon Oxytocin ein Milchspendereflex eingesetzt hat, sind diese Gänge verschlossen.

Auswirkungen eines Brustwarzen-Piercings

Ohne dass man eine medizinische Ausbildung erhalten hat, reicht die Vorstellungskraft nach der Beschreibung aus, um sich mögliche zukünftige Folgen auszumalen:

  • Verletzung sensibler Nervenenden mit Narbenbildung
    Folge: Stillprobleme
  • Verletzung oder Durchtrennung von Milchgängen mit Narbenbildung
    Folge: Milchstau, Brustentzündung (auch ohne Stillen möglich!)
  • Vorzeitige Wehen, wenn das Piercing erst während der (möglicherweise noch unerkannten) Schwangerschaft vorgenommen wird

Prof. Dr. Christian Gnoth, einer der führenden deutschen Reproduktionsmediziner, warnte in einem kürzlich stattgefundenen Gespräch vor den Folgen des Brustwarzen-Piercings: „Die Brustdrüse ist wie jedes andere im Körper vorkommende Drüsengewebe sehr empfindlich gegenüber eindringenden Krankheitskeimen. Sie können nachfolgend schmerzhafte Entzündungen verursachen und sogar zu Eiteransammlungen im Gewebe führen. Dann ist eine Operation, die immer Narben im Drüsengewebe hinterlässt, unumgänglich.“

Merke: Wenn eine junge Frau gern ein Kind(er) haben und stillen möchte, ist ihr
vom Brustwarzen-Piercing dringend abzuraten.

Manchmal entwickelt sich der Kinderwunsch einer Frau ja erst im Laufe der Jahre, wenn beispielsweise im Freundeskreis die Babys „purzeln“ oder sie endlich ihren Traumpartner gefunden hat. Deshalb ist es am besten, wenn sie gar nicht erst ein Brustwarzen-Piercing vornehmen lässt.

Wenn es mit dem Stillen nicht klappt

Dann gibt es in unseren Breitengraden glücklicherweise immer noch Pre-Nahrung für neugeborene Babys im Supermarkt zu kaufen. Wird das Baby mit der Flasche ernährt, ist wichtig, dass es dabei Körperkontakt mit seiner Mama hat. Sie kann ihm auf diese Weise Geborgenheit vermitteln und ihre Liebe zeigen.

Quellen:
Persönliches Gespräch mit Prof. Dr. med. Christian Gnoth, Dozent an der Universität Köln
Aufzeichnungen der Weiterbildung zur IBCLC

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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