In diesem Artikel
Wie meistens im Leben sind die Dinge bei Kindern etwas komplizierter als bei Erwachsenen. So auch bei der Blutdruckmessung. Kinderärzte nutzen spezielle dazu Perzentilenkurven. Diese sind abhängig von
- der Körpergröße,
- dem Alter sowie
- dem Geschlecht Ihres Nachwuchses.
Säuglinge haben das kleinste Blutgefäßsystem und somit den niedrigsten Blutdruck. Mit dem Wachstum steigt er kontinuierlich an und ab einem Alter von 18 Jahren gelten offiziell die Werte für Erwachsene als Normwerte. Die Kurven funktionieren genauso wie die Wachstumskurven, die Sie aus dem gelben Vorsorgeheft Ihres Kindes kennen. Ein Blutdruckwert auf der 75. Perzentile bedeutet, dass die Werte von 75 Prozent der Mädchen oder Jungen im selben Alter in Deutschland gleich oder niedriger liegen und 25 Prozent höhere Werte haben. Auf diese Weise kann der Mediziner Werte vergleichen und beurteilen. Alle Blutdruckwerte, die unter der 90. Perzentile liegen, gelten als normal und unbedenklich. Zwischen der 90. und der 95. Perzentile liegen hochnormale Werte und darüber spricht der Kinderarzt von einem zu hohen Blutdruck.
Bluthochdruck ist auch bei Kindern möglich
Eine Hypertonie (Bluthochdruck) kann schon Säuglinge betreffen. Generell ist die Erkrankung im Kindesalter aber sehr selten. Dabei wird zwischen zwei Arten unterschieden:
- Eine primäre oder essenzielle Hypertonie besteht ohne erkennbare Ursache oder zugrundeliegende Erkrankung. Ein erhöhtes Risiko besteht für Jugendliche, die ein zu hohes Körpergewicht mit sich herumtragen. Kinderärzte sehen es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, die betroffenen Kinder zu den Themen gesunde Ernährung und Bewegung zu beraten, um das Körpergewicht und den Blutdruck zu normalisieren.
- Bei einer sogenannten sekundären Hypertonie leidet Ihr Kind an einer Grunderkrankung und der Bluthochdruck repräsentiert ein typisches Symptom. Kranke Nieren können dahinterstecken, da sie entscheidend an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sind. Ursachen für Bluthochdruck können auch in der Aortenisthmusstenose (eine Einengung eines der größten Blutgefäße), einer Nebennierenerkrankung oder einer Überfunktion der Schilddrüse liegen.
So misst der Kinderarzt bei Ihrem Kind den Blutdruck
Mit dem fünften Lebensjahr geht es los. Wenn Sie mit Ihrem Kind zur gesetzlichen Vorsorgeuntersuchung zum Kinderarzt gehen, werden die Blutdruckwerte gemessen. Ihre Tochter oder Ihr Sohn sitzt auf der Untersuchungsliege oder auf einem Stuhl und der Kinderarzt benutzt eine Blutdruckmanschette, die genau die richtige Größe für das Alter des Patienten hat. Gemessen wird an beiden Oberarmen, entweder elektronisch oder mit der Hand. Einige Kinder mögen den starken Druck beim Aufblasen der Manschette nicht, lassen sich aber ablenken. Sind die Werte nicht in Ordnung, kann der Kinderarzt die Messung zunächst wiederholen. Oder er verlegt sie in ein anderes Setting, gibt Ihnen zum Beispiel ein Gerät mit nach Hause. So kann Stress durch die Situation in der Praxis und ein fälschlich erhöhter Blutdruckwert vermieden werden.
Tipp: Um Ihrem Kind die Angst vor dem Kinderarzt zu nehmen, sprechen Sie am besten schon im Vorfeld über die Situation. Zeigen Sie Ihrem Nachwuchs ein Blutdruckmessgerät, zum Beispiel in der Apotheke, und schauen Sie gemeinsam Bücher zum Thema an.
Woher Sie wissen, dass Ihr Kind erhöhte Blutdruckwerte hat
Mäßig erhöhte Blutdruckwerte fallen nur bei einer Routinemessung auf. Sie verursachen nicht gleich Beschwerden bei den betroffenen Kindern. Bleibt die Erkrankung unentdeckt, kann sie sich in einem späteren Stadium durch deutlichere Symptome bemerkbar machen.
