Mein Baby will tagsüber nicht einschlafen – was tun?

Babys machen gern die Nacht zum Tag, oder auch andersherum. Wenn Babys auch tagsüber nicht einschlafen wollen bringt das frischgebackene Eltern schnell an ihre Belastungsgrenze. Auch richtiges Schlafen will gelernt sein. Wir zeigen, wie Eltern ihrem Baby dabei helfen können.

Baby will tagsüber nicht schlafen

Mit einem Baby beginnt oft eine recht anstrengende Zeit für junge Familien. Sich um das Kleine zu kümmern, mit ihm zu spielen, es zu füttern, zu baden, zu wickeln usw. ist nahezu ein, wenn auch sehr schöner, „Vollzeitjob“. Ein paar ruhige Minuten bieten sich den Eltern oft nur in den Schlafenszeiten des Babys. Umso wichtiger ist, dass das Kleine wirklich entspannt schlummert, sowohl tagsüber, als auch in der Nacht. Doch manche Kinder halten nicht allzu viel von Tagesschläfchen, schließlich ist die Welt ringsum sehr spannend. Wie man den Babyschlaf unterstützen kann, auch tagsüber, erfahren Sie hier.

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Der Tagesrhythmus

Ein regelmäßiges Schlafverhalten entwickelt sich bei den Babys etwa mit vier bis sechs Wochen. Ab da halten Babys einen gewissen Rhythmus zwischen Nacht- und Tagschlafphasen ein. Dabei nimmt der Anteil des Nachtschlafes zu und die Tagschlafzeiten werden weniger.

Die Tagesstruktur

Wie in vielen Lebensbereichen ist eine Tagesstruktur auch für Babys wichtig. Sie gibt ihnen Sicherheit und Orientierung im Alltag und beruhigt extrem, gerade wenn das Kleine tagsüber viel Neues entdeckt und lernt – das Gehirn hat damit genug zu tun. Tagesstruktur bedeutet:

Feste …

  • letzte Stillmahlzeit abends – diese bestimmt die
  • Aufstehzeit
  • Essenszeiten (ab Breiphase)
  • Mittagsschlafzeit
  • Abendschlafzeit

Anfangs schläft das Baby immer zwischen den Mahlzeiten. Diese Schlafphasen werden aber weniger. Ab etwa sechs Monaten haben die Kleinen meist noch zwei Tagesschläfchen und einen langen Nachtschlaf. Je älter das Kind wird, umso weniger Tagschlaf wird benötigt. Ca. um das erste Lebensjahr herum ist der Mittagsschlaf der einzige Schlaf tagsüber, dafür schläft das Kind nachts lange – etwa 10 bis 12 Stunden.

Ausgewogene Aktivitäten

Natürlich ist Lernen, Beschäftigen, fördern für das Kind sehr wichtig und unterstützt seine Hirnentwicklung. Aber Achtung! Überreizte Kinder schlafen nicht gut. Sie können sich nicht entspannen und in den Schlaf finden, Deshalb: Achten Sie auf eine

  • Ausgewogene Ballance zwischen Bewegungsspielen und Aufmerksamkeitsspielen
  • Spaziergänge, Aufenthalt und Spiel in der Natur
  • Singen und Kinderreime bieten oft gute Rituale zum Einschlafen

Das Einschlafritual

Das Einschlafritual signalisiert dem Kind, dass der Tag/Tagesabschnitt jetzt beendet ist und die (Nacht)ruhe beginnt. Es ist günstig, sich an eine bestimmte Struktur zu halten, da diese dem Kind Sicherheit und Halt vermittelt. Das Abendritual kann beinhalten:

  • Feste Schlafenszeit
  • Beruhigendes Babybad/Körperhygiene
  • Kleidung wechseln/Schlafsack anziehen
  • Individuelles Gute-Nacht-Ritual
Einschlafritual
Lesen Sie Ihrem Kind zum Einschlafen eine Geschichte vor oder schauen Sie sich gemeinsam ein Bilderbuch an. Das entspannt viele Kinder.

Das Ritual für den Mittagsschlaf könnte folgendermaßen aussehen:

  • Feste Essenszeit für Mittagessen
  • Körperhygiene
  • Schlafsack
  • Lied oder Fingerspiel

Blaues Licht vermeiden

Vor dem Zubettgehen sollte unbedingt blaues Licht durch Fernseher, Smartphone, Computer vermieden werden. Dieses Licht bremst die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Das Schlafzimmer sollte während des Babyschlafes (etwas) abgedunkelt werden.

