Baby liegt nachts wach im Bett: was tun?

Wenn Babys zur Familie gehören, werden die erholsamen Nachtstunden hin und wieder unterbrochen: die Kleinen fordern von ihren Eltern verständlicherweise Nahrung (Stillen) oder Betreuung (z.B. bei Fieber) ein. Manchmal liegt ein Baby aber auch einfach nur wach, erzählt vor sich hin oder will gar spielen – mitten in der Nacht!

Baby wach

In diesem Artikel

Wenn Ihr Baby mitten in der Nacht wach im Bett liegt und nicht schlafen will, kann das verschiedene Ursachen haben. Wieso es zu solchen Wachzeiten kommen kann und was zu tun ist, erfahren Sie in diesem Text.

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Der Schlafrhythmus eines Babys

Ein Babyschlaf verläuft, genau wie der Schlaf von Erwachsen, in verschiedenen und sich abwechselnden Schlafphasen:

  • Einschlafen – sanftes Abschalten und hinübergleiten in den Schlaf, störanfällig für Geräusche, oft mit Selbstberuhigung verbunden durch Nuckeln, Summen, Schaukeln, Fingernesteln…
  • Tiefschlaf – folgt auf das Einschlafen, dauert etwa 2 bis 3 Stunden, Erholung für das Gehirn, kaum Bewegungen, schwer erweckbar
  • Traumschlaf – löst Tiefschlaf ab, Augen bewegen sich hinter den geschlossenen Lidern sehr schnell hin und her, Gehirn ist aktiv – es träumt.

Baby schäft

Traumschlaf und Tiefschlaf wechseln sich immer wieder ab. Zwischendurch erwacht das Baby nachts unvollständig – etwa bis zu 7 Mal pro Nacht. Es bewegt sich, legt sich bequem hin und „checkt“ seine Umgebung: Ist mit mir/mit meiner Umgebung alles in Ordnung? Meist bemerken das die Eltern nicht, nur wenn das Kind zu dem Schluss kommt, dass nicht „alles in Ordnung“ ist, macht es sich bemerkbar.

Der Schlafbedarf eines Babys

Für eine gesunde Entwicklung benötigen Babys sowohl tagsüber als auch nachts Schlaf. Dabei wird mit zunehmendem Alter der Nachtschlaf immer länger und der Tagesschlaf immer weniger. Die Schlafphasen verteilen sich im Verlauf des Tages wie folgt:

  • 1 Woche alt: schläft ca. 16,5 Stunden am Tag, etwa 8,5 Stunden nachts plus 4 längere Tagesschläfchen.
  • 1 Monat alt: schläft ca. 15,5 Stunden am Tag, etwa 9 Stunden nachts plus 3 längere Tagesschläfchen.
  • 3 Monate alt: schläft ca. 15 Stunden am Tag, etwa 10 Stunden nachts plus 3 kürzere Tagesschläfchen.
  • 6 Monate alt: schläft ca. 14,5 Stunden am Tag, etwa 11 Stunden nachts plus 2 kürzere Tagesschläfchen.
  • 9 Monate alt: schläft ca. 14 Stunden am Tag, etwa 11 Stunden nachts plus 2 kurze Tagesschläfchen.
  • 12 Monate alt: schläft ca. 13,75 Stunden am Tag, etwa 11,5 Stunden nachts plus 2 kurze Tagesschläfchen.
  • 18 Monate alt: schläft ca. 13,5 Stunden am Tag, etwa 11,5 Stunden nachts plus 1 längeres Tagesschläfchen.

Achtung! Alle oben angegebenen Werte sind Durchschnittswerte aus der Schlafforschung und können natürlich von Kind zu Kind variieren.

Ursachen für Wachsein in der Schlafenszeit

Wenn ein Baby wach im Bett liegt zu einer Zeit, in der es eigentlich schlafen sollte, wären folgende Fragen zu seinem Befinden zu klären:

Baby müde

Baby ist ausgeschlafen und gar nicht müde

Babys besitzen noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus. Sie schlafen, wenn sie müde sind. Wenn ein Baby nachts wach liegt, kann es sein, dass es sich tagsüber bereits „ausgeschlafen“ hat.

Was tun: In diesem Fall ist es ratsam, das Baby aus seinen Tagesschläfchen zu wecken. Die Abkürzung der Tag-Schlafens-Zeit führt fast immer zu einem längeren Nachtschlaf. Einen ungefähren Anhaltspunkt der Schlafdauern für tags und nachts erhalten Sie im oberen Abschnitt. Auch wäre eine Auslastung tagsüber in Form von Spiel, Bewegung sowie frischer Luft förderlich für einen gesunden Nachtschlaf.

Hat das Baby Hunger?

Nicht alle Babys machen sich bei Hunger durch Schreien bemerkbar, manche Kinder liegen „nur“ wach im Bett, machen Suchbewegungen mit dem Mund, saugen am Finger oder an Gegenständen, schmatzen vor sich hin…

Stillen

Was tun: Das Baby wird (noch einmal) gestillt/gefüttert. Manchmal brauchen die Kleinen einfach noch einen Nachschlag (z.B. nach einem Bäuerchen) oder sind gerade in einem Wachstumsschub, weshalb vermehrt der Hunger zwickt. Etwa ab einem Alter von 6 Monaten benötigt ein Baby nicht mehr unbedingt eine Nachtmahlzeit. Sie kann entfallen, wenn es tagsüber ausreichende Mengen zu sich nimmt (Stillen, Milchnahrung, ggf. Breinahrung).

