In diesem Artikel
Das Wichtigste auf einem Blick:
- eine Bindehautentzündung ist hoch ansteckend
- um eine Ansteckung innerhalb der Familie zu vermeiden, sollte jedes Mitglied ein eigenes Handtuch verwenden
- die bakterielle Entzündung kann schneller bekämpft werden als eine virale
- so verhält es sich auch mit der Ansteckungsgefahr:
- wird die bakterielle Entzündung mit Antibiotika 3 Tage lang behandelt, ist sie nicht mehr ansteckend
- die virale Bindehautentzündung ist solange ansteckend, wie der Betroffene Symptome am Auge zeigt
- obwohl eine Konjunktivitis auch ohne ärztliche Behandlung wieder verschwinden kann, ist es ratsam, den Kinderarzt aufzusuchen
Wie Sie eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) erkennen
Die Bindehaut liegt wie eine Hülle um den Augapfel herum und verbindet ihn mit den Augenlidern. Ist sie entzündet, rötet sie sich deutlich und produziert vermehrt Sekret. Das Sekret kann schleimig oder eitrig sein, läuft über den Lidrand aus dem Auge heraus und bildet beim Trocknen krümelige gelbe Verkrustungen. Kinder schmieren den Schleim unkontrolliert von Auge zu Auge, sodass sich die Bindehautentzündung rasch ausbreiten kann.
Weitere Symptome:
- geschwollene Augenlider
- Fremdkörpergefühl
- Jucken
- Brennen
- deutliche Lichtscheu
Ansteckungsgefahr
Sehr oft verursachen Viren oder Bakterien eine Konjunktivitis und beide sind sehr ansteckend. Schon bevor die ersten Symptome auftreten, kann Ihr Kind die Keime mit seiner Tränenflüssigkeit weitergeben. Im Kindergarten oder in der Schule verbreitet sich eine Bindehautentzündung rasend schnell, weil sich die erkrankten Kinder unwillkürlich an die Augen fassen und das infektiöse Sekret dann an Spielsachen oder Türklinken schmieren. Auch innerhalb der Familie besteht hohe Ansteckungsgefahr. Häufiges Händewaschen und ein eigenes Handtuch für jedes Familienmitglied kann helfen. Waschen Sie die Handtücher bei 60 Grad Celsius und wechseln Sie anfangs den Kopfkissenbezug des kleinen Patienten jeden Morgen. Haben Sie eine bakterielle Bindehautentzündung volle drei Tage antibiotisch behandelt, ist die Gefahr vorbei. Bei einem Virus ist Ihr Kind erst dann nicht mehr ansteckend, wenn an den Augen keine Auffälligkeiten mehr zu sehen sind. Das kann etwas Geduld kosten, denn das Immunsystem kann mehrere Wochen benötigen, um ein Virus endgültig zu bekämpfen.
Dauer der Entzündung
Eine virale Konjunktivitis kommt plötzlich, wird ein paar Tage lang schlimmer und bessert sich dann langsam. Nach circa zwei Wochen sind die Augen auch ohne Medikamente wieder gesund. Handelt es sich um eine bakterielle Bindehautentzündung, heilen auch circa 60 Prozent der Fälle spontan ab. Es können sich aber trotzdem Komplikationen entwickeln. Haben Sie den Verdacht, dass sich Ihr Kind mit einer Bindehautentzündung angesteckt hat, gehen Sie bitte mit ihm zum Kinderarzt oder zum Augenarzt.
Mögliche Ursachen
- Eine Infektion durch Viren, Bakterien oder Pilze ist die Ursache für die infektiöse Form der Konjunktivitis. Einen besonderen Fall stellen hier die Chlamydien dar. Das atypische Bakterium lebt in den Schleimhäuten der Menschen und kann auch die Augen befallen. Dagegen hilft eine antibiotische Therapie über drei Wochen, die das Risiko von Schäden an der Hornhaut, durch Ausbreitung der Keime, minimiert.
- Eine weitere Form ist die allergische Bindehautentzündung. Sie tritt häufig in Kombination mit einem Heuschnupfen auf.
- Bleibt eine Verletzung der Bindehaut unbemerkt, kann sich durch den Reiz ebenfalls eine Bindehautentzündung entwickeln.
- Liegt bei Ihrem Kind eine unentdeckte Fehlsichtigkeit vor, kann durch das permanent angestrengte Sehen auch eine Konjunktivitis entstehen.
Komplikationen
In den meisten Fällen verläuft eine Bindehautentzündung bei Kindern völlig komplikationslos. Da aber selten auch gravierende Probleme auftreten können, stellen Sie Ihr Kind zu Beginn der Erkrankung lieber beim Kinderarzt vor. Experimente mit Augentropfen aus der Apotheke können im schlimmsten Fall Narben auf der Bindehaut oder Hornhautgeschwüre nach sich ziehen. Sind Bakterien die Ursache, können sie sich bis auf die Augenlider und die Augenhöhle ausbreiten. Je jünger die Kinder sind, desto höher ist hier das Risiko.
Wie der Arzt eine Bindehautentzündung behandelt
Anhand der typischen Symptome erkennt der Kinderarzt, ob bei einer Bindehautentzündung antibiotische Augentropfen notwendig sind oder nicht. Ist es fraglich, ob Bakterien mit im Spiel sind, kann er mit einem dünnen Wattestäbchen einen Abstrich der Bindehaut machen und ihn im Labor auf Keime untersuchen lassen. Eventuell behandelt der Mediziner Ihr Kind auch erst mit Tränenersatztropfen oder anthroposophischen Euphrasia-Augentropfen. Bessert sich der Befund innerhalb von drei Tagen nicht, verschreibt er antibiotische Tropfen. Bei Säuglingen hilft auch eine antibiotische Augensalbe, da sie die Tropfen schnell aus dem Auge reiben können. Häufig verwendete Wirkstoffe sind
- Gentamicin,
- Ofloxacin,
- Kanamycin und
- Erythromycin
Die Behandlung dauert sieben bis zehn Tage. Bitte geben Sie die Tropfen nach Anweisung des Arztes einmal oder mehrfach über den Tag verteilt in beide Augen.
Tipp zur Anwendung von Augentropfen: Halten Sie den Kopf Ihres Kindes auf dem Schoß, während es nach oben schaut. Der kleine Patient schließt seine Augen und Sie tropfen das Medikament in beide innere Augenwinkel, neben die Nase. Blinzelt das Kind jetzt, fließen die Tropfen einfach in die Augen.
Wie Sie die Heilung unterstützen können
In der Apotheke oder der Drogerie können Sie sterile 0,9%ige Kochsalzlösung kaufen. Sie ist wie die Tränenflüssigkeit zusammengesetzt und brennt nicht in den Augen. Mit dieser Lösung tränken Sie eine saubere Kompresse oder ein Wattepad und reinigen ganz vorsichtig die Ränder der verschmierten Augenlider. Auch Krusten lassen sich so nach etwas Einweichen schmerzlos lösen. Alternativ wirkt auch sauberes warmes Wasser mit einem Tropfen Babyshampoo. Der gern genutzte Kamillentee kann unangenehme allergische Reaktionen am Auge auslösen.
Quellen:
E.Schönau, E.G. Naumann, A.Längler, J. Beuth (Hrsg.); Pädiatrie integrativ,
Konventionelle und komplementäre Therapie; Urban und Fischer; München; 2005
Gerhard K. Lang, Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008