Fragen Sie Ihren Kinderarzt um Rat, wenn Sie den Verdacht auf Bluthochdruck bei Ihrem Kind haben.
Blutdruckwerte für Kinder
Ab wann bei einem Kind im Alter zwischen 3 und 12 Jahren zu hoher Blutdruck vorliegt (P ≥ 95), entnehmen Sie bitte der nachfolgenden Tabelle.
Jungen | Mädchen | |||||
Alter | Körpergröße in cm | systolisch | diastolisch | Körpergröße in cm | systolisch | diastolisch |
3,5 | 95 | 108,8 | 68,8 | 94 | 108,0 | 69,7 |
101 | 109,8 | 69,9 | 100 | 109,4 | 70,7 | |
108 | 110,8 | 70,9 | 106 | 110,9 | 71,7 | |
4,5 | 101 | 108,8 | 69,2 | 100 | 108,2 | 70,0 |
108 | 110,0 | 70,2 | 107 | 110,0 | 71,0 | |
115 | 111,2 | 71,3 | 114 | 111,7 | 72,0 | |
5,5 | 107 | 109,2 | 69,7 | 107 | 109,0 | 70,4 |
115 | 110,5 | 70,7 | 114 | 111,0 | 71,4 | |
123 | 111,9 | 71,7 | 122 | 113,0 | 72,4 | |
6,5 | 113 | 109,8 | 70,2 | 112 | 109,9 | 70,9 |
121 | 111,3 | 71,2 | 121 | 112,2 | 71,9 | |
130 | 113,0 | 72,3 | 129 | 114,5 | 72,9 | |
7,5 | 119 | 110,9 | 70,9 | 118 | 111,1 | 71,4 |
128 | 112,6 | 71,9 | 127 | 113,6 | 72,4 | |
137 | 114,4 | 72,9 | 135 | 116,2 | 73,4 | |
8,5 | 124 | 112,1 | 71,7 | 123 | 112,6 | 72,1 |
134 | 114,1 | 72,7 | 132 | 115,3 | 73,1 | |
143 | 116,1 | 73,7 | 143 | 118,1 | 74,0 | |
9,5 | 129 | 113,6 | 72,6 | 128 | 114,2 | 72,8 |
139 | 115,8 | 73,6 | 138 | 117,2 | 73,8 | |
149 | 118,2 | 74,6 | 149 | 120,2 | 74,8 | |
10,5 | 133 | 115,4 | 73,7 | 133 | 116,3 | 73,6 |
144 | 117,9 | 74,7 | 144 | 119,4 | 74,6 | |
155 | 120,6 | 75,7 | 155 | 122,5 | 75,6 | |
11,5 | 137 | 117,4 | 74,8 | 140 | 118,7 | 74,5 |
149 | 120,4 | 75,8 | 151 | 121,7 | 75,5 | |
162 | 123,5 | 76,8 | 162 | 124,9 | 76,4 |
Quelle: Eigene Darstellung nach https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/referenzperzentile/blutdruck.pdf?__blob=publicationFile
Wenn die Blutdruckwerte bei Ihrem Kind zu niedrig sind
Vergleichbar mit Erwachsenen ist auch bei Kindern eine Hypotonie (erniedrigter Blutdruck) kein Grund zur Sorge. Sie hat keine negativen Auswirkungen auf das Blutgefäßsystem oder innere Organe. Dennoch können zu niedrige Blutdruckwerte Ihr Kind in seinem täglichen Leben beeinträchtigen. Es klagt vielleicht über Schwindel, wenn es zu schnell aufsteht oder fällt sogar gelegentlich in Ohnmacht. Ihnen kann auffallen, dass seine Hände zittern und es außergewöhnlich blass aussieht. Auch hinter Konzentrationsstörungen und lähmender Müdigkeit kann sich eine Hypotonie verbergen.
Flüssigkeit kann helfen
Eine altersentsprechende Trinkmenge und viel Bewegung kann die Blutdruckwerte wieder in den Normbereich heben. Regelmäßige Mahlzeiten sind ebenfalls wichtig. Ihr Kind befindet sich mitten im Wachstum und braucht Energie. Lassen Sie die Beschwerden von Ihrem Kinderarzt abklären, der auch feststellen kann, ob es sich vielleicht um die Symptome einer Erkrankung wie Blutarmut (Anämie) oder eine Störung des Hormonhaushalts handelt.
Quellen:
Thomas Baumann; Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015.
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban & Fischer, München 2009.