Ist die Windelhose volle/unbequeme?

Babys sind in ihrer Empfindlichkeit gegenüber vollen Windeln verschieden, manche tolerieren eine volle Windel, manche überhaupt nicht. Sie quengeln oder liegen wach.

Was tun: Frisch Wickeln fördert auf jeden Fall das Wohlbefinden des Kindes und verhindert das Wundwerden der empfindlichen Haut im Windelbereich. Am besten benutzt man während des Windelns in den ruhigen Nachtstunden nur ein Schlummerlicht und spielt nicht mit dem Baby, damit es durch das Wickeln nicht angeregt wird. Ältere Babys stellen ihren Stoffwechsel recht schnell auf „Tag- und Nachtbetrieb“ ein, sodass es nachts automatisch zu langen Phasen mit trockener Windel kommt.

Windel wechseln

Ist dem Baby kalt?

Die normale Körpertemperatur des Kindes liegt zwischen 36,5°C und 37,5°C. Kleine Babys sind noch nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur selbst ausreichend zu regulieren. Das Baby ist aus seiner Bauchwohnung heraus eine Körpertemperatur von etwa 37°C gewöhnt. Oft ziehen Eltern anfangs ihre Kinder viel zu dünn an, sodass es zur Untertemperatur kommt – das Baby ist unruhig und kann nicht schlafen. Es hat bläuliche Hände und eine marmorierte Haut (Äderchen sind sichtbar wie bei Marmor z.B. am Bauch), manchmal zittert es auch.

Was tun: Körpertemperatur mit einem Thermometer messen, die Kleidung und den Schlafsack des Kindes entsprechend wählen. Hilfreich könnte auch ein gewärmtes (nicht heißes!) Körnerkissen sein, welches dem Baby mit ins Bett gelegt wird. Etwa ab einem Alter von 6 Wochen ist die Gefahr für eine nächtliche Unterkühlung nicht mehr so groß.

Ist das Baby krank?

Nicht nur körperliches Unwohlsein, sondern auch verschiedene Krankheitssymptome können das Baby am Schlaf hindern.

Fieber Baby

Was tun: Fühlen Sie die Körpertemperatur des Kindes (Stirn oder Nacken), im Zweifel messen Sie mit einem Fieberthermometer nach. Haben Sie den Verdacht auf eines der folgenden Ursachen, führen Sie die entsprechenden Maßnahmen zur Linderung durch.

  • Bauchschmerzen/Verdauungsstörungen – Bauchmassage, warmes Bad, warmes (nicht heißes!) Körnerkissen
  • Durchbruch der Zähnchen – Zahnungsgel, Kühlen
  • Hautausschlag (wunde Stellen, allergische Reaktionen…) – Wundsalbe oder ärztlich verordnete Heilsalbe, Lüften, Baumwollkleidung
  • Erkältung (Husten/ Schnupfen) – Babynasentropfen (Kochsalzlösung oder ärztlich verordnete Tropfen), Inhalation, Oberkörper etwas erhöht lagern, Raumluft anfeuchten
  • Fieber (Temperatur über 38,5°C) – Trinken anbieten, dünnere Kleidung, ggf. ärztlich verordnetes Fiebermittel, Arztbesuch (Zeitpunkt je nach Dringlichkeit)

Kummer oder Sorgen beim Baby

Natürlich kann das Baby nicht mit Ihnen über sein Problem sprechen. Doch meist wissen Eltern, wenn es im Tagesablauf ihres Kindes zu aufregenden oder ängstigenden Situationen kam, die dem Baby auch nachts noch im Kopf „herumspuken“.

Baby weint

Beispiele für aufregende Situationen:

  • Teilnahme an einem Krabbelkurs oder Schwimmkurs
  • Begegnung mit einem bellenden Hund oder ähnliches
  • (Mit)Hören lauter/“krasser“ Musik
  • Sirenengeheul/andere Straßengeräusche (Müllauto, Zug…)

Was tun: Beruhigungsritual durchführen (z.B. Hochnehmen, Streicheln, mit leiser Stimme sprechen, Händchen halten, Pucken oder ähnliches). Die Eltern sind es, die dem Baby Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, auch wenn es aufregende oder ängstigende Dinge erlebt (hat).

Ich wünsche Ihnen Alles Gute!

Quelle:
A. Kast-Zahn, H. Morgenroth; „Jedes Kind kann schlafen lernen“; Obertsebrink Verlag GmbH 2004; S. 22 – 33

Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme
Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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Wanda Unger ist Diplom-Medizin-Pädagogin und Hebamme. Seit vielen Jahren begleitet sie junge Familien durch die Zeit der Schwangerschaft bis zum 1. Lebensjahr ihrer Babys. Für unser Portal schreibt sie Fachtexte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillzeit und Babypflege. Als Mutter und Hebamme ist es ihr wichtig, den Familien den Start in den Alltag mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern.
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