Urvertrauen stärken

Das Kind wird mit einem Urvertrauen geboren. Das heißt, es hat die Gewissheit, dass man sich um es kümmert, dass immer jemand da ist und ihm immer geholfen wird, wenn es etwas benötigt. Deshalb sollten Eltern immer reagieren, wenn sich das Kleine meldet. Mit ihm sprechen, es streicheln oder kurz hochnehmen ist wichtig als Rückmeldung für das Kind, dass es eben nicht allein ist. Doch Vorsicht ist geboten, denn diese Art der Hinwendung sollte nicht direkt zum Einschlafritual werden. Denn tief in der Nacht werden genau diese Dinge vom Kind wieder eingefordert.

Selbstberuhigung fördern

Ungute Einschlafrituale sollten vermieden werden. Ungünstig heisst in dem Fall alles, was das Baby mit dem nicht selbstständigen Einschlafen verbindet: z.B.

  • ein Elternteil bleibt am Bett sitzen, hält Händchen bis das Kind eingeschlafen ist
  • an der Brust einschlafen – das Stillen sollte vom Einschlafen entkoppelt werden
  • Herumtragen, Kinderwagen fahren zum Zweck des Einschlafens

Das Kind schläft mit diesem „Bild“ ein. Wenn es nachts in den Halbschlafphasen feststellt, dass es allein ist, nicht mehr an der Brust liegt oder nicht mehr geschaukelt wird, bekommt es Angst und will genau diesen beruhigenden Zustand wiederherstellen – es schreit, weil es nicht wieder ohne diese Hilfen in den Schlaf findet. Deshalb gilt: Selbstberuhigung fördern. Dies erlernt das Kind, indem Eltern nicht bei jedem kleinen Pieps hineilen sondern erst mal kurz abwarten. Vielleicht hat das Baby etwas geträumt oder eine kleine Darmbewegung drückt kurz und es beruhigt sich gleich wieder. Manche Kinder nuckeln an Fingern oder der Faust, manche bewegen ihr Köpfchen rhythmisch, manche machen knurrende oder summende Laute, um sich zu beruhigen. Diese Dinge helfen dem Kind auch zwischendurch, von selbst wieder in den Schlaf zu finden. Auf Weinen sollten Eltern jedoch immer reagieren.

Keine Nachtmahlzeit mehr

Ab etwa 6 Monaten benötigt ein Kind nachts keine Mahlzeit mehr. Denn nachts essen heißt, auch nachts verdauen. Damit ist der Schlaf so manches Mal gestört: erst durch die Darmtätigkeit, dann durch den Windelinhalt bzw. das notwendige Wickeln.

Den Tagschlaf kürzen

Das Schlafbedürfnis ändert sich mit zunehmendem Alter. Gewöhnlich benötigen

  • Kinder ab vier Monaten 12 bis 16 Stunden schlafen,
  • Ein- bis Zweijährige 11 bis 14 Stunden,
  • Drei- bis Fünfjährige 10 bis 13 Stunden und
  • Sechs- bis Zwölfjährige neun bis zwölf Stunden Schlaf.

Wenn das Kleine tagsüber müde wird, darf es ruhig schlafen, denn überdrehte Kinder sind selten gut gelaunt und leiden unter gestörtem Nachtschlaf. Damit das Kind jedoch am Mittag nicht zu lange schläft, kann es aber durchaus geweckt werden, damit der Nachtschlaf nicht zu kurz ausfällt. Orientierung bilden dabei die oben angegeben Schlafzeiten.

Müdigkeitssignale

Jedes Kind zeigt Signale, wenn es müde ist:

  • Ohren reiben
  • Augen reiben
  • Gähnen
  • Ningeln/ Quengeln

Baby müde

Diese Müdigkeitssignale sollten beachtet werden. Wird diese Phase übergangen, wird das Kind richtig überreizt und ist dann völlig übermüdet und schlaflos. Bis zum nächsten „Schlaffenster“, also die Zeitspanne, in der das Kind bereit ist, in den Schlaf zu gleiten, vergehen sehr oft 1 bis 1,5 weitere Stunden. Also lieber nicht verpassen, wenn das Baby zum Schlafen bereit ist!

Der richtige Schlafplatz

  • Eigenes Bett im Zimmer der Eltern
  • Neue, feste Matratze
  • Raumtemperatur 16 – 18°C
  • Gut durchlüftet, kein Zigarettenrauch
  • Rückenlage
  • Schlafsack
  • Keine Kissen, Decken, Felle, Nestchen, Plüschtiere, Stoffwindeln
  • Keine gefährlichen Gegenstände in erreichbarer Nähe (Steckdosen, Bilderrahmen, Lampen…)

Bei allen Fragen bezüglich gesundem und ungestörten Babyschlaf können Sie sich vertrauensvoll an Ihren Kinderarzt oder Ihre Hebamme wenden. Sie beraten Sie gern individuell. Ich wünsche Ihnen angenehme Tage und ruhige Nächte mit einem sehr ausgeruhten Babylein.

Quellen:
https://www.baby-und-familie.de/schlaf

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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