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Frauen haben eine sehr kurze Harnröhre. Daher ist der Weg für Keime von außen in die Blase relativ unkompliziert. Männer erkranken im Vergleich dazu nicht so rasch an einer Blasenentzündung. Ärzte sprechen auch von einer Zystitis oder von einer Harnwegsinfektion, kurz HWI. In der Regel handelt es sich bei gesunden Menschen um eine unkomplizierte Erkrankung, die der Arzt rasch behandeln kann. Unangenehme oder gefährliche Folgeerscheinungen haben Sie dabei nicht zu erwarten. Liegen Fehlbildungen der Harnwege vor, kann ein Keim allerdings bis in die Nieren aufsteigen und dort erheblichen Schaden anrichten.
Das Ansteckungspotenzial einer Blasenentzündung
Was die Ansteckungsgefahr betrifft, können Sie eine Infektion der Harnwege nicht mit einem Schnupfen oder einer Grippe vergleichen. Blasenentzündungen können verschiedene Erreger als Ursache haben:
- Bakterien (häufig Escherichia coli aus dem Darm)
- Pilze (selten)
- Viren und Parasiten (sehr selten)
In vielen Fällen entsteht die Erkrankung aufgrund einer Verunreinigung des Harnröhreneinganges. Bei Frauen liegen After und Harnröhre sehr eng beieinander. Ein falsches Abwischen auf der Toilette kann zum Beispiel E.coli-Bakterien, die sich auch bei gesunden Menschen im Stuhlgang befinden, in die Harnröhre verschleppen. Von dort wandern die Keime in die Blase und können in dem eigentlich sterilen Organ eine Entzündung auslösen. Genau genommen hat sich die Patientin selbst mit dem Keim infiziert. An andere Menschen kann sie ihn nicht so einfach weitergeben. Schon kleinen Mädchen sollten die Eltern aber beibringen, sich nach dem Gang zur Toilette immer „von vorne nach hinten“ abzuwischen.
Bakterielle Blasenentzündung durch Geschlechtsverkehr
Sex kann das Risiko für eine Zystitis bei Frauen erhöhen. Eine sorgfältige Genitalhygiene vor dem Geschlechtsverkehr reduziert die Gefahr, dass der Mann Bakterien in die Harnröhre verschleppt. Besonders wichtig ist die Hygiene nach dem Analverkehr. Paare sollten danach das Kondom wechseln oder der Mann sollte sich gründlich waschen, um eine Infektion der Scheide oder der Blase durch Darmbakterien zu verhindern.
Andere Keime sind selten die Ursache
Neben Bakterien können auch Pilze, Viren und Parasiten Blasenentzündungen verursachen. Diese Keime sind ebenfalls ansteckend, machen aber nur einen sehr geringen Teil des Erregerspektrums der Erkrankung aus.
Ansteckungsgefahr auf der Toilette
Die Weitergabe einer Blasenentzündung direkt von Mensch zu Mensch kommt praktisch nicht vor. Wie sieht es aber aus, wenn Sie die Toilette mit einem erkrankten Menschen teilen oder eine öffentliche Toilette benutzen? Bakterien, Viren und Pilze können sich auf dem Toilettenring, der Spülung und dem Türgriff befinden und bei Kontakt einen Menschen besiedeln. Ob dadurch später tatsächlich eine Infektion erfolgt, ist ungewiss. Achten Sie einfach für sich selbst auf ein hygienisches Verhalten im Badezimmer und säubern Sie fremde Toiletten gründlich vor der Benutzung.
Alternativ setzen Sie sich nicht auf den Toilettensitz und waschen sich in jedem Fall im Anschluss gründlich die Hände mit Seife. Ein Patient, der akut an einer Blasenentzündung leidet, kann die Keime so lange über den Urin ausscheiden, bis sie mit einem Antibiotikum über mindestens 24 bis 48 Stunden behandelt sind. Bei einer Pilzinfektion ist die Ansteckungsgefahr erst nach mindestens drei Tagen Behandlung gebannt.
Tipp: Sind Sie anfällig für Blasenentzündungen, kann der regelmäßige Genuss von Cranberrysaft einer erneuten Infektion vorbeugen. Dem Präparat aus der Natur wird nachgesagt, dass es bestimmten Bakterien (uropathogene E.coli), die häufig für Harnwegsinfekte verantwortlich sind, die Bindung an die Zellen in der Blase erschwert. Kapuzinerkresse und Meerrettich wirken durch spezielle Glykoside desinfizierend.
Quellenangaben:
Richard Hautmann, Hartwig Huland; Urologie; Springer-Verlag, Heidelberg 2013.
Manfred Kaufmann, Serban-Dan Costa, Anton Scharl; Die Gynäkologie; Springer-Verlag, Heidelberg 2013.
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/harnwegs-infektionen/article/938709/bakterielle-zystitis-antibiotika-nicht-erste-wahl.html